Das Billionen-Business
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Branchen­vertreter Gerhard Prenner (re.), Vorstandsmitglied der IFG und Vorstand der Raiffeisen Factor Bank, mit IFG-Generalsekretär Erik Timmermanns.
FINANCENET 23.10.2015

Das Billionen-Business

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich der Factoring-Markt vier Mal schneller entwickelt als die Weltwirtschaft. Das globale Factoringvolumen lag 2014 bei 2.400 Mrd. €.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Es geht um Billionen, und zwar in rasender Geschwindigkeit: Der globale Factoring-Markt hat sich in den letzten 10 Jahren vier Mal (!) schneller entwickelt als die globale Ökonomie insgesamt.

Das pekuniäre Volumen beim Factoring hat sich dabei in den letzten fünf Jahren (von 2009 bis 2014) auf 2,4 Billionen € verdoppelt, wobei rund die Hälfte davon auf europäische Länder entfällt. „Die längste Factoringtradition kann Großbritannien vorweisen, das mit einer Factoringquote von 16,5 Prozent des BIP deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 10 Prozent bzw. dem weltweiten Schnitt von 4,4 Prozent liegt”, weiß Gerhard Prenner, Vorstand der Raiffeisen Factor Bank. Der asiatische Raum hat jedoch zu einer starken Aufholjagd angesetzt und trägt mittlerweile fast ein Drittel zum Gesamtmarkt bei.

Factoring boomt in Österreich

Prenner ist auch Vorstandsmitglied des Internationalen Factoringverbandes IFG, der diese Woche seine jährliche Fachtagung erstmals in Wien absolviert hat. Experten der rund 160 Factoringgesellschaften aus 50 Ländern, die der IFG vertritt, diskutierten dabei über die Entwicklung der Branche und über Herausforderungen durch regulatorische Vorgaben und die fortschreitende Digitalisierung.

„Wachstumsraten der Branche von 85 Prozent in den vergangenen drei Jahren belegen das steigende Interesse heimischer Betriebe an Factoring”, erkennt Prenner eine eindeutige Aufbruchsstimmung am österreichischen Markt. „Wir sehen ein enormes Potenzial und wollen zum europäischen Niveau aufschließen, was eine weitere Verdoppelung des österreichischen Marktes bedeuten würde.”

Schnelle Liquidität

Die rasche und unkomplizierte Bereitstellung von Liquidität erhöht vor allem in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten die Wettbewerbsfähigkeit von Klein- und Mittelbetrieben, die das Rückgrat der Volkswirtschaften bilden.

Ausschlaggebend für den jüngsten Boom sind daher das steigende Kostenbewusstsein von Unternehmen und der zunehmende Bedarf an alternativen Finanzierungsformen, analysiert IFG-Generalsekretär Erik Timmermans: „Liquiditätsmanagement, die rasche Verfügbarkeit von Finanzierungsmitteln für Wachstum und die Finanzierung von Handelsströmen haben an Bedeutung gewonnen; Factoring kann diese Anforderungen punktgenau erfüllen und liefert damit entscheidende Impulse für das Wirtschaftswachstum.”

Wichtig für die Exportwirtschaft

Eine wichtige Rolle als Instrument zur Liquiditäts- und Ausfalls­sicherung nimmt Factoring auch für exportierende Unternehmen ein, die sich oft mit langen Zahlungszielen konfrontiert sehen. „Eine der Hauptaufgaben unseres Verbandes besteht daher darin, die Rahmenbedingungen für die Etablierung des 2-Factor-Systems zu schaffen”, erklärt Timmermanns. „Dabei agieren die Mitgliedsgesellschaften wechselseitig als Export- und Import-Factor, die das Risiko bei Auslandsgeschäften abdecken und so exportierende Betriebe unterstützen.”

Als Herausforderung für die Entwicklung des Marktes erweisen sich jedoch neue Regulatorien und Gesetze, meint Prenner. „Da es sich bei Factoring nicht um klassische Bankgeschäfte handelt, passen die regulatorischen Auflagen teilweise nicht für die Factoring-Gesellschaften und sind für diese entsprechend schwer umzusetzen.”
Kein Wunder also, dass sich der IFG mehr Verständnis für die Anliegen der Branche vonseiten der Regulatoren wünscht. Der geplante Zusammenschluss des IFG mit dem zweiten internationalen ­Interessenverband FCI soll vor allem Ressourcen für die Weiterentwicklung und Flexibilisierung der IT-Systeme freisetzen, denen im hochautomatisierten Factoringgeschäft eine Schlüsselrolle zukommt.

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