Nah&Frisch ganz  genau genommen
© Gemeinde Neutal
DOSSIERS Redaktion 26.09.2025

Nah&Frisch ganz genau genommen

Die Gemeinde Neutal denkt Nahversorgung weiter und macht aus dem Lebensmittelmarkt gleich den Mittelpunkt des Dorflebens.

Neutal denkt Nahversorgung über Nudeln und Zahnpasta hinaus. Während rund 450 Gemeinden gar keinen Nahversorger mehr haben und die Ortskerne landauf, landab auszusterben drohen, lancierte die burgenländische Gemeinde ein Leuchtturm- und Vorzeigeprojekt für seine rund 1.200 Einwohner.

Letztverantwortlicher ist Langzeitbürgermeister Erich Trummer. Seit 2002 schenken die Bürger ihm ihr Vertrauen. Das funktioniert nur, wenn man sich wirklich damit befasst, was die Menschen im Ort brauchen und wollen. „Schon vor vielen Jahren hatten wir als Gemeinde Kontakt zu Nah&Frisch. Da hatten wir noch einen Nahversorger im Ort, aber wir haben schon damals offen und ehrlich über ein Versorgungslösung gesprochen, sollte es mehr kein Geschäft im Ort geben.“ Als es dann so weit war, griff er zum Hörer.

Sein Credo: Nur wer mittel- bis langfristig denkt, ist für die großen Aufgaben unserer Zeit gerüstet. „Ein derartiges Projekt muss so nachhaltig sein, dass es auch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren noch gut ist“, gibt er zu bedenken. Ortskernbelebung, Leerstandnutzung und Ökologisierung sind nur einige Kriterien, die wir gemeinsam mit dem Kernziel Versorgungssicherheit erreichen wollten.
Entscheidend ist aber auch, dass alle, die es betrifft, die Möglichkeit bekommen, mitzuentscheiden.

Bürger mitnehmen
Es ging also zu dem erwähnten Zeitpunkt nicht nur um ein neu zu planendes Gemeindezentrum samt dem Bauteil „Nahversorgungszentrum Lebensraum“. Um möglichst alle Bedürfnisse der Neutaler wahrzunehmen, führte man 2021 eine Bürgerbefragung durch. Daraus ergab sich in weiterer Folge „ein politischer Auftrag, sich für dieses umfassende Dorferneuerungsprojekt zu engagieren“.
Das in dieser Form einzigartige Versorgungsangebot wurde im Rahmen einer neuen kommunal-privaten Betreibergesellschaft der Gemeinde Neutal und der Fleischerfamilie Thomas Hatwagner gemeinsam mit dem Nahversorgungspartner Nah&Frisch umgesetzt. Im top-modernen Geschäftslokal im Eigentum der Gemeinde betreiben die beiden Gesellschafter von „Unser Gschäft Nah&Frisch“ den Nahversorger im Besitzverhältnis 49 zu 51 zugunsten der Gemeinde.

Von den 2,9 Mio. € Ausbaukosten für das Gemeindezentrum wurde rund ein Drittel gefördert, hauptsächlich durch das Land, aber auch vom Bund und einer EU-Projektförderung. Nach dem 2023 abgeschlossenen Ausbau beherbergt das Zentrum nun neben dem Geschäft für Güter des täglichen Bedarfs und dem Bürgerservice Postpartner eine Arztnebenordination sowie Gemeinschaftsräume. Ein Konferenzsaal sowie ein Co-Workingspace sind ebenso enthalten wie ein öffentliches WC. Eine Photovoltaikanlage für die Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen bzw. für die E-Schnelllade-Tankstelle, eine klimafitte Bepflanzung oder der Einsatz von Holz als Gebäudebaustoff zeugen von Nachhaltigkeit.

Vorbild für alle
„Dies ist ein Musterbeispiel, wie man ein Bauprojekt auf kommunaler Ebene so umsetzt, dass dadurch ein mehrfacher Nutzen entsteht. Der Mehrwert für die Gemeinde ist enorm, es ist hier ein neues Zentrum von wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung entstanden“, betonte Landes­hauptmann Hans Peter ­Doskozil bei der Eröffnung,
der Neutal in dieser Hinsicht als „Vorzeigegemeinde“ bezeichnete.
Neben dem Gemeindeamt, mit dem man als offene Bürgerservicestelle schon bisher gute

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