Österreichs Versicherungsbranche zeigt sich trotz eines von Naturkatastrophen und Marktvolatilität geprägten Jahres 2024 weiterhin resilient. Die aktuelle Analyse der Solvency II-Kennzahlen des Beratungsunternehmens EY belegt: Alle 32 heimischen Versicherungsunternehmen erfüllen die europäischen Kapitalanforderungen mit deutlichem Abstand. Die durchschnittliche Solvenzkapitalquote (SCR-Quote, Solvency Capital Requirement-Quote) erreichte 255,4% und liegt damit mehr als zweieinhalb Mal über dem regulatorisch geforderten Minimum.
Mit der EU-Richtlinie Solvency II soll die Solvenz der Versicherer transparenter gemacht und Versicherungsnehmern eine bessere Entscheidungsgrundlage geboten werden. Die Solvabilitätsquote ist dafür die maßgebliche Kennzahl, die sich aus dem Verhältnis der vorhandenen Eigenmittel zum benötigten Risikokapital ergibt.
Die VIG liegt an der Spitze
Die höchste Quote erzielte wie bereits im Vorjahr die Vienna Insurance Group AG (VIG; 398%), dahinter befindet sich die Wüstenrot Versicherungs-AG mit 350% auf Rang zwei, auf Platz drei folgt dicht dahinter die Allianz Elementar Versicherungs-AG (344%). „Besonders bemerkenswert ist die Qualität der Eigenmittelausstattung: Über 96% der verfügbaren Eigenmittel sind als Tier 1-Kapital klassifiziert und haben damit die höchste regulatorische Qualitätsstufe. Nicht nur die SCR-Quote, sondern auch die Mindestkapitalanforderung (MCR-Quote, Minimum Capital Requirement-Quote) wird von den österreichischen Versicherern deutlich erfüllt.“ sagt Christopher Grocholski, Anerkannter Aktuar der AVÖ und Senior Manager im Bereich Financial Services bei EY Österreich, die Bedeutung dieser Kennzahlen.
Inflationsrate ausgespielt
Ein zentrales Merkmal des Geschäftsjahres 2024 war das kräftige Prämienwachstum von 5,5%, das die Inflationsrate von 2,9% deutlich überstieg. Das Gesamtprämienvolumen erreichte 23,15 Mrd. €, was einem Zuwachs von über 1,2 Mrd. € entspricht.
Vor allem die Sparten „Sonstige Kraftfahrtversicherung“ mit plus 10,7% sowie „Rechtschutzversicherung“ mit plus 6,8% konnten ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen. Besonders dynamisch entwickelte sich auch der Krankenversicherungssektor mit einem Zuwachs von ebenfalls 10,7% auf 3,17 Mrd. €, unter anderem bedingt durch die jährlichen Prämienanpassungen.
Trendwende bei der „Leben“
Die Lebensversicherung verzeichnete mit 1,3% Wachstum auf 5,14 Mrd. € eine merkliche Trendwende nach mehreren Jahren rückläufiger Entwicklung – das stärkste Wachstum in diesem Segment seit fünf Jahren. Der Non-Life-Bereich, der mit 14,84 Mrd. € weiterhin das größte Marktsegment darstellt, wuchs um 5,9%. Die außergewöhnliche Häufung von Extremwetterereignissen hinterließ deutliche Spuren in der Schadensbilanz. Die Combined Ratio – ein Schlüsselindikator für die Profitabilität im Sachversicherungsgeschäft – verschlechterte sich von 92,9 auf 98,2%. Besonders die Sparte „Feuer und sonstige Sachversicherung“ hat sich im Mittelwert verschlechtert und liegt im Jahr 2024 bei 103,8% (Vorjahr: 88,3%).
Kfz-Versicherung wird besser
Interessant ist die Entwicklung in der Kfz-Versicherung: Während die Kfz-Haftpflichtversicherung eine Verbesserung von 81,8 auf 79,3% verzeichnete, sank auch die „Sonstige Kraftfahrtversicherung“ (Kasko) mit 99,9% im Schnitt wieder unter die 100-Prozent-Marke. Trotz der Naturkatastrophenbelastung und erhöhten Inflation der letzten Jahre zeigen diese Zahlen der Motorsparten eine stabilere Lage als im Vorjahr.
Die österreichischen Versicherer verwalten ein Gesamtvermögen von 133,66 Mrd. €, was einem moderaten Anstieg von 1,6% entspricht. Den größten Anteil bilden dabei klassische Investments mit 75,1% (100,36 Mrd. €), gefolgt von Assets der fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung mit 13,2% (17,6 Mrd. €).
Innerhalb der Kapitalanlagen dominieren Bonds mit 29,4% und Beteiligungen mit 21,3%. Diese Struktur erklärt auch, warum das Marktrisiko mit einem Anteil von 60,2% am Basic Solvency Capital Requirement (BSCR) die dominante Risikokategorie bleibt. Innerhalb des Marktrisikos gewann das Aktienrisiko mit 37,8% (Vorjahr: 35,8%) weiter an Bedeutung, während das Spreadrisiko mit 30,8% und das Immobilienrisiko mit 27,8% die weiteren Hauptrisikotreiber darstellen.
Nicht nur die SCR-Quote, sondern auch die MCR-Quote (Minimum Capital Requirement-Quote, Anm.) wird von den österreichischen Versicherern deutlich erfüllt. Im Durchschnitt erreichen die Unternehmen 826,4% der MCR-Anforderung, wobei die Spanne von 369 bis zu beeindruckenden 1.474% reicht.
Internationale Spitzenposition
Der europäische Vergleich basierend auf EIOPA-Daten (European Insurance and Occupational Pensions Authority; Anm.)zum vierten Quartal 2024 unterstreicht die Stärke des österreichischen Versicherungsmarktes in einem herausfordernden Umfeld. Während die europäischen Lebensversicherer im Median einen Rückgang ihrer SCR-Quoten von 238,8 auf 216,0% verzeichneten, konnten sich die heimischen Lebensversicherer mit einer medianen SCR-Quote von 243,3% deutlich besser behaupten.
Bei den Schaden- und Unfallversicherern zeigt sich ein ähnliches Bild: Österreich liegt mit 261,0% klar über dem europäischen Median von 213,5%. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll die Qualität des österreichischen Versicherungsstandorts und die erfolgreiche Positionierung als verlässlicher Partner im internationalen Wettbewerb.
Jahresumsatz der Händler klettert 2025 um +3,2% auf 79,8 Mrd. Euro, Weihnachtsgeschäft leicht über Vorjahresniveau
Der österreichische Einzelhandel verzeichnet 2025 einen Jahresumsatz von 79,8 Milliarden Euro, ein nominelles Plus von 3,2 Prozent gegenüber 2024. Das Weihnachtsgeschäft liegt leicht
