••• Von Skender Fejzuli
WIEN. Wir werden immer älter, die Budgets im Gesundheitswesen immer knapper. Wie Pflegedienstleister diesen Herausforderungen entgegnen und dennoch eine gute Versorgung gewährleisten wollen, erklärt Peter Weixelbaumer, Leiter der Prozessoptimierung für das Gesundheitswesen der MMI Medical Management International GmbH, im Interview mit medianet.
Die Situation
„Einerseits steigt die Zahl älterer und hochbetagter und damit verbunden die Anzahl pflegebedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft, andererseits können Kliniken keine langen Liegedauern in Akutbetten mehr tolerieren. Die Anzahl systematisierter Krankenhausbetten in Österreich ist im europäischen Vergleich sehr hoch und wird sukzessive reduziert. Damit steigen die Anforderungen an nachversorgende Pflegeeinrichtungen. Ein stationärer Aufenthalt aus ‚sozialer Indikation' (weil der Patient im häuslichen Umfeld allein nicht mehr zurechtkommt) ist ökonomisch kaum mehr tolerabel”, schildert Weixelbaumer die aktuelle Situation. Um herkömmliche Pflegedienstleister zu entlasten, wird unter anderem auch auf die Betreuung der pflegebedürftigen Menschen durch Angehörige gesetzt. Rund 80% der pflegebedürftigen Menschen werden derzeit zu Hause gepflegt. Ob dieses Modell zukunftsfähig ist, ist jedoch fraglich. „Das ist natürlich auch limitiert. Nicht jeder Mensch ist bereit oder sieht sich selbst in der Lage dazu, einen Angehörigen zu betreuen und zu pflegen. Hier spielen Überlegungen wie Intimität, Privatsphäre, Respekt, aber auch Ekel und Überforderung eine bedeutende Rolle, aber auch Platz- oder finanzielle Gründe. Alternativen bieten 24-Stunden-Betreuer, die größtenteils über Agenturen vermittelt werden, bzw. 24-Stunden-Pflegedienste, wie sie beispielsweise von der Caritas angeboten werden. Ambulante Dienste und Hauskrankenpflege decken einen großen Bedarf an qualifizierter Pflege in der häuslichen Pflege ab.”
Bittere Zukunftsprognose
Laut Österreichischem Institut für Familienforschung (ÖIF) wird sich die Zahl der über 60-Jährigen bis zum Jahr 2050 verdoppeln. „Das korreliert nicht zwangsläufig mit Pflegebedürftigkeit, da die 60-Jährigen heute in einer deutlich besseren gesundheitlichen Verfassung sind, als sie es noch vor einigen Jahrzehnten waren. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass auch die Zahl an hochbetagten Menschen deutlich steigen wird. Wir werden es auch mit deutlich komplexeren Krankheitsbildern zu tun haben, Stichwort: demenzielle Erkrankungen”, prognostiziert Weixelbaumer für die Zukunft.
Personalmangel
Als zusätzliche Herausforderung für Pflegedienstleister zeichnet sich auch fehlendes, einschlägig ausgebildetes Personal ab. Gibt es bereits Überlegungen, wie man das Berufsbild des Pflegers für Menschen attraktiver gestalten könnte, bzw. wie man mehr Menschen für den Beruf begeistern kann, um die steigende Nachfrage zu bewältigen?„Das sehe ich so nicht. Das Berufsbild der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege hat derzeit ein sehr gutes Image und ist auch in den Ausbildungsstätten sehr nachgefragt. Derzeit finden viele Änderungen in den Ausbildungszweigen statt: Der gehobene Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege wird endlich akademisiert. Das ist für viele junge Leute sehr ansprechend und bietet gute Perspektiven. Ich bin der Meinung, dass einfach zu wenig Studenten aufgenommen werden, und es zu wenig Ausbildungsplätze gibt!”