Breitspurig bis Dobra, normalspurig bis Wien
© Nina Gou Xuang Feng
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 25.05.2018

Breitspurig bis Dobra, normalspurig bis Wien

Zwecks regelmäßiger Verbindungen auf dem eurasischen Korridor unterzeichnen ÖBB und DHL Übereinkunft.

••• Von Helga Krémer

Vorläufer der berühmten Straße entstanden bereits im 5. Jhdt.v. Chr., ihre „offizielle Eröffnung” folgte 115 v.Chr. durch den Partherkönig Mithridates II und den chinesischen Kaiser Han Wudi. 1273/74 nutzte Marco Polo die Seidenstraße für seine Reise nach China – dann wurde es ruhig um den damals über 6.000 km langen Güterweg.

Bis 2013 – mit dem Projekt „One Belt, One Road” erlebt die Seidenstraße ein Revival.

One Belt, One Road

Heutzutage handelt es sich bei der Seidenstraße zusammengefasst in Wahrheit um zwei Bereiche: den „Silk Road Economic Belt”, nördlich gelegen, zu Land, mit sechs Korridoren und der südlich gelegene Seeweg „Maritime Silk Road”.

Die Neue Seidenstraße (zu Land) birgt enormes Potenzial für die österreichische Wirtschaft und einen direkten Zugang zu rasch wachsenden Märkten. Großer Vorteil für den Verkehrsträger Schiene: Der Bahntransport ist umweltfreundlich, billiger als Luft- und schneller als Seefracht. DHL Global Forwarding und die Rail Cargo Group (RCG) – Güterverkehrssparte der ÖBB haben bereits den ersten Direktzug von China nach Österreich abgewickelt (siehe Kasten). Bis 2033 wollen die ÖBB außerdem „breitspurig” bis nach Wien fahren können; gegenwärtig wird ja am Terminal Dobra an der ukrainisch-slowakischen Grenze umgeschlagen.
Mit der vertieften Kooperation werden nun neue Verbindungen zwischen Europa und Asien implementiert. Dazu wurde ein Memorandum of Understanding (kurz: MoU) zwischen Thomas Kargl, Vorstand Vertrieb der Rail Cargo Group, und Steve Huang, CEO, DHL Global Forwarding Greater China, unterzeichnet.

Starke Partnerschaft

„Das Handelswachstum zwischen China und Österreich boomt. Umso bedeutender ist es, dass wir unseren Kunden attraktive Verbindungen und starke Partnerschaften bieten. Mit dem MoU und der Zusammenarbeit setzen die RCG und DHL ein klares Zeichen. Gemeinsam bündeln wir unser Know-how und Netzwerk”, erklärt Kargl. Ziel der Kooperation ist die Erweiterung der Transporte auf der Schiene auf der eurasischen Landbrücke entlang folgender sechs Länder: China, Kasachstan, Russland, Ukraine, Slowakei sowie Österreich; das beinhaltet die Erhöhung der Güterverkehrskapazität und die nachhaltige Etablierung alternativer Routen zu den bereits bestehenden China-Europa-Verbindungen.

Die derzeitige Transportdauer liegt bei 12 bis 14 Tagen – mit dem Ziel der Verkürzung auf 10 Tage bis zum Jahr 2020. „Die Partnerschaft wurde im Zuge des Staatsbesuchs in China und der Unterzeichnung von 30 Kooperationsabkommen mit chinesischen Unternehmen in der Höhe von rund 1,9 Milliarden USD initiiert”, erläutert Steve Huang und verdeutlicht: „Das MoU kombiniert die umfangreiche Kompetenz der RCG im Bereich Bahnlogistik mit dem End-to-End Speditions-Know-how von DHL und einem der weltweit größten Multimodal-Netzwerke. Damit bieten wir Kunden in Europa und China neue, zusätzliche Transportmöglichkeiten entlang der Neuen Seidenstraße.”

Logistiker mischt mit

Aber nicht nur die ÖBB-Tochter RCG will von der „One Belt, One Road”-Initiative partizipieren: Seit März diesen Jahres ist Quehenberger Logistics in Kasachstan vertreten, in etwa im mittleren Drittel der Seidenstraße. Nun erweiterte Quehenberger Logistics Kasachstan am neuen Standort in Almaty den Bereich Kontraktlogistik um ein Warehouse mit insgesamt 1.500 m² Lagerfläche.

Neben der Erweiterung der Kontraktlogistik baut Quehenberger Logistics mit der Eröffnung des neuen Standorts zudem das bestehende Produkt Q Traction aus. Denn zurzeit werden Transporte aus und nach China über die Transsibirische Route durchgeführt. In Zukunft können diese nun um die Transportmöglichkeiten des eurasischen Landgürtels der neuen Seidenstraße („One Belt, One Road”) – ergänzt werden. Q Traction gehört zu den Q Ocean-Leistungen Quehenbergers und stellt die intermodale Transportlösung (Standardcontainer auf Bahn) dar – im Vergleich zur klassischen Seefracht biete diese Lösung erhebliche Laufzeitvorteile von und nach China, heißt es bei dem Logistik-Unternehmen.
„Für Quehenberger Logistics als Logistik-Spezialisten in den GUS-Staaten ist nach Russland, Weißrussland, der Ukraine und Moldawien die Erweiterung um einen Standort in Kasachstan der nächste logische Schritt. Kasachstan ist der erste Eintrittspunkt von und nach China und darüber hinaus Mitglied der Eurasischen Wirtschaftsunion” sagt Klaus Hrazdira, COO Quehenberger Logistics. Darüber hinaus übernimmt das Quehenberger Logistics-Expertenteam in Kasachstan eine Koordinations- und Steuerungsfunktion für alle Transportleistungen im zentralasiatischen Raum.

Direkte Linie nach Asien

„Der chinesische Markt ist für uns besonders attraktiv, und Wien stellt dabei einen wesentlichen Knotenpunkt für die Verkehre von und nach China dar”, betont RCG-Vertriebsvorstand Kargl. „Ausgehend vom Güterzentrum Wien Süd, werden die Güter in ganz Europa – zwischen Nordsee, Mittelmeer und Schwarzem Meer – verteilt. Vice versa bieten wir Kunden aus den europäischen Industrien mit unseren Shuttle-Verkehren eine direkte Linie nach Asien.”

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