Shiny Steel
© voestalpine
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 17.06.2022

Shiny Steel

voestalpine erwirtschaftet bestes Ergebnis in der Unternehmensgeschichte und wird das neue Werk in Kapfenberg im Sommer schrittweise in Betrieb nehmen.

LINZ / KAPFENBERG. „Die voestalpine hat in diesem Geschäftsjahr erneut große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Bei unverändertem Fokus auf effizienzsteigernde Maßnahmen konnten wir die positive konjunkturelle Wirtschaftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr bestmöglich nutzen. Nach Ausbruch des Ukraine-Krieges gelang es, innerhalb kürzester Zeit mit entsprechend angepassten Maßnahmen den Betrieb abzusichern“, sagt Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG, über das abgelaufene Geschäftsjahr.

Die Nachfrage nach den hochqualitativen Produkten des Stahl- und Technologiekonzerns habe sich im Geschäftsjahr 2021/22 in fast allen Markt- und Produktsegmenten äußerst robust entwickelt. Selbst der Geschäftsbereich Automotive, der von unterbrochenen Lieferketten und damit verbundenen Produktionskürzungen stark betroffen war, verzeichnete eine zufriedenstellende Performance. Das Segment Bahninfrastruktursysteme wies erneut eine stabile Entwicklung auf. Das von der Pandemie massiv betroffene Luftfahrtsegment entwickelte sich aufgrund der wirtschaftlichen Erholung ebenso positiv wie der Energiebereich, der von den gestiegenen Öl- und Gaspreisen profitieren konnte. Der Boom im Geschäftsbereich Lagertechnik und Hochregallager, der insbesondere vom stark wachsenden Onlinehandel getragen wird, hielt im letzten Geschäftsjahr unverändert an. „Wir werden uns weiterhin auf Hightech-Segmente mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren und gemeinsam mit unseren Kunden Innovationen entwickeln. Erklärtes Ziel bleibt, das wertsteigernde Wachstum des Unternehmens voranzutreiben. Dabei starten wir durchaus positiv ins Geschäftsjahr 2022/23. Wir verfügen über eine ausgezeichnete finanzielle Basis und sehen zumindest bis Sommer eine gute Nachfrage nach unseren qualitativen Produkten in den wichtigsten Segmenten. Ein Unsicherheitsfaktor ist allerdings die derzeit kaum einschätzbare wirtschaftliche Entwicklung im zweiten Halbjahr 2022“, so Eibensteiner.

Zu den Zahlen
Die voestalpine hat mit 31. März 2022 sowohl umsatzseitig wie auch ergebnismäßig das erfolgreichste Geschäftsjahr in ihrer Konzerngeschichte abgeschlossen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 36% auf 14,9 Mrd. €. Eine erfreuliche Entwicklung zeigt auch das operative Ergebnis (EBITDA), das sich im Vergleichszeitraum auf 2,3 Mrd. € verdoppelte (Geschäftsjahr 2020/21: 1,1 Mrd. €). Ausgesprochen positiv entwickelte sich das Betriebsergebnis (EBIT), das von rund 340 Mio. € im Vorjahr auf 1,5 Mrd. € gestiegen ist. Die EBITDA-Marge beträgt 15%, die EBIT-Marge liegt bei 9,7%.
Durch den forcierten Abbau der Verschuldung in den vergangenen Jahren hat sich das Nettofinanzergebnis im aktuellen Geschäftsjahr auf -71,8 Mio. € (Vorjahr: -103,4 Mio. €) weiter verbessert. Daraus resultiert ein Ergebnis vor Steuern von 1,4 Mrd. € (Vorjahr: 234,8 Mio. €). Das Ergebnis aus nicht fortgeführten Aktivitäten beinhaltet ein positives Bewertungsergebnis für voestalpine Texas in der Höhe von 256,6 Mio. €. Das Ergebnis nach Steuern ist mit 1,3 Mrd. € ebenfalls signifikant gestiegen (Vorjahr: 31,7 Mio. €).
Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) konnte weiter deutlich auf 32,4% reduziert werden (Vorjahr: 48,5%). Die Nettofinanzverschuldung ist auf 2,3 Mrd. € gesunken (Vorjahr: 2,7 Mrd. €). Das entspricht der niedrigsten Nettofinanzverschuldung zum Geschäftsjahresende seit 2012/13 sowie der geringsten Gearing Ratio seit dem Erwerb von Böhler-Uddeholm im Geschäftsjahr 2007/08. Das Eigenkapital des voestalpine-Konzerns steigt erstmals in der Geschichte des Unternehmens auf mehr als 7 Mrd. €.

Edelstahlwerk Kapfenberg
Das weltweit modernste Edelstahlwerk am voestalpine-Standort Kapfenberg soll im Sommer 2022 schrittweise seinen Betrieb aufnehmen und ab Herbst im Vollbetrieb laufen. Trotz schwierigster Rahmenbedingungen und Lieferengpässen in beinahe allen Bereichen wurde das Investitionsvorhaben ohne Unterbrechung fortgeführt. In dem Werk, das künftig 205.000 t Spezialstähle für die internationale Luftfahrt-, Öl- und Gas-, Automobil- und Werkzeugbauindustrie herstellen wird, laufen bereits die ersten Aggregate im Testbetrieb. Aufgrund der coronabedingten Herausforderungen und Lieferverzögerungen bei Anlagenlieferanten kalkuliert die voestalpine wie bereits kommuniziert mit etwa 10 – 20% Kostenerhöhung gegenüber dem ursprünglichen Investitionsplan von 350 Mio. €.

Insgesamt investierte die voestalpine im Geschäftsjahr 2021/22 710 Mio. € und damit um 16% mehr als im Vorjahr. Der Fokus lag auf der technischen Optimierung der bestehenden Anlagen und Ersatzinvestitionen. In den kommenden Jahren wird die voestalpine wieder verstärkt in hochrentrable Wachstumsprojekte in ihren verarbeitenden Divisionen investieren. Besonderes Augenmerk gilt auch der Umsetzung der Technologietransformation zur Dekarboniserung an den stahlproduzierenden Standorten in Linz und Donawitz.

Vorsichtiger Ausblick
Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen seien die ausgezeichnete finanzielle Basis des Konzerns und die gute Buchungslage, mit der die voestalpine in das neue Geschäftsjahr 2022/23 starte, entscheidende Vorteile, so der Vorstand der voetalpine AG. Die Auftragsbücher seien bis in den Sommer 2022 hinein gut gefüllt, in manchen Produkt- und Kundensegmenten sogar noch länger, wobei die Vertragsstruktur, bestehend aus kurz-, mittel- und langfristigen Kontrakten, zusätzlich stabilisierend wirken werde.
Die Automobilindustrie werde bei guter Nachfrage auch im Geschäftsjahr 2022/23 erneut mit Versorgungsproblemen aufgrund von Unterbrechungen internationaler Lieferketten zu kämpfen haben. Im Verlauf des Geschäftsjahres sollte jedoch mit einer leichten Verbesserung dieser Situation gerechnet werden. Die Luftfahrtindustrie befinde sich aktuell in einem Aufwärtstrend, der sich über weite Teile des Geschäftsjahres 2022/23 fortsetzen sollte. Die Nachfrage vonseiten der Öl- und Gasindustrie wird durch die hohen Energiepreise weiterhin angetrieben werden. Die Bereiche Bau- und Maschinenbau sowie Hausgeräte und Konsumgüterindustrie zeigen aktuell eine solide Nachfrage. Der Eisenbahninfrastrukturbereich sollte wie in der Vergangenheit einen insgesamt stabilisierenden Faktor darstellen.

Vor diesem Hintergrund erscheint im 1. Quartal des neuen Geschäftsjahres 2022/23 jedenfalls eine gute Ergebnisentwicklung erwartbar. Auch Teile des 2. Geschäftsquartals sollten von den aktuellen Auftragsständen profitieren, wenngleich die Dynamik über den Sommer wie üblich abnehmen werde. Die Prognose für das 2. Halbjahr 2022/23 sei mit sehr großen Unsicherheiten behaftet. Unter der Annahme, dass es insgesamt zu einer Abkühlung der weltweiten Konjunktur, aber zu keinen weiteren größeren wirtschaftlichen Verwerfungen bedingt durch den Ukraine-Krieg, neue aggressive Covid-19-Virus-Wellen oder großflächige Unterbrechungen von internationalen Lieferketten komme, erwartet der Vorstand der voestalpine AG für das Geschäftsjahr 2022/23 ein EBITDA in einer Bandbreite von 1,8 bis 2,0 Mrd. €. (hk)

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