Kammer teilt aus
© ÖÄK/Stefan Seelig
Der Schlagabtausch zwischen Ärztekammer und ÖGK geht weiter – die Standesvertretung drängt auf Vertragsabschluss.
HEALTH ECONOMY Redaktion 29.08.2025

Kammer teilt aus

Finanzierungslücken und Warnstreiks: Die Ärztekammer warnt vor dem Zusammenbruch der Kassenversorgung.

WIEN. Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Johannes Steinhart, zeichnete zum Auftakt einer Pressekonferenz ein düsteres Bild des heimischen Kassensystems: Es stecke in einer tiefen Finanzierungskrise. Es fehle an ausreichend Ärztinnen und Ärzten im solidarisch finanzierten Gesundheitsbereich, was zu langen Wartezeiten in Ordinationen und bei Operationen führe. In Kärnten habe es bereits erste Warnstreiks gegeben, eine Ausweitung sei nicht auszuschließen. Steinhart betonte, die Ärztekammer wolle Teil der Lösung sein und verwies auf bereits funktionierende österreichweite Verträge mit den Versicherungen SVS und BVAEB sowie auf einen vor fünf Jahren präsentierten, bislang ungenutzten einheitlichen Leistungskatalog.

Die jüngst veröffentlichten Schlagzeilen zur Honorarentwicklung von Kassenärzten sind laut Steinhart irreführend. Die Honorare seien nicht durch überhöhte Tarife gestiegen, sondern durch massiv gesteigerte Leistungs- und Patientenzahlen. So habe es bei den E-Card-Steckungen seit 2019 einen Zuwachs um 25% auf knapp 143 Millionen im Jahr 2024 gegeben. Steinhart wies auch auf die stark hinter der Inflation zurückbleibenden Kassentarife hin – am Beispiel Wien sei seit 2022 eine Preissteigerung von 24% zu verzeichnen, während die Tarife nur um 13% gestiegen seien. Ein Alleingang der ÖGK ohne Einbindung der Ärztekammer bei Vertragsverhandlungen sei für ihn undenkbar.

Gemeinsamer Fahrplan
Auch Dietmar Bayer, Obmann-Stellvertreter der Bundeskurie niedergelassene Ärzte kritisierte die ÖGK: Immer mehr Patienten wechselten in die Privatversicherung, Kassenverträge seien für Ärzte unattraktiv. Die Sozialversicherung biete ein Produkt an, das in der jetzigen Form nicht mehr funktioniere, bei einem Defizit von 900 Mio. €  müsse dringend gegengesteuert werden. ÖÄK-Vizepräsident Edgar Wutscher betonte indes erneut die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sowie den klaren Wunsch der ÖÄK nach einem Gesamtvertrag. Abschließend forderte Steinhart ein gemeinsames Vorgehen aller Beteiligten zur Rettung des solidarischen Gesundheitssystems.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL