Pleitegeier kreist noch bis 2026 über Österreich
© APA/dpa/Julian Stratenschulte
FINANCENET Redaktion 12.09.2025

Pleitegeier kreist noch bis 2026 über Österreich

A.C.I.C. Insolvenzstatistik zeigt Österreich noch im Aufholmodus – doch bald könnte es besser werden.

Die aktuellen Daten der A.C.I.C. Insolvenzstatistik zeigen für das zweite Quartal 2025 eine rückläufige Entwicklung der österreichischen Insolvenzen. Das derzeitige Insolvenz-Index Niveau entspricht jenem des ersten Quartals 2024 und ist durch zwei markante Ereignisse geprägt: Einerseits wurde es 2024 infolge eines mehrmonatigen, rasanten Anstiegs der Insolvenzen erreicht – ausgelöst durch das Ende der Coronamaßnahmen.

Andererseits wurde dieses Niveau zuvor in den vergangenen zwanzig Jahren nur einmal erreicht: während der Finanzkrise im Jahr 2009. Wie sind die Insolvenzentwicklungen der letzten fünf Jahre zu bewerten? Und welche Bedeutung hat der starke Anstieg der Insolvenzen in den vergangenen zwei Jahren? A.C.I.C. ist diesen Fragen nachgegangen und hat auf Basis neuer Analysen zwei Grafiken erstellt, die eine Entwicklung klar verdeutlichen: Die österreichischen Insolvenzen befinden sich weiterhin im Aufholmodus.

Das Pendel schlägt zurück
Durch umfangreiche Corona-Hilfen kam es in den Jahren 2020 bis Mitte 2023 zu einem deutlichen Rückgang der Insolvenzen. Seit dem zweiten Quartal 2023 wird dieser Rückgang sukzessive aufgeholt – ein Prozess, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Die Prognosen der A.C.I.C. Insolvenzstatistik deuten darauf hin, dass der Aufholeffekt mit Beginn des Jahres 2026 enden könnte. Ab diesem Zeitpunkt ist zu erwarten, dass die durch die Coronapandemie verursachten Verzerrungen weitgehend bereinigt sind.

Im zweiten Quartal 2025 kam es zu wenigen positiven Trendentwicklungen. Dennoch zeigen die Sektoren Agrarwirtschaft und Einzelhandel seit dem dritten Quartal 2024 eine kontinuierliche Verbesserung in den Risikobewertungen. Auf der anderen Seite befinden sich die Chemie-, Automobil- und Metallbranche weiterhin im Abwärtstrend.
Challenges für Europa
Eine Analyse der Trendentwicklungen zeigt: Vor allem in Europa schreiben die Chemie- und Automobilindustrie schlechte Zahlen.

Die europäische Chemieindustrie steckt seit Jahren in der Krise – erhöhte Energiepreise während der Coronapandemie, eine große Abhängigkeit von fossilen Energieimporten, schwächelnde Abnehmerbranchen sowie strenge EU-Klimaauflagen zählen mitunter zu den Hauptgründen für den Abwärtstrend.

Als großer Hoffnungsträger gilt die EU-Wasserstoffstrategie: Diese sieht vor, dass bis 2030 Wasserstoff als zentrale Bestandteil der Energieinfrastruktur etabliert wird und damit Europas Abhängigkeit von fossilen Importen erheblich geschmälert wird.

Deutschland am Rückzug
Auch die Automobilbranche kämpft mit Herausforderungen: US-Zölle, eine schwache Nachfrage, sinkende Margen und steigende Insolvenzen belasten den Markt. Deutschland, der einstige Marktführer, verzeichnete 2024 einen Produktionsrückgang von 5,7% – ähnliche Werte werden für 2025 prognostiziert.
Spanien erlebt derzeit ebenfalls einen Rückgang der Automobilproduktion: Im Mai 2025 lag dieser bei 11,7%, was auf eine umfassende Umstellung auf Elektromotoren zurückzuführen ist.

Argentinien überrascht
Dank umfassender Wirtschaftsreformen, dem Abbau von Importrestriktionen und vereinfachten Importprozessen überrascht Argentinien seit Ende 2024 mit wirtschaftlicher Stabilität. Besonders deutlich zeigt sich dies in der Automobilbranche: Durch vereinfachte importrechtliche Vorgaben und Steuersenkungen konnten Produktion und Verkauf erheblich gesteigert werden.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL