••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die NGO Ärzte ohne Grenzen forderte am Dienstag, dass Pharmafirmen auf Patente für Covid-19-Medikamente, Corona-Impfstoffe und Tests verzichten. Auch Regierungen seien gefordert, den Zugang zu Mitteln gegen Covid-19 sicherzustellen, indem sie Patente aussetzen oder aufheben und Preiskontrollen einführen. Tatsächlich dürfte aber genau das Gegenteil passieren: Regierungen und Firmen rittern um die Poleposition. Sobald sich einer der vielen Impfstoff-Kandidaten, die derzeit in Entwicklung sind, als erfolgreich erweist, muss dessen weltweite Verteilung sichergestellt sein, fordert deshalb auch der Pharmaverband Pharmig. „Wir stehen hier vor einer besonderen Herausforderung, dass wir ein Medikament nach dessen Zulassung möglichst rasch möglichst überall auf der Welt zur Verfügung stellen müssen. Damit einher geht die Frage, wie und wo diese Mengen produziert und wie sie in den einzelnen Ländern weltweit auch verfügbar gemacht werden können. Das müssen wir frühzeitig diskutieren und Lösungen finden”, sagt Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog. Die Frage der Produktion sei das eine, aber wer wann in welcher Reihenfolge Zugang zu einem Impfstoff erhalten soll, das sei eine Entscheidung, die die pharmazeutischen Unternehmen nicht allein treffen. „Hier brauchen wir eine Strategie, die von der Politik und den Zulassungsbehörden in den einzelnen Ländern gemeinsam mit der pharmazeutischen Industrie ausgearbeitet werden muss”, so Herzog weiter.
Konflikte EU-USA
Zuletzt hatte der französische Pharmakonzern Sanofi für Diskussionen gesorgt. Nach Kritik ruderte der Konzern bei seiner Ankündigung zurück, mit einem möglichen Corona-Impfstoff zuerst die USA beliefern zu wollen. Sanofi werde sicherstellen, dass ein solches Mittel in allen Regionen der Welt zur gleichen Zeit verfügbar sei, sagte Verwaltungsrat-Chef Serge Weinberg am Donnerstag. Sanofi habe verschiedene Möglichkeiten zur Produktion; einige davon seien in den USA, noch mehr davon aber in Europa und Frankreich, betonte Weinberg. Die französische Regierung und die EU-Kommission hatten einen Vorrang für die USA kritisiert.