WIEN. Österreichs Mittelstand reagiert auf geopolitische Veränderungen und steigenden Wettbewerbsdruck mit einer verstärkten Nutzung von Schlüsseltechnologien wie KI, Cloud Computing und Data Analytics. Das zeigt die Anfang Dezember 2025 veröffentlichte Digitalisierungsstudie 2025, die der Telekommunikations-Komplettanbieter Drei beim Marktforschungsinstitut marketmind in Auftrag gegeben hat.
Bereits mehr als zwei Drittel der Unternehmen nutzen demnach für ihre Arbeit mittlerweile künstliche Intelligenz. Auch in allen anderen Schlüsseltechnologien – bei der Software- und Speicher-Nutzung in der Cloud, im Bereich Datenanalysen und beim Internet der Dinge – haben die heimischen Unternehmen laut Umfrage einen Sprung nach vorne gemacht. Österreich liegt damit im Eurostat-Vergleich weiterhin im europäischen Mittelfeld. In manchen Bereichen – vor allem in der digitalen Sicherheit – gibt es aber noch viel zu tun.
Rudolf Schrefl, CEO von Drei: „Angetrieben vom KI-Boom stehen wir am Übergang zu einer neuen, intensiven Phase der Digitalisierung. Jedes zweite Unternehmen hält KI zukünftig für wettbewerbsentscheidend. Prozesse müssen deshalb von Grund auf neu gedacht und effizienter gestaltet werden, statt sie nur digital abzubilden.“
KI-Anwendungen und Datensicherheit
Während 2023 erst zehn Prozent der mittelständischen Unternehmen KI-Technologien genutzt haben, geben aktuell schon 68% der Betriebe an, dass sie KI zumindest als Large Language Models wie ChatGPT im Unternehmen verwenden, so die Studie, für die heuer im Herbst 850 österreichische Unternehmen zwischen 10 und 249 Mitarbeitenden befragt wurden.
Allerdings herrscht dabei noch eine Kluft zwischen punktueller Nutzung und strategischer Einbindung: Spezifisch setzen aktuell 29% der Betriebe KI ein. Aber nur jedes fünfte Unternehmen sieht seine KI-Nutzung aktuell am gewünschten Stand. Während im vergangenen Jahr 13% KI-Expertise zugekauft haben, planen dies 28% in den kommenden zwölf Monaten. Die häufigsten Anwendungsbereiche betreffen tägliche Arbeitsprozesse (26%), den Ersatz der Internetsuche (22%), den Kundenkontakt (10%) und Produktionsabläufe (8%). Fragezeichen gibt es vor allem noch beim Thema Datensicherheit: Bei 60% aller heimischen Unternehmen herrscht in diesem Punkt nach wie vor große Skepsis gegenüber dem KI-Einsatz.
Für Drei CEO Schrefl und Karim Taga, Managing Partner von Arthur D. Little Austria (l.), braucht es deshalb klare Rahmenbedingungen. „Für den erfolgreichen Einsatz von KI ist es noch lange nicht zu spät – doch zuerst müssen Bund und Behörden ihre Hausaufgaben machen. Österreich hat schon einmal bewiesen, dass es an die Weltspitze gehören kann: 2006 waren wir bereits Nummer 1 im E-Government – das Erfolgsrezept dafür kennen wir also. Jetzt müssen wir es wieder anwenden“, so Taga.
Aufholbedarf bei Strategien und Security
Mittelständische Unternehmen verfügen oft nicht über die notwendigen Ressourcen, um Schlüsseltechnologien strategisch einzusetzen. 56% aller Betriebe zwischen 10 und 19 Mitarbeitenden haben keine Digitalstrategie. Drei Viertel der Betriebe, die KI nutzen, fehlt es an einer KI-Richtlinie.
Auch im Bereich Cyber-Security ist noch Luft nach oben: 45% der Unternehmen schätzen die Gefahren von Cyberkriminalität gering ein. Dabei ist es bei fast jedem zweiten Betrieb (47%) bereits zu Vorfällen gekommen. Etwa 16% sind mehrmals im Jahr davon betroffen, bei Betrieben zwischen 50 und 249 Mitarbeitenden liegt dieser Anteil sogar bei 28%. Die häufigsten Vorfälle betreffen Phishing und Social Engineering (20%) sowie Malware-Infektionen (17%).
Worin investitiert wird
Die Nutzung von Cloud Services ist von 2023 auf 2025 um 16 Prozentpunkte auf 61 Prozent gestiegen. 29% der Unternehmen nutzen datenbasierte Analysen. In den kommenden zwölf Monaten wollen die Betriebe vermehrt in Schlüsseltechnologien investieren, die auf die Vernetzung von Geräten, Standorten und Arbeitsabläufen sowie die Prozessoptimierung abzielen: je 17% in Cloud Services, IoT-Anwendungen sowie SD-WAN (Software-Defined Wide Area Network; intelligentes, softwaregesteuertes Unternehmensnetz), zwölf Prozent in Data Analytics und jedes zehnte Unternehmen in sichere Private Networks. Resilienz und Verbesserungspotenziale stehen dabei im Vordergrund: Vier von fünf Unternehmen sehen die Prozessoptimierung als größten Vorteil, gefolgt von der Stärkung der Kundenbeziehung (71%). An dritter Stelle liegt der verbesserte Einsatz finanzieller Mittel und Ressourcen (66%).
Schrefl dazu: „Die Digitalisierung wird als Hebel für Prozessoptimierung, Kundenbindung und Effizienz erkannt, aber es fehlt oft an einer Strategie und nachhaltigen Verankerung im Unternehmen. Der Mittelstand steht am digitalen Wendepunkt. Deshalb benötigt Österreichs Wirtschaft jetzt mehr denn je investitions- und chancenorientierte Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau sowie Rechtssicherheit und ein chancenorientiertes Mindset, das auf Beratung statt Bestrafung abzielt.“
Gekommen, um zu bleiben
Home-Office wird in jedem zweiten Unternehmen angeboten. Die Nutzung hat sich im vergangenen Jahr nochmals leicht erhöht, wobei der Einsatz je nach Branche stark variiert. Während 73% des IKT-Sektors Home-Office nutzt, sind es im Handel 39% und in der Baubranche 34%. Virtuelle Meetings sind auch lange nach der Pandemie Usus: Vier von fünf Betrieben nutzen hybride Kollaborationsformen wie Teams oder Google Meets, bei einem Viertel der Unternehmen hat sich die Nutzung zuletzt gesteigert. Kleinere Unternehmen verwenden Online-Meetings seltener, bei Firmen ab 20 Mitarbeitenden liegt die Anwendung bei weit über 90%.
Strategische Weiterentwicklung
Holcim Österreich begrüßte mit 1. November 2025 Andreas Ruckhofer als neuen Head of Sales. Ruckhofer folgte in dieser Position Gernot Tritthart, der – ebenso mit 1. November –
