Roboter werden öfter das Steuer übernehmen
INDUSTRIAL TECHNOLOGY britta biron 27.02.2015

Roboter werden öfter das Steuer übernehmen

Zukunftstrend Autonome Fahrzeuge bringen drastische Änderungen in Verkehr, Logistik und dem Recht

Die Technik ist praktisch einsatzbereit, passende rechtliche Rahmenbedingungen fehlen aber noch.

Bonn. „In bestimmten Lagerbereichen werden selbstfahrende Fahrzeuge in begrenztem Umfang bereits seit mehreren Jahren eingesetzt. Durch die schrittweise Umstellung auf eine autonomere Logistik wird sich die gesamte Branche jedoch dramatisch verändern”, sagt Markus Kückelhaus, Leiter DHL Trend Research. „Der Einsatz auf öffentlichen Straßen ist der nächste Schritt in diesem Prozess.”

Vom Lager auf die Straße

Für den Einsatz im öffentlichen Straßenverkehrsnetz skizziert die DHL-Trendstudie folgende Entwicklungen: Bereits in naher Zukunft wird es zu einer Weiterentwicklung und Verbesserung von Fahrerassistenzfunktionen kommen. In einem nächsten Schritt werden autonome Fahrzeugsteuerung für bestimmte Situationen wie Staus auf Autobahnen folgen, und mittel- bis langfristig ist dann mit dem Einsatz vollständig autonomer Lkw-Konvois auf Autobahnen zu rechnen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Boston Consulting Group, die das Thema allerdings vonseiten des Individualverkehrs betrachtet. Jeder zweite Teilnehmer an der BCG-Studie gab an, er sei an Autopilot-Funktionen stark interessiert und wolle wahrscheinlich in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein Auto kaufen, das teilweise oder vollständig autonom fahren kann. Das zeigt die hohe Akzeptanz, auf die diese Technologie bereits trifft – ein Umstand, der ganz wesentlich für die breite Einführung ist. Autonome Fahrtechnologie hat ein enormes Innovations- und Marktpotenzial. Wir erwarten 2035 eine Penetration von 25%, was massive Implikationen auf Autos, Verkehr und Infrastruktur haben wird”, so Nikolaus S. Lang, Senior Partner und Experte für Automotive Technology bei BCG in Deutschland und Österreich.

Anpassung der STVO

Davor müssen die Fahrzeuge aber noch ihre Tauglichkeit im Alltag unter Beweis stellen. So hat die britische Verkehrsministerium vor wenigen Tagen grünes Licht für Drohnen-Autos auf öffentlichen Straßen gegeben, und in Deutschland soll noch in diesem Jahr das Projekt „Digitales Testfeld Autobahn” (unter anderem auf einem Teilstück der A9) starten.Die größten Schranken stellen aber derzeit noch die gesetzlichen Bestimmungen dar. Denn das weltweit geltende „Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr” aus dem Jahr 1968 schließt in Artikel 8 autonomes Fahren aus. Dieser wurde im Vorjahr zwar um „Systeme, mit denen ein Pkw autonom fährt”, ergänzt, allerdings unter der Voraussetzung, dass ein menschlicher Fahrer jederzeit die Kontrolle übernehmen kann. Der deutsche Bundesverkehrsminis-ter Alexander Dobrindt hat dazu kürzlich angekündigt, dass man bis zur Internationalen Automobil-ausstellung im September dieses Jahres erste konkrete Vorschläge ausarbeiten will, um den Drohnen die Straßen zu öffnen. Neben Fragen des Verkehrsrechts müssen aber auch noch jene rund um die Haftung bei eventuellen Unfällen und/oder Fehlfunktionen geklärt werden sowie im Zusammenhang mit der Datensicherheit.Autonomenes Fahren wird aber nicht nur in Lagerhallen und auf den Straßen ein Thema werden, sondern etwa auch auf Bahnhöfen. Das Austrian Institute of Technology hat dazu kürzlich ein Konzept für einen autonomen Gepäcktrolley präsentiert. Dieser hat die ersten Tests am virtuellen Hauptbahnhof bereits erfolgreich gemeistert. Gleichzeitig wurde ein 1:1-Modell von Fahrgästen sehr positiv aufgenommen.„Damit erfügen wir über eine gute Basis, um unsere Erkenntnisse in einem Folgeprojekt in einen funktionalen Prototypen umzusetzen”, meint Projektleiter Stefan Seer, Projektleiter vom AIT Mobility Department. www.dhl.dewww.ait.ac.at

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL