Thema Vorsorge
© APA-dpa/Fredrik von Erichsen
HEALTH ECONOMY Redaktion 29.04.2016

Thema Vorsorge

Im Fokus: Erhöhung der Impfraten – und der Bereitschaft, Gesundheitschecks in Anspruch zu nehmen.

WIEN. „Wir hatten im vergangenen Jahr 309 Masernfälle. Das ist die dritthöchste Fallzahl in Europa. Österreich hat die zweithöchste Häufigkeit pro 100.000 Einwohner und Jahr der Masern in Europa”, erklärte Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien, bei einer Veranstaltung im Stift Seitenstetten. Damit die Erkrankung eingedämmt wird, sollten mehr als 95% der Menschen gegen die potenziell gefährliche Erkrankung per Impfung geschützt sein.

Lücken beseitigen

„Wir haben hier Lücken bei den Kindern. Das betrifft aber auch die jungen Erwachsenen. Wir haben ein ähnliches Problem bei Keuchhusten”, sagte die Expertin. Laut einer Umfrage sind vier Prozent der Österreicher „Impfgegner” und 57% „Impfskeptiker”.

Nur 39% der Bevölkerung sind ohne Einschränkungen für Immunisierungen, sagte Wiedermann-Schmidt. Dabei konnte man anhand der 2008 in das Gratis-Impfprogramm für Kinder aufgenommenen Rotavirus-Immunisierung den Wert der Impfprophylaxe belegen. Die Expertin betonte dazu: „Die Zahl der Hospitalisierungen von Kindern wegen der Erkrankung sank in kurzer Zeit von 4.000 Fällen pro Jahr auf rund 1.000 Fälle.”
Im Rahmen des Gesundheits­forums Seitenstetten wurde ein Konzept entworfen und vorgestellt, wie man in der Modellgemeinde Pöggstall in Niederösterreich in einem Jahr die Impfraten erhöhen könnte; die Gemeinde hat 2.400 Einwohner. Zwei niedergelassene Allgemeinmediziner, drei Fachärzte und eine Apotheke bilden den Kern der medizinischen Versorgung. Das Projekt wird „Pöggstall sucht den Impfkalender” heißen. Wenn es um die Verhütung von Krankheiten geht, sind Impfungen das wirksamste Mittel.

Risikofaktoren abklären

In diesen Tagen lädt parallel die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) rund 70.000 Wienerinnen zur kostenlosen Vorsorgeuntersuchung ein. Dazu werden die Versicherten per Brief informiert. Im Fokus steht diesmal das Erkennen von Gebärmutterhalskrebs. Aus diesem Grund werden Frauen zwischen 19 und 65 Jahren eingeladen, die in den vergangenen zwei Jahren weder einen PAP-Abstrich noch einen Gesundheits-Check haben machen lassen.

Bei der Vorsorgeuntersuchung werden unter anderem die Risikofaktoren für Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Herzinfarkt abgeklärt. Außerdem umfasst das Programm auch die Früherkennung häufiger Krebsarten. Weiters geben die Vorsorgeärztinnen und -ärzte Tipps für einen gesünderen Lebensstil; der Fokus liegt dabei auf Bewegung, Ernährung und Rauchstopp.

Vorsorgeuntersuchungen

Generell wird der Gesundheits-Check für Personen unter 40 Jahren in dreijährigen Abständen, ab 40 in zweijährigen Abständen empfohlen und kann auch ohne persönliche Einladung von allen Personen ab 18 Jahren in Anspruch genommen werden, sofern die letzte Vorsorgeuntersuchung länger als ein Jahr zurückliegt.

Die Vorsorge­untersuchung kann bei allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten mit entsprechendem Vertrag, in den Gesundheitszentren der WGKK und den drei Vorsorgeuntersuchungsstellen der Gemeinde Wien in Anspruch genommen werden.
Auch andere Gebietskrankenkassen versenden aktuell Einladungen zu Vorsorgeuntersuchungen. (iks)

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