Klimawandel wird zur Gefahr für die Gesundheit
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HEALTH ECONOMY Redaktion 22.11.2019

Klimawandel wird zur Gefahr für die Gesundheit

Experten und Mediziner warnen nicht nur aufgrund der jüngsten Unwetter vor den Gefahren des Klimawandels.

••• Von Martin Rümmele

Wer an Klimawandel und gesundheitliche Folgen denkt, hat meist Bilder von direkten Auswirkungen wie Verschüttete durch Muren im Kopf, doch bei den jüngsten Unwettern in West- und Südösterreich zeigten sich viel breitere Auswirkungen, als etwa das obersteirische Spital Stolzalpe aufgrund der Schneefälle nicht erreichbar war und Operationen nach einen Stromausfall verschoben werden mussten. Im Kärntner Lesachtal, das nach Schneefällen abgeschnitten war, musste ein Kleinkind mit Blinddarmdurchbruch vom Hubschrauber ausgeflogen werden.

Direkte und indirekte Folgen

„Direkte Effekte des Klimawandels stehen meist im Vordergrund. Nehmen wir als Beispiel die sich häufenden Extremwetterereignisse. Die Folgeerscheinungen am Land reichen von akuten Verletzungen und direkten Todesfällen bis zu späteren gesundheitsgefährdenden Folgen – wenn etwa das Heizöl überläuft, kommt es zu Trinkwasserproblemen”, sagt der Umweltmediziner und Public Health-Experte Hans-Peter Hutter von der Medizinuniversität Wien. Solche akuten Ereignisse würden indirekt auch zu Traumatisierungen durch Existenzverlust und durch die Nähe zu Leid und Tod führen. „Wir beobachten bereits, dass hier posttraumatische Belastungsstörungen zunehmen. Die Häufung von Unwettern führt letztlich auch zu innerstaatlichen Migrationsbewegungen mit gesundheitlichen Folgen.” Wie Österreich noch zu einem internationalen Vorbild in Sachen Klimaschutz werden und dabei selbst profitieren kann, darüber diskutierten am Mittwoch auch Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik in Wien beim Vienna Forum on Climate Action.

Expertenbericht warnt

Dass der Klimawandel schon jetzt die Gesundheit, insbesondere die von Kindern, schädigt, darüber hat dieser Tage das Konsortium „The Lancet Countdown”, zu dem rund 100 Experten gehören, berichtet. Mitbeteiligt an dem nun veröffentlichten Bericht waren auch Forscher aus Österreich. Im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Madrid bilanzieren die Experten aus 35 Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), internationale Universitäten sowie auch vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien im Fachjournal The Lancet die aktuellen und künftigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit.

Kinder seien am stärksten betroffen, betonte Nick Watts, der Chef des Konsortiums; ihr Körper und Immunsystem entwickelt sich noch, und Schäden in der Kindheit könnten bleiben. Auch Ernterückgänge durch den Klimawandel und infolgedessen Unterernährung träfen sie am schlimmsten. Sie litten stärker an Durchfall und an von Stechmücken übertragenen Erkrankungen wie Dengue. Die Autoren warnen auch vor Feinstaubbelastungen. Die wirtschaftlichen Verluste und Gesundheitskosten durch Feinstaub beliefen sich dem Bericht zufolge in Österreich in den Jahren 2015 und 2016 bereits auf jeweils knapp unter zwei Mrd. €.

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