Unternehmer steigern die Zahlungsmoral
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FINANCENET Redaktion 30.08.2019

Unternehmer steigern die Zahlungsmoral

Tiroler und Vorarlberger Unternehmen am vorbildlichsten – der Anteil der Inkassoeröffnungen ist rückläufig.

••• Von Reinhard Krémer

Wenn’s um Geld geht, wird’s meistens brenzlig – doch nicht bei Österreichs Unternehmen. Denn das Zahlungsverhalten der heimischen Firmen hat sich im Zeitraum von 2017 auf 2018 deutlich verbessert – so das Ergebnis einer aktuellen Erhebung von CRIF Österreich.

Im Westen geht’s besser

Bei 2,59% der Tiroler Betriebe wurden im Jahr 2018 Inkassofälle eröffnet – das ist ein Rückgang um 0,49 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Ähnlich positiv sind Unternehmen aus Vorarlberg (2,73%). Im Mittelfeld des Bundesländerrankings liegen Oberösterreich (2,87%), Burgenland (3,06%), Niederösterreich (3,26%) und Steiermark (3,27%). Wie bereits im vorangegangenen Jahr, bildet auch 2018 Wien das Schlusslicht (4,57%), gefolgt von Salzburg (3,46 %) und Kärnten (3,41%).

Wirft man einen Blick auf die durchschnittliche Anzahl der Inkassofälle pro Unternehmen (bezogen auf alle österreichischen Unternehmen, bei denen 2018 mindestens ein Inkassofall eröffnet wurde), ist sie mit 1,45 im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.
„Anhand des Rückgangs der Inkassoeröffnungen auf 3,25 Prozent und der unveränderten durchschnittlichen Anzahl der Inkassofälle pro Unternehmen zeigt sich, dass die heimischen Betriebe grundsätzlich verlässliche Geschäftspartner sind und Rechnungen in den meisten Fällen zeitnah bezahlt werden”, erklärt Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich.
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. So wurden in Niederösterreich bei einer einzigen ­Firma gleich 24 Inkassofälle eröffnet. Der höchste Betrag eines im Jahr 2018 eröffneten In­kassofalls liegt bei knapp 445.000 €.

Gastronomie schwächelt

CRIF hat in der Erhebung auch die drei Branchen Bau, Handel und Gastronomie verglichen, wo es erfahrungsgemäß zu den meisten Zahlungsausfällen kommt. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Inkassobetrag in diesen drei Branchen betrug 2018 zwischen 800 und 1.400 €. Wie bereits 2017 wurden auch 2018 die meisten Inkassofälle im Handel eröffnet, gefolgt von der Gastro- und der Baubranche.

Die schlechteste Zahlungsmoral haben bei diesem Branchenvergleich wie schon im Vorjahr die Gastronomiebetriebe in Wien, wo der Anteil der Firmen mit eröffneten Inkassofällen bei 9,96% liegt. Im Negativranking folgen Bauunternehmen in Wien (9,54%) und Gastronomiebetriebe in der Steiermark (7,89%). Im Gegensatz dazu sind Vorarlberger Bauunternehmen am vorbildlichsten, wenn es um die fristgerechte Zahlung offener Rechnungen geht – hier gibt es mit 3,17% die wenigsten Unternehmen mit eröffneten Inkassofällen.

Trend setzt sich fort

Ein Blick auf das erste Halbjahr 2019 zeigt, dass sich die Entwicklung aus 2018 auch heuer mit leichten Veränderungen fortsetzt. So befinden sich im Bundesländervergleich die Tiroler (1,20%) abermals auf Platz 1 und die Vorarlberger Unternehmen (1,22%) auf Platz 2.

Wiener Unternehmen verfügen hingegen wieder über die schlechteste Zahlungsmoral (2,15%) und bilden im Bundesländerranking das Schlusslicht. Platz 3 wird – wie auch schon 2018 – von Oberösterreich (1,25%) eingenommen; dahinter folgen Burgenland (1,40%) Steiermark (1,51%), Niederösterreich (1,52%) und Salzburg (1,61%) sowie Kärnten (1,71%).
Im Branchenvergleich waren es im ersten Halbjahr 2019 die Wiener Gastronomiebetriebe, die das schlechteste Zahlungsverhalten an den Tag legten; der Anteil der Firmen mit eröffneten Inkassofällen lag hier bei 4,47% – Wiener Bauunternehmen folgen knapp dahinter (4,08%). Positivbeispiel sind wieder Bau­unternehmen in Vorarlberg (1,34%).

Gegen Krisen wappnen

„Auch wenn die Zahlungsmoral der österreichischen Unternehmen insgesamt als positiv bewertet werden kann, ist niemand vor einer finanziellen Notlage gefeit, wenn beispielsweise Geschäftskunden offene Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen und es somit zu Liquiditätsengpässen kommt. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich vorausschauend gegen etwaige Risiken und Krisen zu rüsten. Hierfür raten wir, sich eine dicke Eigenkapitaldecke zuzulegen und sich vor Geschäftsabschluss genau über die finanzielle Situation seines Gegenübers zu informieren”, so Recsey.

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