Zecken unterwegs
© dpa/Tobias Hase
Der Klimawandel hilft den Zecken bei der Verbreitung, warnen Experten. Sie riefen diese Woche zu Impfungen auf.
HEALTH ECONOMY Redaktion 26.06.2020

Zecken unterwegs

Die Ärztekammer rät, Impflücken aufzuholen. Experten warnen vor allem vor der steigenden FSME-Gefahr.

••• Von Kathrin Pfanner

WIEN. Die FSME-Fallzahlen in Österreich sind in den letzten Dekaden um mehr als 80% gesunken. Das hat aber nichts mit einem Rückgang der FSME-verseuchten Zecken zu tun, sondern mit der hohen Durchimpfungsrate. Ganz Österreich gilt als Endemiegebiet, warnen Experten. Die FSME-Hotspots haben sich im Laufe der letzten Jahrzehnte ständig verschoben. Ein Teil dieser Verschiebungen dürfte auf den Klimawandel zurückzuführen sein, allerdings ist dieser wahrscheinlich nur einer von mehreren Faktoren.

Verbreitung verschiebt sich

Auch haben sich in Gegenden, die bisher als virusfrei betrachtet wurden, neue Hotspots gebildet. Das gilt zum Beispiel für die Länder Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland, aber auch für die Schweiz. In Tschechien und der Slowakei wurden FSME-Gebiete in höher gelegenen Gebieten entdeckt. „Die Gründe für diese Veränderungen sind derzeit noch Gegenstand der Forschung”, berichtet der Wiener Virologe Otfried Kistner. „Mehrere Faktoren dürften eine Rolle spielen. Dazu gehören sicherlich der Klimawandel, aber eventuell auch Zugvögel oder größere Säugetiere, die als Transportvehikel für infizierte Zecken dienen könnten.” Experten raten deshalb zu Impfungen. „Im Unterschied zu anderen Krankheiten führt die FSME-Impfung nur zu einem individuellen Schutz”, erläutert Michael Kunze vom Zentrum für Public Health der MedUni Wien. „Das eigene Erkrankungsrisiko lässt sich nicht dadurch verringern, dass sich alle Personen in meiner Umgebung impfen lassen.”

Corona bremst Impfungen

Die Ärztekammer warnt aber vor einem Impfrückgang. „Wir verzeichnen derzeit einen problematischen Rückstau in der Vorsorgemedizin, der auch eine größer werdende Impflücke einschließt”, sagt Johannes Steinhart, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. Im Zusammenhang mit dem Shutdown wurde geraten, dass nur Akutpatienten Arztpraxen aufsuchen, um das Risiko einer Infektionsübertragung zu minimieren. „So wurden viele Vorsorgemaßnahmen, darunter auch Impfungen, verschoben”, sagt Steinhart.

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