Gemeinnützigkeit, die wirklich wirkt
© APA/Helmut Fohringer
DOSSIERS Redaktion 17.10.2025

Gemeinnützigkeit, die wirklich wirkt

Eine neue WU-Studie zeigt: Die Bildungsstiftungen sind ein inzwischen unverzichtbarer Innovationsmotor.

WIEN. 175.000 gemeinnützige Stiftungen in ganz Europa fördern Projekte in den Bereichen Soziales, Kultur, Ökologie, Wissenschaft und Bildung mit insgesamt 76 Mrd. € jährlich. In Österreich sind 945 Stiftungen und Fonds für gemeinnützige Zwecke aktiv und investieren dabei 120 bis 130 Mio. € in das Gemeinwohl.

Bildung und Forschung
Die Förderung von Bildung und Forschung zählt zu den zentralen Anliegen von Österreichs Stifter:innen. Doch eine wissenschaftliche Betrachtung ihres Wirkens und ihrer Innovationskraft für das heimische Bildungswesen hat bislang gefehlt. Diese Lücke schließt nun eine erste Studie des NPO-Kompetenzzentrums der WU Wien im Auftrag des Verbandes für gemeinnütziges Stiften und der Innovationsstiftung für Bildung (ISB). „1774 wurde die älteste, heute noch gemeinnützig tätige, Bildungsstiftung Österreichs – die Windhag Stipendienstiftung für Niederösterreich – ins Leben gerufen, erste diese Woche die jüngste – die Stiftung ‚Unternehmerische Zukunft‘. Wenngleich sich die Schwerpunkte natürlich verschoben haben, zeigt dies wie lange der Wunsch, Bildungschancen durch private Mittel zu ermöglichen, in der Gesellschaft bereits verankert ist“, gibt Günther Lutschinger, geschäftsführender Vorstand des Verbandes für gemeinnütziges Stiften, Einblick in die historische Bandbreite von Bildung als Stiftungszweck.

Unverzichtbare Stütze
Sei es die Förderung der Bildungsforschung, von Stipendienprogrammen oder des akademischen Austauschs, gemeinnützige Stiftungen bilden heute in unterschiedlichsten Bereichen eine unverzichtbare Stütze für den öffentlichen Bildungs- und Wissenschaftssektor. Die Leistungen dieser und vieler weiterer gemeinnütziger Stiftungen erstmals auf Basis einer wissenschaftlichen Analyse sichtbar zu machen – das war der Ausgangspunkt für die heute präsentierte Studie.

945 Stiftungen bei uns aktiv
Insgesamt sind 945 Stiftungen und Fonds im Land gemeinnützig tätig. 376 davon investieren private Mittel im Themenkomplex Bildung und Forschung – nur im Bereich Soziale Dienste sind mehr Stiftungen aktiv (418).
Rund 150 Stiftungen fördern laut ihrer Urkunde explizit Bildung, wobei weitere Stiftungen, die im Rahmen unterschiedlicher Gemeinwohlprojekte auch Bildung fördern, das Spektrum noch erweitern.
Eine tiefergehende Analyse zeigt, dass der tertiäre Bildungsbereich, und im Besonderen die Förderung von Forschung und Wissenschaft, den mit Abstand bedeutsamsten Bereich darstellen – allein 104 Stiftungen und Fonds investieren in die Forschung.

72 Institutionen haben sich der allgemeinen Förderung der Bildung quer durch alle Bereiche verschrieben.
Erwachsenenbildung im Fokus
„Entlang der Ausbildungs- und Weiterbildungsstufen des österreichischen Bildungssystems lässt sich die Bedeutung der Förderung von Aktivitäten im tertiären und sekundären Bereich hervorheben. Auch engagieren sich eine Reihe von Stiftungen und Fonds in der Erwachsenenbildung oder im Kontext branchenspezifischer Aus- und Weiterbildungen. Der primäre und der elementare Bildungssektor sind als Stiftungsförderzwecke hingehen kaum anzutreffen“, sagt Studienautor Reinhard Millner.

Beim Blick auf die konkreten Förderziele fällt ins Auge, dass sich nur zwei Stiftungen in Österreich speziell dem primären und dem elementaren Bildungsbereich annehmen. Im Vergleich dazu, fördern 106 Institutionen explizit den tertiären Bildungssektor. Das zeigt, dass der Wirkungskreis von Bildungsstiftungen mit der Höhe der Ausbildungsstufe derzeit massiv zunimmt. (rk)

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