Es kann weiter geforscht werden
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 02.09.2022

Es kann weiter geforscht werden

Es ist fix – das Spitzenforschungszentrum Silicon Austria Labs erhält Unterstützung bis 2030 und soll in Europa künftig den Ton angeben.

ALPBACH / GRAZ / VILLACH / LINZ. Hinter Entwicklungen wie Digitalisierung, Automatisierung sowie Technologien im Bereich des Klimaschutzes wie E-Mobilität und Photovoltaik stehen elektronikbasierte Systeme. Um die außeruniversitäre Forschung an diesen Schlüsseltechnologien zu stärken, wurde "2018 Silicon Austria Labs (SAL)" vom Bund, den Bundesländern Steiermark, Kärnten und Oberösterreich sowie dem österreichischen Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) gegründet. Nun haben sich die Eigentümervertreter in einer gemeinsamen Erklärung zur weiteren langfristigen Unterstützung des Spitzenforschungszentrums im Bereich der Mikroelektronik bekannt, um damit die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie zu stärken und den Erfolg des Standorts Österreich abzusichern. Bis 2030 soll SAL zu einem führenden Player in der außeruniversitären Forschung in Europa mit über 600 Forschenden und Mitarbeitenden an den drei Standorten Graz, Villach und Linz werden.

„SAL hat viel vor. Unsere Vision für die kommenden Jahre – die 'SAL-Vision 2030' – hat drei Schwerpunkte: Mit unserer Forschung an elektronikbasierten Systemen möchten wir erstens den Herausforderungen des Klimawandels begegnen, zweitens möchten wir den Standort Österreich weiterentwickeln und drittens mitwirken, den Anteil Europas am globalen Halbleitermarkt zu erhöhen. Mit der Unterstützung unserer Eigentümer und Partner werden wir in die Champions League der Europäischen Spitzenforschung aufsteigen“, ist Gerald Murauer, Geschäftsführer von SAL, überzeugt.

Überall, wo digitale Information verarbeitet, übermittelt oder gespeichert werde, komme Mikroelektronik zum Einsatz, sie sei der Schlüssel für Effizienz und Leistungsfähigkeit praktisch sämtlicher Industrien und eine unverzichtbare Grundlage für den Wohlstand, ist Andreas Gerstenmayer, Vorstandsvorsitzender der AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG mit Sitz in Leoben, überzeugt: „Eine strategische Förderung dieser Schlüsselindustrie ist daher nicht nur eine Notwendigkeit für einen nachhaltigen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, sondern langfristig auch eine Existenzsicherung. AT&S leistet hier mit Advanced Packaging Solutions einen wesentlichen Beitrag für Europa, daher bauen wir auch ein für Europa einmaliges R&D-Center in Leoben.“
Auch Helmut List, CEO der AVL List GmbH mit Sitz in Graz, will SAL nicht mehr missen: „Für die heimische Automobilindustrie und so auch für die AVL List ist die Verbindung Chips – Sensorik – Software-Stack – Validierung besonders wichtig. Die rasche Validierung von Komponenten, Systemen und Anwendungen ist bei aller Komplexität für unseren Erfolg entscheidend. SAL setzt die dafür notwendige Hardware-Software-Brücke in ihrer Forschung konsequent um und ist daher für die AVL ein sehr attraktiver Partner. Dadurch können wir innovative Lösungen anbieten und tragen zur Stärkung des Standorts Österreich und Europa sowie zum Klimaschutz auf Basis einer nachhaltigen Mobilität bei."

Die Leuchttürme der SAL-Forschung
Bei SAL wird an den Standorten Villach, Graz und Linz in fünf Forschungsbereichen an Schlüsseltechnologien, den sogenannten Leuchttürmen, geforscht, die thematisch entlang der gesamten Wertschöpfungskette elektronikbasierter Systeme angesiedelt sind:

• Photonik
• „More-than-Moore“-Mikrosystem-Technologien
• Leistungselektronik
• Dependable EBS
• 6G, die nächste Generation der Drahtloskommunikation.

Bei SAL in Villach beschäftigen sich die Mitarbeitenden unter der Leitung von Christina Hirschl mit photonischen Systemen – wesentlich beispielsweise für die Photovoltaik, aber auch für autonomes Fahren – sowie „More-than-Moore“-Mikrosystem-Technologien, die Voraussetzung für die Miniaturisierung und Effizienzsteigerung von Komponenten sind.
Unter der Leitung von Rudolf Krall widmet sich im Forschungsbereich Leistungselektronik in Graz ein interdisziplinäres Team der Optimierung der Leistungsdichte von elektronischen Komponenten, beispielsweise für den Einsatz in Elektrofahrzeugen. Ein weiteres Team erforscht verschiedene Technologien, die zur Zuverlässigkeit („Dependability“) von EBS beitragen, von der Software-Entwicklung für das Internet of Things bis hin zur Frage der Erklärbarkeit von Künstlicher Intelligenz („Explainable AI“).
Bei SAL in Linz arbeitet das Team von Thomas Buchegger bereits heute am zukünftigen Mobilfunkstandard 6G, für dessen Markteinführung ab 2030 sich die Grundlagenforschung gerade international formiert. 6G ermöglicht die Übertragung großer Datenmengen quasi in Echtzeit, bei gleichzeitig hoher Ausfallsicherheit und spielt damit eine wesentliche Rolle für die drahtlose Maschine-zu-Maschine-Kommunikation in der Industrie. (hk)

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