Wien. Der österreichische Fondsmarkt ist im Jahr 2014 deutlich gewachsen. Die Volumina der bei den österreichischen Kapitalanlagegesellschaften (KAG) veranlagten Gelder sind um 8,6% auf 157,8 Mrd. Euro gestiegen (Rekord: 167,3 Mrd. in 2006), zeigen die von der OeKB jüngst veröffentlichten Zahlen. Marktführer Erste-Sparinvest, zur Erste Bank- und Sparkassengruppe gehörig, legte noch fester zu: um 14,6% auf 30,8 Mrd. Euro; der Marktanteil stieg damit von 18,5% (Ultimo 2013) auf 19,5%.
Retail-Anleger wieder da
„Die Retail-Investoren sind nachhaltig zurückgekehrt”, sagte Erste Sparinvest-Geschäftsführer Heinz Bednar bei der Präsentation der Zahlen. In den zentral- und osteuropäischen Staaten (CEE) gab es ebenfalls klare Volumenszuwächse: In Tschechien stieg das Fonds- und Portfoliomanagementvolumen um 14,5% auf 7,1 Mrd. €, in Ungarn um 17% auf 3,4 Mrd., in Rumänien gab es sogar ein Plus von 38,5% auf 1,8 Mrd., und in der Slowakei von ca. 33% auf 1,2 Mrd. „2014 war ein alles andere als einfaches Jahr. Mischfonds haben unsere Erwartungen aber über-erfüllt. Besonders erfolgreich waren wir mit unserer Veranlagungsschiene ,You Invest', mit der wir rund 600 Mio. Euro bei Kleinanlegern abgesetzt haben”, so Bednar. Trotz der bekannten geopolitischen Krisenherde sieht die Erste-Sparinvest für das Anlagejahr 2015 eine offensive Strategie als erfolgversprechend. Der rasante Verfall des Ölpreises wirke wie eine „globale Steuersenkung” und unterstütze das Wirtschaftswachstum. Dennoch drohe hier die Gefahr des Überschießens und zwar sowohl nach oben oder unten, im jeweiligen Fall, meint Veranlagungs-Chef Gerold Permoser.Unter den großen Industrieländern seien die USA am besten aus der Finanzkrise gekommen. „Eine pragmatische Wirtschaftspolitik und flexible Strukturen machen die US-Wirtschaft anpassungs-fähiger als die Wirtschaften anderer Staaten”, so Permoser.
„Erwarten kein Grexit”
Die Eurozone habe Fortschritte auf dem Weg aus der Krise gemacht, noch bleibe aber viel zu tun. Ein Wiederaufflammen der Krise sei möglich. „Die Lage Griechenlands sehe ich weniger dramatisch, als in der aktuellen politischen Diskussion dargestellt. Die implizierte Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls von Griechenland ist mit rund 15 Prozent nach wie vor da, aber gering. Ein ,Grexit' wäre kontraproduktiv; es wurde schon so viel erreicht und es liegt nicht im Interesse der handelnden Akteure. Wir setzen auf eine Einigung”, stellt sich Permoser klar gegen Aussagen wie zuletzt jene von Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. 2014 haben die Schwellenländer insgesamt enttäuscht. Dies liege zum Teil an deren immer größer werdenden Heterogenität. Diese Tendenz setzt sich auch 2015 fort: „Chancen sehen wir vor allem in asiatischen Ländern wie China und Korea. Russland ist zwar billig, aber vielleicht ist es dafür noch zu früh”, so Permoser. Bleibt der Ölpreis tief, erscheint eine Rezession unausweichlich. Die Risiken allgemein an den Kapitalmärkten sind größer als in den Vorjahren. Neben dem Thema Öl und Russland gebe es ja noch „die üblichen Verdächtigen” (Rezession in China). Entscheidend für die Performance werde das richtige Timing für den Ein- und Ausstieg in Märkte und Sektoren sein. Die Devise für heuer laute deshalb „kontrollierte Offensive”: breit streuen, global anlegen. Es werden jedenfalls mehr Aktivitäten bei den Veranlagungen notwendig sein. Die Erholungsphase von Aktien dürfte sich fortsetzen.