Wien. Chinesische Konsumenten sind seit vielen Jahren einer der wichtigsten Faktoren, die über Erfolg und Misserfolg im Luxusbusiness entscheiden. So war deren Konsumzurückhaltung im Vorjahr neben der schwachen Konjunktur der Hauptgrund, der für ein vergleichsweise mageres Jahr gesorgt hat. Heuer sieht es dagegen wieder deutlich positiver aus.
Guter Start
Schon in den ersten beiden Monaten brachte eine verstärkte Reiselust rund um das Chinesische Neujahrsfest – so eine Analyse des Mehrwertsteuer-Rückerstatters Global Blue – dem europäischen Handel ein Plus von 36% im Vergleich zur Vorjahresperiode. Und die Zahlen des dritten Quartals zeigen, dass dieser Anstieg kein singuläres Ereignis war.
Denn auch der Beginn des vierten Quartals war positiv, wobei hier noch ein seltener kalendarischer Faktor dazugekommen ist: Heuer ist die Goldene Woche, die von der Regierung im Jahr 2000 zur Ankurbelung des Inlandstourismus eingeführt wurde und sich seither neben dem Neujahr zur wichtigsten Urlaubszeit im Reich der Mitte entwickelt hat, mit dem traditionellen Mittherbstfest zusammengefallen. In der dadurch entstandenen „Supergoldenen Woche” machten sich immerhin 710 Mio. Chinesen auf die Reise, sechs Mio. davon mit einem Auslandsziel.
Hoch im Kurs standen vor allem Destinationen in Thailand, Japan und Singapur sowie in Australien
Aber auch Europa ist nach wie vor en vogue. Zwischen Jänner und September konnten, so die Statistik der Buchungsanalyse-Plattform ForwardKeys, viele der europäischen Shopping-Metropolen mehr chinesische Reisende willkommen heißen als im Jahr davor. Deutliche Zuwächse gab es vor allem in London (+16%), Berlin (+15%) und Paris (+9%).
Neue Ziele
Auf der Reiseroute der Chinesen stehen aber auch immer öfter neue Ziele. So lag das Plus für die ersten neun Monate im Vergleich zum Vorjahr in der Tschechischen Republik bei 50%, in Spanien bei 37%, und für einen Trip nach Finnland entschieden sich um 31% mehr chinesische Reisende als im Vorjahr. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass jetzt nicht mehr nur das Einkaufen, sondern das Urlaubserlebnis (Kultur, Unterhaltung, etc.) in den Vordergrund tritt.
Umsatzsorgen braucht sich der europäische Luxushandel aber nicht zu machen: Laut den Daten von ForwardKeys ist bis Jahresende in Frankreich mit einem Plus von 31% und für Italien von immerhin 9% zu rechnen.
„Derzeit zeigt sich beim chinesischen Auslandstourismus ein deutlicher Anstieg, und es gibt keine Zeichen, die darauf hindeuten, dass sich dieser Trend abschwächt”, sagt Laurens van den Oever, CMO von ForwardKeys. „Aber chinesische Touristen reagieren sehr sensibel auf geopolitische Ereignisse.” Ein Beispiel seien die USA mit einem Minus von 10%, während Kanada und Mexiko deutlich zulegen konnten.