••• Von Reinhard Krémer
Kleine und mittlere Unternehmen, kurz KMU, machen 99,8% aller Unternehmen in Österreich aus. Sie beschäftigen 66% der Arbeitnehmer in Österreich und tragen mit 163 Mrd. € 57% zur marktorientierten Wertschöpfung bei. Das aktuelle Wirtschaftsumfeld stellt die heimischen KMU allerdings vor zahlreiche Herausforderungen. Trotzdem blickt der überwiegende Teil von ihnen optimistisch in die Zukunft. Das zeigt eine repräsentative IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen.
Zwei von drei heimischen Klein- und Mittelbetrieben blicken optimistisch in die nahe Zukunft, 2022 waren es noch 74%, 2020 sogar 79%. Wenig überraschend, wie Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich, aus vielen Gesprächen mit heimischen Unternehmen weiß: „Die Unternehmen spüren die Nachwirkungen der Krisen der vergangenen Jahre. In Kombination mit dem Arbeitskräftemangel stellt das viele Betriebe vor Herausforderungen.“
Tatsächlich geben 63% der befragten Unternehmen an, dass das Marktumfeld für ihr Unternehmen in den vergangenen zwei bis drei Jahren schwieriger geworden sei. Als Hauptgründe werden Preissteigerungen, erhöhte Online-Konkurrenz und damit einhergehender Preisdruck sowie die schlechte Auftragslage genannt.
Für ein Drittel der heimischen Klein- und Mittelbetriebe ist das Marktumfeld hingegen vergleichbar geblieben, vier Prozent sehen eine positive Entwicklung.
Ein weiterer Grund für das als herausfordernd wahrgenomme Marktumfeld sind auch die gestiegenen Finanzierungskosten. In diesem Hinblick sieht Unterdorfer nach der Zinssenkung der EZB baldige Besserung: „Wir erwarten – abhängig von der Inflationsentwicklung – weitere Zinsschritte in diesem Jahr.“
Viel zu viel Papierkram
Mit Blick in die Zukunft gehen 84% der KMU davon aus, von steigenden regulatorischen Anforderungen und Bürokratie betroffen zu sein.
Sieben von zehn sehen den Arbeitskräftemangel und die Finanzierung ihres Unternehmens als herausfordernd an. 65% geben die Digitalisierung als Herausforderung für die nächsten zwei bis drei Jahre an, während die Hälfte der heimischen Mittelständler den Weg zur CO2-Neutralität und die gesetzlichen Vorgaben dazu als komplexe Aufgabe erwarten.
„Wir begleiten aktuell sehr viele Unternehmen bei der Umsetzung von nachhaltigen Lösungen. Da geht es neben Finanzierungen auch um Förderungen und die Erfüllung von regulatorischen Auflagen. In diesem komplexen Gebiet haben wir eine sehr breite Expertise aufgebaut, die unseren Kundinnen und Kunden zugutekommt“, so Unterdorfer weiter.
KMU sind gut kapitalisiert
Trotz des abgekühlten Wirtschaftsumfelds und vielfältiger Herausforderungen bleiben die KMU dank ihrer guten Eigenkapitalausstattung resilient: „Viele Unternehmen konnten ihre Kapitalbasis nachhaltig stärken und stehen auf sehr gesunden Beinen. Das macht sie widerstandsfähiger und ermöglicht ihnen, gezielt in ihre Zukunft zu investieren.“
Dies unterstreichen auch Daten der Creditreform aus dem Frühjahr 2023: Über die letzten zehn Jahre ist der Anteil der KMU mit einem Eigenkapitalanteil von über 30% von 33 auf 39% gestiegen.
Gleichzeitig ist die Zahl jener, die über weniger als zehn Prozent Eigenmittel verfügen, von 22 auf 19% zurückgegangen.
Spätestens mit der Pandemie steht das Thema „Digitalisierung“ auf der Prioritätenliste der heimischen Unternehmen weit oben.
Das zeigen auch Trend-Zahlen aus der Vergangenheit: War Digitalisierung 2017 noch für 68% wichtig, waren es 2022 81%.
Die gestiegene Bedeutung lässt sich auch am hohen Digitalisierungsgrad vieler Unternehmen erkennen, und auch heuer liegt der Stellenwert der Digitalisierung mit 77% auf einem unverändert hohen Niveau.
Die „Grüne Welle“ rollt
„Die Digitalisierung ist aus unseren Leben und den Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Die Pandemie war ein Katalysator für diese Entwicklung, die positiven Effekte überdauern diese aber langfristig, und mit KI sind wir schon mitten im nächsten Megatrend“, so Unterdorfer. Ein Megatrend, den laut Umfrage schon jedes fünfte heimische KMU im Einsatz hat. Nachhaltigkeit und die grüne Transformation ihres Betriebs sind für sieben von zehn KMU „sehr“ oder „eher wichtig“ – insbesondere in den Bereichen Energie und Wertschöpfungskette.
Den Umstieg auf alternative Energieformen hat mehr als ein Viertel der Unternehmen bereits abgeschlossen, bei jeweils rund einem Fünftel ist er im Gange (19%) oder in Planung (17%). Bei 23% der Unternehmen ist aktuell kein Umstieg geplant.
Ein Anstoß zum Umstieg waren für rund die Hälfte der Unternehmen die gestiegenen Energiekosten.
Bei 21% der Unternehmen haben sie das Umdenken „sehr“, bei 32% „etwas“ gefördert. „Natürlich waren die Preissteigerungen im Energiebereich ein Weckruf für viele Unternehmen“, so der Erste-Firmenkundenvorstand.
Die Tatsache, dass sie allerdings für lediglich ein Fünftel der unmittelbar ausschlaggebende Grund zum Umdenken war, zeige, dass „viele Unternehmen sich schon länger aktiv mit dem Thema beschäftigen und die Notwendigkeit und das Potenzial früh erkannt haben“.