WIEN. Die Europäische Kommission hat am 3. September 2025 den Ratifizierungsprozess für das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten eingeleitet. Das Abkommen umfasst Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und seit 2024 Bolivien und soll den Großteil der bestehenden Handelshemmnisse beseitigen. „Das Abkommen eröffnet Österreichs Industrie neue Exportchancen und stärkt ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt dazu Unicredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), zeigt sich erfreut: „Jetzt liegt es an den Mitgliedsstaaten – auch an Österreich – das Fenster für Wachstum, Arbeitsplätze und Export zu öffnen.“ Auch angesichts der aktuellen Rezession in Österreich seien Handelsabkommen ein wichtiger Konjunkturimpuls für die heimische Wirtschaft. Zudem brauche es gerade aufgrund der anhaltend erratischen Handelspolitik der USA und des steigenden Protektionismus regelbasierten Handel mit verlässlichen Partnern weltweit, heißt es aus der IV.
Entlastung für Industrie
Das Abkommen sieht vor, dass rund 91% der Zölle auf EU-Warenexporte in die Mercosur-Staaten schrittweise abgebaut werden. Laut Europäischer Kommission bedeutet das für EU-Unternehmen jährliche Einsparungen von bis zu vier Mrd. €. Studien zufolge könnten die europäischen Exporte in die Region um bis zu 64% , bei Industriegütern sogar um 94% steigen.
Zwar machten Österreichs Exporte in die Mercosur-Staaten 2024 mit 1,3 Mrd. € nur 0,7% der gesamten Ausfuhren aus – der Löwenanteil entfällt dabei auf Brasilien –, aber, so Unicredit Bank Austria-Ökonom Robert Schwarz: „Der Wegfall von Zöllen von bis zu 35 Prozent auf Fahrzeuge und 20 Prozent auf Maschinen würde der gegenwärtig unter Druck stehenden Industrie etwas Entlastung verschaffen.“
Maschinen, pharmazeutische Produkte und Getränke waren die wichtigsten Exportgüter nach Südamerika. Die Industrieregionen Oberösterreich und Steiermark stehen für fast die Hälfte der österreichischen Mercosur-Exporte. Salzburg punktet dank der Getränkeindustrie, Wien vor allem durch Pharmaprodukte.
Schöne Effekte
2024 generierte die Nachfrage der Mercosur-Staaten nach Gütern – direkt oder über Zulieferketten – eine Wertschöpfung in Österreich von rund 700 Mio. €, daran hängen rund 5.000 Arbeitsplätze in der Industrie. Nach Schätzungen der Europäischen Kommission könnte das Abkommen die EU-Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen nach Südamerika um rund 40% steigern.
Übertragen auf Österreich entspräche dies einem zusätzlichen Wertschöpfungseffekt in der Industrie von rund 300 Mio. € sowie einem Beschäftigungseffekt von rund 2.000 zusätzlichen Industriearbeitsplätzen. Am meisten würden Oberösterreich und die Steiermark vom Handelsabkommen mit Mercosur profitieren. Die oberösterreichische Industrie kann mit zusätzlich 80 Mio. € Wertschöpfung und 550 Arbeitsplätzen rechnen, die Steiermark mit zusätzlich 50 Mio. € Wertschöpfung und 350 Beschäftigten.
Blick nach vorne
So wundert es nicht, dass die IV drängt: „Das Abkommen muss jetzt schnellstmöglich umgesetzt werden. Umso wichtiger ist es nun, dass auch die Bundesregierung ihre Blockadehaltung aufgibt, denn kurzsichtiger Protektionismus kennt nur Verlierer“, sagt Neumayer. Bruckbauer dazu abschließend: „Das Mercosur-Abkommen ist eine wichtige Ergänzung zu bestehenden Handelsbeziehungen, ersetzt diese aber nicht – die Wirtschaftskraft der Mercosur-Staaten beträgt nur rund zehn Prozent jener der USA.“ (hk)
Jahresumsatz der Händler klettert 2025 um +3,2% auf 79,8 Mrd. Euro, Weihnachtsgeschäft leicht über Vorjahresniveau
Der österreichische Einzelhandel verzeichnet 2025 einen Jahresumsatz von 79,8 Milliarden Euro, ein nominelles Plus von 3,2 Prozent gegenüber 2024. Das Weihnachtsgeschäft liegt leicht
