Nicht alle sind gut gerüstet
© PantherMedia.net/Andriy Popov
Risk-Control48,5% der Teilnehmer der EY-Umfrage gaben an, dass spezifische ESG-Risiken (Environ­mental Social Governance)keine oder nur eine schwache Berück­sichtigung finden.
FINANCENET Redaktion 14.07.2023

Nicht alle sind gut gerüstet

EY-Umfrage zeigt: Ein Fünftel der Unternehmen hat keine Risikomanagement-Abteilung oder -Funktion.

WIEN. Die Klimakrise, geopolitische Spannungen wie der anhaltende Ukrainekrieg oder auch die Inflation sowie Lieferengpässe stellen enorme Herausforderungen dar und betreffen viele Bereiche von Unternehmen.

Angesichts dieser multiplen Krisen ist es für Unternehmen unumgänglich, ein Risikomanagement aufzubauen, um sicher durch schwierige Zeiten navigieren zu können.

Mehrheit gut vorbereitet

80,3% der österreichischen Unternehmen, die an einer Studie des Beratungsunternehmens EY teilgenommen haben, haben die Relevanz erkannt und verfügen über eine Risikomanagement-Abteilung oder haben eine entsprechende Funktion in der Organisation etabliert.

Bei 48,5% der befragten Unternehmen widmet sich weniger als ein Vollzeitmitarbeiter dem Thema Risikomanagement. Mehr als ein Drittel empfindet die personell verfügbaren Ressourcen zudem als zu gering (34,9%).

Mängel bei KMU

73,9% der Unternehmen sind KMU mit einem Umsatz unter 500 Mio. €. Größere Unternehmen mit einem Umsatz höher als 500 Mio. € gaben an, eine Funktion oder Abteilung, die sich dem Thema Risikomanagement widmet, mit zumeist mehreren Vollzeitmitarbeitenden implementiert zu haben.

In Summe schätzen mehr als drei Viertel die Risikokultur (Awareness, Einstellung, Verhaltensweisen und Risikobewusstsein) in der Organisation jedoch als stark bis sehr stark ausgeprägt ein (77,3%).
Rund 80% davon entfallen auf Unternehmen, die angeben, eher ausreichend personelle Ressourcen für das Risikomanagement zur Verfügung zu haben (78,4%). Für österreichische Unternehmen außerhalb des Financial Services-Sektors besteht zwar noch keine Verpflichtung, ihre Risikotragfähigkeit zu berechnen und ihre Gesamtrisikoposition zu bestimmen, im aktuell sehr volatilen Umfeld wäre das aber sicher für viele Unternehmen ein Mehrwert, diese Werte zu kennen.

Wo es im Detail hapert

Nahezu die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass eine Berechnung der quantitativen Gesamtrisikoposition nicht durchgeführt wird (48,5%).

Knapp 40% bestimmen auch ihre Risikotragfähigkeit nicht, was für eine effektive Steuerung von großer Bedeutung wäre (37,9%).
Darüber hinaus schätzen 43,9% der befragten Unternehmen das Risikomanagement als Steuerungsinstrument als schwach bis sehr schwach ausgeprägt ein. Rund drei Viertel davon (75,9%) sind jedoch kleinere bis mittlere Unternehmen. Mehr als die Hälfte definiert ihr Risikomanagement jedoch als geeignetes Steuerungsinstrument (56,1%).

Großer Nachholbedarf

Weiters gaben 16,7% an, dass in der Organisation keine kontinuierliche und systemische Risikobewertung durchgeführt wird. 53% der Unternehmen haben eine Risikomanagement-Applikation im Einsatz.

Fast 40% der Befragten stufen das in der Organisation implementierte Risikomanagement als eingeschränkt oder kaum agil ein (37,9%) – wobei davon 76% angeben, dass dem Risikomanagement kaum/keine Echtzeitdaten zur Risikoposition der Organisation zur Verfügung stehen.

Experteneinbindung schwach

Für eine agile Steuerung halten auch insgesamt nur 13,6% der teilnehmenden Unternehmen die aktuell vorhandenen Daten für ausreichend, um ein tragfähiges Risikomanagement aufzubauen.

Ein Drittel der Unternehmen (33,4%) empfindet die Einbindung von Experten aus anderen Fachbereichen in das Risikomanagement als schwach bis sehr schwach – auch hier entfallen gut 90% auf kleinere Unter­nehmen. (rk)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL