Luxusgut H2
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 12.11.2021

Luxusgut H2

Eine aktuelle Studie zeigt auf, wie Grüner Wasserstoff mithilfe von Ammoniak bis 2025 preistechnisch konkurrenzfähig werden kann.

WIEN / DÜSSELDORF. „Grüner Wasserstoff“, also H2, der zu 100% aus regenerativen CO2-neutralen Quellen stammt, gilt als kostenintensiv und nur bedingt rentabel; er gilt als der „Champagner unter den Energieträgern“ und hat – im Kontext der Energiewende – das Potenzial, die CO2-Emissionen in Industrie und Verkehr drastisch zu reduzieren. Der Haken: Der Transport, z.B. im tiefkalten, flüssigen Zustand (-253 Grad Celsius) ist technisch herausfordernd und kostenintensiv. Eine neue Studie der globalen Unternehmensberatung Kearney in Zusammenarbeit mit Uniper macht nun Hoffnung. Denn die Studie zeigt, dass grüner Wasserstoff, umgewandelt zu grünem Ammoniak, bis zum Jahr 2025 durchaus wettbewerbsfähig werden kann.

Wasserstoffbedarf steigt
Um diese Konkurrenzfähigkeit zu erreichen, müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. „Viele Wasserstoffstrategien rechnen mit einem grünen Wasserstoffbedarf, der mit erneuerbaren Energiequellen nach bisherigem Planungsstand nicht gedeckt werden kann. Daher ist die Kernfrage, woher und in welcher Form der grüne Wasserstoff kommen wird“, so Sumit Mitra, Partner bei Kearney und Experte für die Optimierung von Wertschöpfungsketten.

Laut der Studie ist der Einsatz von Ammoniak, der heute vor allem als Grundstoff für Düngemittel verwendet wird, als Transportmedium für Wasserstoff aus Regionen mit günstigem, grünem Strom entscheidend. Axel Wietfeld, CEO Uniper Hydrogen, meint dazu: „In allen Verbrauchssektoren wird der Bedarf an Wasserstoff steigen. Deshalb werden wir einen Großteil unseres Wasserstoffs importieren müssen, um unseren zukünftigen Bedarf decken zu können. Wir benötigen importierte Mengen und müssen hier technologieoffen vielfältige Möglichkeiten nutzen. Ammoniak ist ein Energieträger, der sich verhältnismäßig einfach und kostengünstig transportieren lässt und die Wasserstoffwirtschaft entscheidend vorantreiben kann.“

Ammoniak-Route kostengünstiger als lokal erzeugter, grüner Wasserstoff
„Getrieben durch die aktuelle CO2-Preisentwicklung, lohnt sich zudem der Import des grünen Ammoniaks bereits heute, was zur Dekarbonisierung der Düngemittelindustrie beitragen wird und gleichzeitig Investments zur Rückgewinnung von Wasserstoff aus Ammoniak ermöglicht“, erklärt Mitra weiter. Zwar ist die Rückgewinnung energieintensiv, die Studie zeigt allerdings, dass zum einen die Ammoniak-Route kostengünstiger ist als lokal erzeugter, grüner Wasserstoff und zum anderen weitere Kostensenkungspotenziale entlang der Wertschöpfungskette bestehen. Zudem stünden andere Transportwege wie verflüssigter Wasserstoff oder sogenannte LOHC (Liquefied Organic Hydrogen Carrier) in den nächsten Jahren (noch) nicht in großem Maßstab zur Verfügung.
Die Autoren der Studie gehen daher davon aus, dass sich Ammoniak, unter anderem aufgrund des bereits bestehenden Marktes und der etablierten Technologie und Infrastruktur, bis 2025 als Transportmedium für Wasserstoff durchsetzen wird. (hk)

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL