Gesundheitsakte soll die Versorgung optimieren
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HEALTH ECONOMY 11.12.2015

Gesundheitsakte soll die Versorgung optimieren

Sie war und ist umstritten, seit Mittwoch ist sie aber Realität: Die Elektronische Gesundheitsakte ELGA ist gestartet.

••• Von Martin Rümmele

WIEN/GRAZ. Am Mittwoch startete die Umsetzung der lange diskutierten und vorbereiteten Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) – zuerst in Spitälern und Pflegewohnhäusern des Wiener Krankenanstaltenverbundes, den Landeskrankenhäusern der Steiermärkischen Krankenanstalten­gesellschaft sowie im Krankenhaus der Elisabethinen in Graz, im Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz, im Marienkrankenhaus Vorau und im Neurologischen Therapiezentrum in Kapfenberg. Schrittweise folgen weitere Spitäler in den Ländern. Ab 2016 folgen Niederösterreich, Kärnten und die Spitäler der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt. Dann beginnt voraussichtlich im Mai 2016 die Einbindung des niedergelassenen Bereichs mit dem Testbetrieb der E-Medikation, bei der auf Basis der dann systematisch übermittelten E-Medikationsdaten unter anderem Wechselwirkungen zwischen verschriebenen Medikamenten hintangehalten werden sollen.

Mehr Transparenz für Patienten

Gleichzeitig mit Wien und Steiermark geht auch das neue ELGA-Portal mit seinen erweiterten Funktionen österreichweit in Betrieb, sagt Susanne Herbek, Geschäftsführerin und Sprecherin der ELGA GmbH: „Über das Portal können Bürgerinnen und Bürger nun ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen, ausdrucken oder abspeichern. Das ist neu und bringt mehr Wissen über die eigenen Gesundheitsdaten.” Im Protokoll dazu ist zudem genau nachvollziehbar, wer wann was aufgerufen oder durchgeführt hat. Gleichzeitig nimmt auch die ELGA-Ombudsstelle mit ihren Standorten bei den Patientenanwaltschaften in Wien und der Steiermark den Betrieb auf.

Die Menschen werden in ihrer persönlichen Gesundheitsakte allerdings zu Beginn nur Befunde aus stationären Einrichtungen sehen können. „Erst wenn ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung mit ELGA arbeitet und man dort in Behandlung oder Betreuung war, entstehen ELGA-Gesundheitsdaten. Alte Befunde werden nicht übertragen. Das ist technisch nicht möglich, da die ELGA-Befunde in einem neuen, interaktiven Format bereitgestellt werden”, erklärt ­Herbek.
Die ersten Gesundheitsdaten, die über die Gesundheitsakte verfügbar gemacht werden, sind ärztliche beziehungsweise pflegerische Entlassungsbriefe sowie ausgewählte Labor- und Röntgenbefunde aus teilnehmenden Spitälern und Pflege­einrichtungen.
Die anfängliche Sorgen der Bevölkerung im Hinblick auf Datensicherheit sind abgeflaut, erzählt Herbek. Gab es zum Start der Website mit der Möglichkeit zum Opt­out noch bis zu 3.000 Anrufe pro Tag bei der ELGA-Hotline, sind es jetzt noch etwa 20 bis 30 Anrufe. Geholfen haben dabei wohl auch die breite Aufklärungskampagne und die Verschiebung, um das System absolut sicher zu machen.
ELGA soll Ärzten und befugten Gesundheitsberufen helfen, wenn es medizinisch nötig ist einen Überblick über Befunde von Patienten zu erhalten. Dabei werden die ELGA-Gesundheitsdatennicht zentral gespeichert, sondern sind vernetzt abrufbar. Alle Abrufe sind gesetzlich genau geregelt und müssen im ELGA-Protokoll für die Patientinnen und Patienten gut nachvollziehbar sein können,. Für allfälligen Missbrauch gibt es empfindliche Strafen, sagt die ELGA-Geschäftsführerin.

Strenge Sicherheit

Neben der Sicherheit gegen Angriffe von außen verweisen Herbek, der Hauptverband der Sozialversicherungsträger und Spitäler auch auf die innere Sicherheit. Es sei technisch abgesichert, dass Gesundheitsdiensteanbieter nur 28 Tage lang nach dem Stecken der E-Card, die als Zutrittskarte dient, auf die Daten zugreifen können. Außerdem werden sämtliche Zugriffe auf das System mitprotokolliert und von einer Betrugserkennungssoftware überwacht.

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