Deal or No Deal?
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Die Zeichen in den Brexit-Verhandlungen stehen aktuell eher auf „Deal” – aber das muss natürlich nicht so bleiben …
FINANCENET Redaktion 14.09.2018

Deal or No Deal?

Solange der Modus des für den 29. März 2019 bevorstehenden Brexit noch nicht fix ist, herrscht große Unsicherheit.

LONDON/WIEN. Seit dem Brexit-Referendum vor zwei Jahren ist laut Bank of England bereits ein Wachstumsverlust von 2% entstanden. Jeder Haushalt in Großbritannien hat einen Wohlstandsverlust von umgerechnet rund 1.000 € hinnehmen müssen.

Brexit-Gegner haben für UK folgende Kosten ermittelt: Ein „Hard-Brexit” würde mit 284 Mrd. € zu Buche schlagen, „Soft-Brexit” 147 Mrd. und ein „Exit vom Brexit” 57 Mrd. € kosten.
„Tory Brexiteer” erwarten, dass die Rückkehr zu WTO-Regeln zu einem Wachstumsverlust von 8% auf 15 Jahre führen wird. Doch sogar ein Hard-Brexit wäre für die britische Wirtschaft, deren aktuelle Staatsverschuldung bei ca. 85% des BIP liegt, zu schaffen. So könnten etwa durch steuerliche Maßnahmen die Mehrkosten für Zölle und deren Administration verringert oder mittels niedrigerer Unternehmenssteuern der Standort UK attraktiver werden.

Das sind die Verlierer

Zahlreiche Firmen planen mit Blick auf den unsicheren Ausgang des Brexits, auf Lager zu produzieren bzw. Standortveränderungen vorzunehmen.

Für die EU erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) bei Zustandekommen eines Handelsabkommens zwischen der EU und UK (= „Deal”) einen langfristigen EU-Wachstumsverlust von 0,8%. Sollte UK zu den WTO-Regeln (= „No Deal”) zurückkehren bzw. diese neu verhandeln, würde der Rückgang rund 1,5% betragen; Irland wäre mit einem Minus von rund 4% am stärksten betroffen.
Verlierer des Brexits sind weiters insbesondere die Autoindustrie in Deutschland, die Landwirtschaft in Frankreich und Italien sowie britische Regionen mit großen Exportindustrien.
Sollte ein Abkommen unter Wahrung der jeweiligen Interessen zustandekommen und somit eine neue Partnerschaft begründet werden, wäre dies ein positives Signal für die Märkte, etwa für die Aktienkurse. Bei einem „Hard-Brexit” („No-Deal”) sind zunächst starke Markt-Volatilitäten zu erwarten, schreibt das Bankhaus Krentschker.
In UK gibt es derzeit vermehrt Stimmen, die eine neuerliche Brexit-Abstimmung befür­worten. Nach aktuellen Umfragen würden derzeit 46% für einen Verbleib und 41% für einen Austritt aus der EU stimmen. (pj)

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