„Bei den Investitionen werden wir nicht sparen!”
© Hutchison Drei Austria/APA-Fotoservice/Greindl
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 06.11.2020

„Bei den Investitionen werden wir nicht sparen!”

Bei der großen 5G-Frequenz-Auktion hat Drei ein Drittel aller Frequenzpakete ersteigert: CEO Jan Trionow im medianet-Exklusivinterview.

••• Von Chris Radda und Paul Christian Jezek

Schon 2019 hat Drei mit der Ersteigerung von 5G-Mobilfunkfrequenzen im Bereich 3,4 bis 3,8 GHz den Grundstein für Österreichs erstes kommerzielles 5G-Netz in städtischen Ballungszentren gelegt.

Aktuell hat Drei rund 200 5G-Sendeanlagen in Echtbetrieb in allen Bundesländern, bis Jahresende soll sich diese Zahl auf mehr als 300 erhöhen. medianet sprach mit CEO Jan Trionow über den weiteren Ausbau, das Investitionsklima und die Versorgungspflicht sowie über die Lehren aus der Coronakrise.


medianet:
Herr Trionow, wie zufrieden sind Sie mit den Resultaten der 5G-Auktion?
Jan Trionow: Aus volkswirtschaftlicher Perspektive war sie ein sehr großer Erfolg für den Standort Österreich!

Ein Kompliment an die Regierung und an die Regulierungsbehörde für die faire Auktion und die moderaten Preise, mit denen Verantwortung und Weitblick bewiesen wurde. Die optimale Versorgung des Landes war diesmal offenkundig wichtiger als eine kurzfristige Erlösmaximierung.
Wir haben ein Drittel aller Frequenzpakete ersteigert – und damit eine ausgezeichnete Frequenzausstattung für 5G.


medianet:
Verraten Sie uns einige Details dazu?
Trionow: Wir haben neun der 27 vergebenen Frequenzblöcke ersteigert, darunter Pakete in allen drei vergebenen Frequenzbereichen, also 700, 1.500 und 2.100 MHz.

Besonders positiv sehen wir die zusätzlichen Anreize für die Versorgung von ländlichen Gebieten in Form einer Reduzierung des Kaufpreises, wenn man sich freiwillig verpflichtet hat, auch sehr entlegene ländliche Regionen mit schnellem High-Speed Internet zu versorgen. Durch die Verpflichtung, mit 43 Prozent die meisten der unterversorgten Katastralgemeinden – nämlich 738 – mit 5G zu ver­sorgen, hat Drei auch die höchsten Preisabschläge seitens der RTR erworben und bezahlt als Netto-Auktionspreis 49,559 Millionen Euro.


medianet:
Bleiben wir gleich bei der Betriebswirtschaft. Wie haben sich denn die Auswirkungen der Pandemie für Drei manifestiert?
Trionow: Zu Beginn war es natürlich – nicht nur für uns – eine große Herausforderung, die kritische Infrastruktur der Telekommunikation und damit operative Stabilität bzw. die konkreten Abläufe zu gewährleisten.

Das ist uns sehr gut gelungen, die Netze haben standgehalten, obwohl zwei Drittel mehr Sprachverkehr und ein Drittel mehr Datenvolumen zu bewältigen waren.
Unterm Strich hält dieser Trend übrigens an, wir halten aktuell weiterhin bei 30 Prozent mehr Datenvolumen im Vergleich zum Vorjahr und es steigt weiter an, mit teilweise sehr starken ‚Ausreißern' nach oben, etwa bei der internetbasierten Sprach- und Videotelefonie mit einem Anstieg um 138 Prozent.
Allerdings war und ist die Covid-19-Pandemie eine massive wirtschaftliche Herausforderung, die Telekommunikation ist keineswegs automatisch ein ‚Krisengewinner', weil die großzügigen Pakete (‚Unlimited', etc.) speziell in Österreich die Mehrnutzung weitestgehend ‚abgefangen' haben, während das Roaming-Geschäft fast vollständig weggebrochen ist.
In Summe ist es für Drei zu einem leichten Umsatzeinbruch gekommen, und 2021 wird sicher zu einer beachtlichen Herausforderung – auch, weil 5G für Drei das größte Rollout-Programm der Firmengeschichte bedeutet.


medianet:
Was kommt noch auf Sie zu?
Trionow: Ein Umsatzwachstum ist unter anderem wegen des 5G-Ausbaus die Grundlage für die gesamte Telekommunikationsbranche und somit auch der wichtigste Teil der Unternehmensstrategie von Drei.

Schwerpunkte für uns sind unter anderem TV sowie Gas und Strom für die Haushalte, aber auch das große Thema Sicherheit. Das bedeutet natürlich Verlässlichkeit im Tarif- bzw. Kostenbereich, aber auch Schutz vor Virenbefall und Schadsoftware, also technische Vorkehrungen und darüber ­hinaus Versicherungsprodukte wie Handyschutz, Online-Banking sowie neuerdings Reiseschutz.
Mit dem ‚Digitalimpuls Gipfelsturm' hat Drei vor einigen Wochen zum ersten Mal in Europa einen Experten-Talk in 2.700 Meter Seehöhe live gestreamt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist für Drei die Gesundheit, etwa das intelligente Datennetz Healix, mit dem man Daten wie ELGA, Patientenvorgeschichte, Röntgenbilder oder andere Untersuchungsergebnisse sicher mit anderen Krankenhäusern und Gesundheitsdienstleistern austauschen kann.
Last but not least gibt es einen weiteren wesentlichen ‚Hebel', an dem 2021 weiter ‚gedreht' werden muss, nämlich den euro­päischen Rechtsrahmen für Telekommunikation mit der dringend notwendigen Harmonisierung des Konsumentenschutzes und der Umsetzung der EU-Vorgaben in nationales Recht.

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