••• Von Alexander Haide
Seit beinahe drei Jahren leitet Michael Brönner als Country Manager die Geschäfte von Mastercard in Österreich. Davor war er für Business Development im Geschäftsfeld Data & Services verantwortlich. Im Interview mit medianet skizziert Brönner nicht nur die Zukunft von Kreditkarten, sondern erklärt auch, weshalb das Bargeld nicht so schnell aus den Geldbörsen der Österreicher verschwinden wird.
medianet: In einer unserer vergangenen Ausgaben erläuterte Raja Rajamannar, Chief Marketing and Communications Officer für Mastercard, die Marketing- und Sponsorkonzepte. Ist hier noch Raum für individuelle Kampagnen in Österreich?
Michael Brönner: Es gibt viele Möglichkeiten für nationale und lokale Aktivitäten und wir legen großen Wert darauf, dass sie an den österreichischen Markt angepasst sind. Das ist die Aufgabe unseres Marketingteams vor Ort in Wien. Dazu zählen beispielsweise die Schirennen in Kitzbühel, dem sportlichen Highlight in Österreich, bei dem wir seit zehn Jahren als einer der Hauptsponsoren dabei sind.
Im vergangenen Jahr haben wir mit diversen Banken und einigen Handelspartner co-gebrandete Kampagnen mit dem Slogan ‚Bist du debit!' durchgeführt. Wir haben also die Freiheit, sie an die Bedürfnisse des jeweiligen Marktes zu adaptieren.
medianet: Heute besitzt beinahe jeder Österreicher eine Karte. Gibt es überhaupt noch Wachstumspotential?
Brönner: Ein klares Ja in zweierlei Hinsicht. Bei der Kartenanzahl sehen wir in gewissen Segmenten wie im gewerblichen Bereich in KMU bei Firmenkarten noch sehr viel Potential nach oben. Im Retail sehen wir ein sehr starkes, kontinuierliches Wachstum bei der Anzahl der Transaktionen. Gerade eine Bargeld-Nation wie Österreich verfügt über viel Potential.
medianet: Klassische Kreditkarte, Debit-Card oder Prepaid-Karte – wem gehört die Zukunft?
Brönner: Der Eindruck, dass es mehr Debit-Karten gibt, entsteht deshalb, da wir seit einigen Jahren die Debit-Card, also die Bankomatkarte, von Maestro auf Debit Mastercard umgestellt und sie damit e-commerce-fähig gemacht haben. Das führt dazu, dass Kunden nun öfter mit der Bankomatkarte online einkaufen oder sie für wiederkehrende Zahlungen hinterlegen. Wir sehen, dass viele Konsumenten ihre eigenen Regeln haben, wann sie ihre Debit- oder Kreditkarte verwenden.
Bei Einkäufen des täglichen Lebens wird an der Supermarktkassa mit der Bankomatkarte bezahlt, bei größeren Beträgen mit der Kreditkarte. Das Thema Prepaid ist eine Nische. Sie ermöglicht die beste Kontrolle über das verfügbare Guthaben, da man nur ausgeben kann, was zuvor einbezahlt wurde. Das ist vor allem für Menschen mit engen Budgets relevant oder für Eltern, die ihren Kindern zur Klassenfahrt kein Bargeld, aber auch keine Bankomatkarte mitgeben wollen. Ich erwarte nicht, dass eines der Produkte aussterben wird.
medianet: In Österreich geht immer wieder die Angst um, dass Bargeld abgeschafft werden könnte. Wie lange haben wir noch Euros im Geldbörsel?
Brönner: Wir werden noch lange Bargeld in den Geldbörsen haben. Aus meiner Sicht ist die Angst vor der Abschaffung des Bargelds eine reine Scheindebatte und in keiner Weise durch Fakten begründbar. Weder wir als Kartennetzwerk, noch die Banken oder die Nationalbank haben in irgendeiner Weise vor, das Bargeld abzuschaffen. Wir stehen alle für die Wahlfreiheit des Konsumenten.
Zudem ist Bargeld ja ein Teil unseres Geschäftsmodells, denn auch die Bargeldbehebung am Bankomat ist eine Transaktion, die über unser Netzwerk läuft.
medianet: Ist die Bargeldbehebung ein relevantes Geschäftsfeld für Mastercard?
Brönner: Es ist Teil des großen Ganzen. Um die Versorgung mit Bargeld in Österreich zu fördern, haben wir Partnerschaften mit vielen Handelsunternehmen, um den Bargeldservice an der Ladenkassa zu ermöglichen. Das ist ebenfalls ein Mastercard-Produkt bei dem eigentlich alle großen Lebensmitteleinzelhändler, Drogeriemärkte und viele andere mitmachen. Damit können Kunden bei Billa, dm oder Bipa an der Kasse Bargeld beheben. Hier verfügen wir österreichweit über 5.500 Handelslocations, an deren der Bargeldbezug möglich ist.
In Ergänzung zu mehr als 9.000 klassischen Bankomaten, stammen rund 40 Prozent der Bargeldbezugspunkte aus diesem Service, das wir der Bevölkerung zur Verfügung stellen. Auch das zeigt, dass die Angst um die Verfügbarkeit von Bargeld in keinster Weise begründet ist.
Wir beobachten eine starke Zunahme der Kartenzahlungen. Im vergangenen Jahr hat die Payment Service Austria (PSA) ein Wachstum von rund 15 Prozent des Transaktionsvolumens im Vergleich zu 2023 mit Bankomatkarten verzeichnet.
medianet: Immer öfter wird die Kreditkarte am Handy verwendet. Ist das die Zukunft?
Brönner: Wir sehen auch hier, dass die Bezahllandschaft viel breiter und vielfältiger wird. Es gibt neben dem Handy auch Wearables wie Smart Watches oder Ringe, in denen zum Teil Payment-Chips vorhanden sind. Es gibt also eine ganze Bandbreite an Formen, mit denen bezahlt werden kann, aber insbesondere das Handy hat in den vergangenen Jahren vor allem in der jüngeren Zielgruppe an Beliebtheit gewonnen. Wir gehen davon aus, dass der Trend weitergeht. Das Handy wird an Bedeutung gewinnen, aber ich sehe nicht, dass die klassische Plastikkarte akut vom Aussterben bedroht ist.
medianet: Was halten Sie von futuristischen Methoden wie unter die Haut implantierten Chips? Eher etwas für die Freak-Show?
Brönner: (lacht) Implantierte Chips würde ich tatsächlich als eine sehr kleine Nische und Liebhaberei von einigen wenigen Konsumenten erachten als eine Anwendung für eine breitere Zielgruppe. Ich erkenne aber einen Trend zum möglichst einfachen Bezahlen. Dazu gehört, dass Bezahldaten einmal sicher hinterlegt werden und man sich ähnlich wie bei E-Commerce biometrisch identifiziert, ohne, als registrierter Kunde, alle Bezahldaten nochmals einzugeben.
medianet: Zuerst gab es die Unterschrift, dann den PIN, heute werden Zahlungen mit Biometrie abgesichert. Sind in absehbarere Zukunft neue Sicherheitselemente nötig?
Brönner: Heute sind die aktuellen Sicherheitsmerkmale extrem effektiv und wir sahen in den vergangenen Jahren eine starke Reduktion der Betrugsfälle. Durch die Biometrie wurde die Sicherheit nochmals deutlich gesteigert. Auch beim E-Commerce sind die Betrugszahlen deutlich rückläufig, da wir mit verschlüsselten Kartendaten arbeiten. Hinterlegt man die 16stellige Kartennummer etwa bei einem Händler, wird ein Token erzeugt und damit eine alternative Kartennummer hinterlegt, die anders lautet. Sie ist händlerspezifisch codiert und kann in keinem anderen Online-Store verwendet werden.
In diesen Bereich hat Mastercard in den vergangenen fünf Jahren mehr als sieben Mrd. Dollar in unsere Sicherheitssysteme investiert. Aber die Reise wird weitergehen.