Sonne & Wolken
© R. & P. Skitterians/Pixabay
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 05.05.2023

Sonne & Wolken

Das Branchenklima im Frühjahr 2023 lässt ein Wirtschaftswachstum auf niedrigem Niveau erwarten, prognostiziert der UniCredit Bank Austria Branchenüberblick.

WIEN. Österreichs Wirtschaftswachstum hat im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal an Schwung verloren. Der aktuelle Branchenüberblick der UniCredit Bank Austria zeigt, dass die Erwartungen der Industrie, des Handels und der Dienstleistungen im Sektordurchschnitt im März kurzfristig sogar weitere Rückgänge der Produktions- und Geschäftstätigkeit signalisieren. Allerdings ist das Branchenklima einzelner großer Industriebranchen schon aufgeklart beziehungsweise wie am Bau sonnig geblieben. „In Summe lassen die jüngsten Konjunkturbefragungsergebnisse vom März 2023 den Schluss zu, dass sich die Wirtschaftsleistung in Österreich in den nächsten Monaten auf einem niedrigen Wachstumsniveau stabilisieren wird“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf.

Materialmangel verliert an Brisanz
In der Industrie hat die Materialknappheit an Brisanz verloren: Im ersten Quartal 2023 berichten nur mehr 22% der Unternehmen erhebliche Produktionsbehinderungen durch Engpässe bei der Beschaffung von Vorprodukten, im zweiten Quartal 2022 waren es noch 43%. Gleichzeitig hat der Arbeitskräftemangel in allen größeren Investitionsgüterbranchen etwas an Gewicht gewonnen. Dennoch sei das Branchenklima im Frühjahr in der Kfz-Industrie, der Erzeugung von Informationstechnik, im Maschinenbau und der Lebensmittelindustrie sonnig geblieben, heißt es im UniCredit Bank Austria Branchenüberblick. In diesen Branchen berichteten die Mehrzahl der Unternehmen im März Auftragsbestände, die über dem langfristigen Durchschnitt liegen, und erwarteten weitere Produktionszuwächse.

Schwungvolle Sektoren
Die Kfz-Industrie und der Maschinenbau haben nach dem unterdurchschnittlichen 2022er-Produktionswachstum von 0,5% beziehungsweise 5%, in den ersten zwei Monaten 2023 erheblich an Schwung gewonnen. Beide Branchen werden die Zuwächse vom Februar von jeweils durchschnittlich 16% in den nächsten Monaten zwar nicht halten können, aber weiterwachsen, meint Wolf. Während der Maschinenbau die Verlangsamung der (europäischen) Investitionskonjunktur im Lauf des Jahres 2023 zum Teil in außereuropäischen Märkten ausgleichen könne, erkläre sich der Optimismus der Unternehmen der Kfz-Industrie vor allem mit der zunehmenden Produktionsleistung und der verbesserten Versorgungslage auf den europäischen Automärkten.
Österreichs Lebensmittelindustrie kann 2023 auf Basis der zu erwartenden stärkeren Nachfrage aus dem Lebensmittelhandel und der Gastronomie, die sich im März hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung sehr zuversichtlich zeigte, ein stabiles Branchenwachstum erwarten. Zudem profitieren die Lebensmittelerzeuger von sehr hohen Preissteigerungen. Der Zuwachs der Großhandelspreise für Lebensmittel von durchschnittlich 20% im ersten Quartal 2023 zeigt, dass die Unternehmen die stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise zum Großteil weitergegeben haben.

Optimismus gefragt
Von allen größeren Industriebranchen sind im März nur die Unternehmen der Elektrotechnik und Kunststoffverarbeitung in ihren Produktionserwartungen für die nächsten Monaten pessimistischer geworden. Mit Ausnahme der Bauzulieferbereiche sollten beide Branchen noch 2023 wieder an Schwung gewinnen. Darüber hinaus sind für das trübe Branchenklima im Industriedurchschnitt im Frühjahr 2023 sonstige Vorprodukthersteller, wie die Chemie, die Metallwarenerzeugung und die Holz- und Papierindustrie verantwortlich. Zu einem Teil gleichen die Produktionsrückgänge dieser Branchen im Ausmaß von jeweils durchschnittlich 10% in den ersten zwei Monaten 2023 die hohen Zuwächse im Vorjahreszeitraum aus, zum anderen Teil sind die Einbußen auch die Folge rückläufiger Bestellungen von Seiten der Bauwirtschaft.

Die Konjunkturbefragungsergebnisse vom März 2023 zeigen, dass die Bausparten ein unterschiedliches Tempo einschlagen: Im sonstigen Hochbau und im Tiefbau beurteilten sogar wieder mehr Unternehmen ihre Auftragslage per saldo als zufriedenstellend. In beiden Sparten ist die Baunachfrage zuletzt wieder gestiegen und hat wesentlich zum anhaltend sonnigen Bauklima beigetragen. Hingegen sinkt die Nachfrage nach neuen Wohn- und Wirtschaftsbauten und bremst die Baukonjunktur.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL