Natur als Inspiration für technische Innovationen
© Technisches Museum Wien/Heimat Wien
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 04.11.2022

Natur als Inspiration für technische Innovationen

Der jungen Wissenschaft Bionik ist im TMW eine eigene Ausstellung gewidmet – spektakulär und auch lehrreich.

••• Von Helga Krémer

Als Verbindung von Biologie und Technik überträgt die Forschungsdisziplin Bionik natürliche Phänomene, Strukturen, Prozesse und Mechanismen in technische Innovationen. Oder profanter ausgedrückt: Der Mensch schaut sich Nützliches in der Natur ab und nutzt so die ca. 3,8 Mrd. Jahre „Forschung und Entwicklung”, die die Natur im Laufe der Evolution betrieben hat.

Der jungen Wissenschaft Bionik wird in Zukunft eine immer wichtigere Rolle zukommen, denn sie birgt in zahlreichen Disziplinen ein immenses Potenzial für Wissenschaft und Innovation. Bionische Lösungen überzeugen durch ihre effiziente und ressourcenoptimierte Funktionalität und erlauben eine Anpassung an die Prinzipien, die das Leben auf der Erde nachhaltig ermöglichen.

Bionische Innovationen

Eines der bekanntesten Beispiele für Bionik sind Flugzeuge: Leonardo da Vincis Idee, den Vogelflug auf Fluggeräte zu übertragen oder Otto Lilienthals Flugmaschinen – konstruiert nach dem Vorbild von Vögeln. Sein im Jahr 1889 veröffentlichtes Buch „ Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst” gilt als wichtigste flugtechnische Veröffentlichung des 19. Jahrhunderts.

Im Fall des Klettverschlusses war der Zufall wertvollster Mitarbeiter. Dem Schweizer Ingenieur Georges de Mestral fielen nach Ausflügen die Früchte der Klette sowohl an seiner Hose als auch im Fell seines Hundes auf. Er legte die Früchte unter sein Mikroskop, entdeckte die winzigen elastischen Häkchen, untersuchte deren Beschaffenheit und sah eine Möglichkeit, zwei Materialien auf einfache Art reversibel zu verbinden. Eigentlich ausstellungswürdig …

Potenzial der Bionik

Im Rahmen einer europäischen Ausstellungskooperation zeigt das Technische Museum Wien auf 800 m² die vom Parque de las Ciencias in Granada konzipierte Ausstellung mit eindrucksvollen Beispielen aus Verkehr, Materialkunde, Energie, Architektur und Design, Stadtplanung, Medizin, Sport oder Weltraumforschung. Dabei werden naturwissenschaftliche und technische Erkenntnisse mit tatsächlichen Anwendungsbeispielen anschaulich erläutert und mit aktuellen Innovations- und Forschungsprojekten verknüpft.

Besonderer Fokus der Ausstellung liegt auf Innovationen, die durch ihre Effizienz, Nachhaltigkeit und Anpassungsfähigkeit bestechen, und Lösungsansätze für die großen Herausforderungen unserer Zeit wie Energiewende, Klimakrise und Umweltschutz entwickeln. So kann etwa erkundet werden, wie der Treibstoffverbrauch im Flugverkehr durch die Beobachtung von Raubvögeln reduziert werden kann, wie Kühlen ohne Klimaanlage im Termitenbau funktioniert, was Buckelwalflossen mit Windkraftanlagen zu tun haben oder wie Zement klimaschonend „korallenartig wachsen” kann.
Mehr als 200 Objekte, Medieninstallationen und interaktive Stationen laden zu einer erstaunlichen Reise durch die verschiedensten Anwendungsbereiche der Bionik ein – angefangen von der Antike bis hin zu Forschung der Gegenwart.

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