••• Von Reinhard Krémer
WIEN. Fast ein Fünftel weniger – nämlich exakt 18,9% – verdienen Frauen im Vergleich zu Männern laut Gender Pay Gap. Trotz Verbesserung in den letzten Jahren erscheint die Finanzrealität des weiblichen Geschlechts dennoch trist.
Im Vergleich zu Männern verdienen Frauen weniger, sind öfter in Teilzeit, werden aber älter. Als besonders drastische Beispiele der Ungleichheit dienen die Unterschiede bei der Pensionshöhe: Obwohl Frauen eine durchschnittlich höhere Lebenserwartung als Männer haben (84 vs. 79 Jahre), also auch länger mit ihrer Pension auskommen müssen, erhalten sie im Durchschnitt rund 42% weniger Geld im Alter.
Zurückzuführen ist dies auf die niedrigeren Erwerbseinkommen und die Lücken im Versicherungsverlauf, die durch Kinderbetreuungszeiten verursacht wurden. Trotz dieser Unterschiede beim Pensionseinkommen befürchten sowohl Frauen (33%) als auch Männer (30%) gleichermaßen, dass ihre Pension nicht ausreichen wird, um sich ihren im Alter angestrebten Lebensstandard leisten zu können.
Unabhängigkeit ist essenziell
Finanzielle Unabhängigkeit ist insbesondere für Frauen ein essenzielles Anliegen. In einer repräsentativen IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen geben 81% der befragten Frauen an, dass ihnen diese in ihrem engen familiären Umfeld „sehr wichtig” ist.
Im Gegensatz dazu messen lediglich zwei Drittel der Männer diesem Thema dieselbe Bedeutung bei. Dass tatsächlich aber 24% der Frauen auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, zeigt, dass Wunsch und Realität hier noch auseinanderklaffen.
Männer- oder Frauensache
Wenn es darum geht, wer bei einer „typisch österreichischen” Familie für die Finanzen zuständig ist, sehen beide Geschlechter diese Aufgabe jeweils bei sich selbst. So geben 32% der Männer und 21% der Frauen an, dass das Thema Männersache ist, während 33% der Frauen und 22% der Männer sagen, dass die Finanzen der Familie bei Frauen verortet sind.
Eine Diskrepanz zeigt sich allerdings bei der Informiertheit: 52% der Österreicher geben an, „gut” oder „sehr gut” zum Thema Finanzen informiert zu sein, lediglich 38% der Österreicherinnen behaupten das wiederum von sich.
Spannendes Thema Finanzen
Dennoch bedeutet dies eine Steigerung von elf Prozentpunkten im Vergleich zu 2018. Die Differenz zwischen den Geschlechtern lässt sich auch daraus begründen, dass nur 36% der Frauen Finanzen für ein spannendes Thema halten, während es bei den Männern fast jeder zweite ist.
Während Frauen oft mehr Sicherheit bei der Geldanlage wählen, sind Männer auch für risikoreichere Investments offen. Doch nach wie vor ist es nicht möglich, mit dem klassischen Sparbuch Zinsen zu verdienen oder gar die Inflation zu schlagen.
Wer spart, der verliert
Im Gegenteil, in den letzten Monaten ist die Inflation deutlich höher gestiegen als noch in den Jahren davor. Bei einer zehnjährigen Veranlagung von 10.000 € auf einem Sparbuch mit einer Verzinsung von 0,24% kommen am Ende der Laufzeit nominell 10.225 € heraus.
Berücksichtigt man dabei auch die durchschnittliche Inflation von 2,35% über die vergangenen zehn Jahre, dann ist der reale Wert am Sparbuch nur noch 7.510 €.
Neue Wertpapierkultur nötig
„Wir müssen in Österreich eine neue Wertpapierkultur schaffen und wegkommen vom negativ behafteten Spekulationsimage. Es geht schlicht und einfach darum, allen Menschen bessere Möglichkeiten zu bieten, vorzusorgen, insbesondere fürs Alter”, so Gerda Holzinger Burgstaller.
„Frauen sind oft gefährdet, in die Altersarmut zu schlittern. Umso wichtiger ist es, dass Frauen sich selbstständig mit den Themen Finanzen und Vorsorge auseinandersetzen. Das ist eine wichtige Investition in die Zukunft. Zudem sollten sie sich angesichts einer Scheidungsrate von über 37% in Österreich auch nicht auf den Partner verlassen. Finanzielle Selbstverantwortung und Unabhängigkeit sind immens wichtige Themen”, so die Erste Bank-CEO.
Wer die aktuell hohe Inflation nicht hinnehmen will, sollte sich auch mit Wertpapieren befassen: „Die hohe Inflation wird uns noch einige Zeit lang begleiten und es ist aktuell extrem schwierig, sie zu schlagen. Deshalb ist es sinnvoll, zumindest einen Teil des Vermögens zu veranlagen, um die negativen Effekte abzufedern”, so Markus Kaller, Wertpapier-Experte der Erste Group.
No Risk, no fun
Bei einer Inflation von aktuell über sieben Prozent ist ein Ausgleich ohne entsprechendes Risiko allerdings nicht möglich.
„Gerade die letzten Ereignisse führen anschaulich vor Augen, dass Wertpapiere auch schwanken können. Dementsprechend sollten Anlegerinnen und Anleger jedenfalls auf eine breite Streuung setzen und durch laufendes Ansparen in unterschiedliche Anlageinstrumente die Herausforderung des richtigen Einstiegszeitpunkts vermeiden. Mittlerweile ist es ja möglich, vom Investmentfonds, über Zertifikate bis hin zu Goldmünzen, Anlageprodukte auch in kleinen Tranchen zu erwerben”, so Kaller.