••• Von Martin Rümmele
WIEN/WELS. „Das Internet nimmt dem Arzt seinen wichtigsten Heilungseffekt – den Plazeboeffekt”, sagte der deutsche Internetguru und Fachjournalist Tim Cole beim jährlichen Event der Pharma Logistik Austria und skizzierte damit auch einen grundlegenden Wandel im Gesundheitswesen durch den Einsatz von Informationstechnologien. Heute zeige das Internet viel mehr Behandlungsoptionen und alternative Behandlungsmethoden. „Und Patienten informieren sich vor einem Arztbesuch zunehmend genau und erwarten dann vom Arzt, dass dieser auch diese Behandlungsmethoden kennt und beherrscht.” Tue er das nicht, verliere er an Glaubwürdigkeit.
Big Data ist Realität
Man wolle zeigen, wie sich das Gesundheitswesen und damit die Versorgungsstruktur entwickelt, erklärte PLA-Geschäftsführer Roland Huemer den Hintergrund für die jährliche Veranstaltungsreihe. Gerade die Kombination von Internet beziehungsweise Big Data und die Fortschritte in der Entschlüsselung des menschlichen Genoms beeinflussen zukünftig das Gesamtsystem. Cole sieht im Einsatz moderner IT viele grundlegende Veränderungen auf die Branche zukommen. Big Data im Dienste der Gesundheit sei längst Realität, die Entwicklung könne aber auch in ungewollte Richtungen gehen. „Computer werden bald sehr, sehr leistungsfähige Berater von Ärzten sein. Kein Arzt kann heute die gesamte Fachliteratur in kurzer Zeit analysieren. Vor allem in der Krebsmedizin kann es für die Therapeuten hilfreich sein, sich rasch auf den neuesten Stand zu bringen.” Parallel bringen Computer enorme Vorteile in der Forschung, wo sich vor allem durch die Entschlüsselung genetischen Codes viele Möglichkeiten für die Arzneimittelforschung auftun, betonte auch Markus Paulmichl, Institutsvorstand für Pharmakogenetik und Pharmakogenomik der PMU Salzburg. Umgekehrt lernen aber auch die IT-Systeme von der Medizin. Cole: „Man schätzt dass schon heute pro Patient ein Gigabyte an Daten anfallen. So eine unglaubliche Menge ist künftig nicht zu verarbeiten, dazu braucht es leistungstarke Systeme – neuronale Computersysteme, die wie ein Gehirn arbeiten.”
Zukunft Präzisionsmedizin
Das Internet führe auch zu einer Demokratisierung der Medizin. „In den USA gibt es bereits Systeme von crowd diagnostics. Da stellt jemand Symptome ins Netz und das Netz sucht Lösungen. Da arbeiten Ärzte mit, aber vielleicht auch Patienten selbst oder Selbsthilfegruppen”, zeigte Cole Entwicklungen auf. Paulmichl zeigte wiederum, welches Potenzial die Entwicklung der personalisierten Medizin ermöglicht. Kein Mensch ist gleich und um die richtige Medikamentenauswahl zu treffen, ist es sinnvoll, auch genetische Voraussetzungen analysieren zu können. Damit können künftig Therapien geschärft und Nebenwirkungen eingeschränkt oder sogar vermieden werden. Dazu arbeitet Paulmichl in seiner Funktion als Vice-Chair der Pharmacogenomic-Working-Party der EMA an der Erstellung einer „Good Genomic Practice Guideline”, die 2016 publiziert werden soll. Sein Institut ist eines von fünf europäischen Zentren zur Analyse von genetischen Faktoren zur Medikamentenwirkung.
Auch für Pharma Logistik Austria sind maßgeschneiderte Dienstleistungen zentral für die tägliche Arbeit. Als spezialisierter Partner – vor allem für hochsensible Arzneimittel – übernimmt PLA die Distribution für über 50 nationale und multinationale Pharmahersteller. Darüber hinaus sind es vor allem unsere produktspezifischen value-added-services, die uns zu einem einzigartigen Partner der Industrie machen, betonte Huemer.