••• Von Dinko Fejzuli und Laura Schott
WIEN. „Zeppelin, Emil, Ludwig, …,” hört man die Brüder Florian und Alexander Zelmanovics ihren Namen buchstabieren, wenn sie einen Tisch reservieren wollen. Ihre Söhne haben sich nach 17 Jahren Buchstabiermarathon vorgenommen, ihr Unternehmen einmal Zeppelin Emil Ludwig zu nennen, doch ihre Väter sind ihnen gemeinsam mit ihrem Schulfreund Gerhard Martinek zuvorgekommen. Nun wollen sie Tantiemen für den Namen – zu Recht, denn bereits drei Wochen nach ihrer Gründung verspricht die drei Mann-Agentur der Brüder Zelmanovics und Gerhard Martinek Großes.
Das ist wenig verwunderlich, wirft man einen Blick auf die Vorgeschichte der drei Branchen-Urgesteine: Mit leitenden Positionen unter anderem bei Ogilvy, Lowe GGK, FCB, Maxus und CCB Heye konnten sie in den letzten 25 Jahren Erfahrung in nahezu allen Unternehmen sammeln, die in der Kommunikationsbranche Rang und Namen haben. Alexander Zelmanovics und Gerhard Martinek sind zudem bereits als geschäftsführendes Duo bei der Hamburger Agentur Zum Goldenen Hirschen aufgetreten. Zusammen mit Florian Zelmanovics haben sie ihr Know-how aus mehr als 1.500 umgesetzten Kampagnen nun in ihrer eigenen kleinen Agentur gebündelt.
„Wir wollen gut bleiben”
Und genau das soll Zeppelin Emil Ludwig auch bleiben: klein. „Wir wollen nicht groß werden. Wir wollen gut bleiben”, sagt Gerhard Martinek. „Da schwingt schon ein bisschen Selbstbewusstsein mit, aber wir wissen, was gut sein kann, wir haben viel erlebt und viele Branchen betreut. Ich glaube, wir wissen mittlerweile, wie es geht!” Und: Das Trio soll als solches auch bleiben. Um umfangreichere Projekte trotzdem bewerkstelligen zu können, holt man sich je nach Anforderungen des Kunden temporär passende externe Partner ins Boot. Das Grundgerüst, also Strategie und Konzept, kommt dabei aber stets von Zeppelin Emil Ludwig.
Zusammenarbeit als Credo
Die Bereitschaft, mit anderen zusammenzuarbeiten, ist ein wesentlicher Bestandteil der Philosophie des Trios. „Statt sich vor anderen guten in der Branche zu fürchten, arbeiten wir lieber mit ihnen zusammen”, sagt Florian Zelmanovics.
Ob die Zusammenarbeit mit Einzelpersonen oder ganzen Agenturen stattfände, sei dabei nicht relevant, sagt Martinek: „Das ist uns ziemlich wurscht, uns ist nur wichtig, was dabei herauskommt.” Dieser flexible Zugang erlaubt es den drei Experten, dem Kunden das für ihn individuell ideale Team zusammenzustellen, um den bestmöglichen Output zu bekommen. Die Kollaboration geht sogar so weit, dass das Trio sein Know-how an externe Agenturen im Rahmen von Coachings vermittelt, etwa wenn es um strategische Markenentwicklung geht: „Wir geben unser Wissen auch gern weiter, um andere besser zu machen”, sagt Alexander Zelmanovics. Nachsatz Martinek: „Und natürlich auch Geld damit zu verdienen.” (lacht)
„Partie” statt Agentur
Den Collaboration-Ansatz leben die drei, die sich selbst lieber „Partie” als Agentur nennen, auch in die andere Richtung: Sie sehen sich eben nicht als klassische Agentur, die dem Marketingleiter ein Konzept vorlegt und ihre Arbeit damit erledigt hat, sondern als Teil des jeweiligen Unternehmens, dessen Weg sie ein Stück weit mitgehen und mitgestalten.
„Das Wichtigste für den Kunden ist, verstanden zu werden. Wie machst du das? Indem du sprichwörtlich bei ihm auf dem Schoß sitzt. Und genau das können wir”, sagt Martinek und spricht auch von ihrer nicht vorhandenen Notwendigkeit, ein „unnötig aufgeblasenes Büro” finanzieren zu müssen. Sie arbeiten lieber direkt beim Kunden vor Ort und heben damit den Trend des Coworking-Spaces gleich auf die nächste Ebene. Neue Formate, die eine temporäre enge Zusammenarbeit im Daily Business des Kunden vorsehen, sollen das Verständnis und die Zusammenarbeit in Zukunft noch weiter stärken.
Breites Portfolio
Dass Zeppelin Emil Ludwig ein bisschen über die klassische Agenturarbeit hinausgeht, zeigt sich auch in ihrem Leistungsportfolio, das neben strategischer Planung, Kreation, Marketing, Media, Online und Kundenservice – wenn erwünscht – neben der Schulung auch die Produktentwicklung umfasst. „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung in nahezu jeder Branche haben wir die Möglichkeit, mit den Kunden auch tatsächlich ihr Geschäftsfeld besprechen zu können”, sagt Florian Zelmanovics. Aktuell ist etwa ein Produkt für den Lebensmitteleinzelhandel in der Pipeline, das die drei Experten mit einem Unternehmen gemeinsam entwickelt haben.
Motivation & Gelassenheit
Auch im Kundenbereich definiert sich die Partie nicht über Größe, sondern Qualität. Klein- und Mittelunternehmer mit innovativen und spannenden Produkten, darauf legt Zeppelin Emil Ludwig ihr Hauptaugenmerk: „Unser vorrangiges Ziel ist es nicht, an die ganz Großen heranzukommen, sondern eher an KMU, die spannend, die die Hidden Champions sind. Die haben etwas, das sie unterscheidet, und wir wollen ihnen helfen, das in den Markt hinauszutragen”, meint Martinek, nicht ohne die unternehmerische Selbstständigkeit zu betonen, die es ihnen nun ermöglicht, vielversprechende Projekte auch aktiv auszuwählen und Unternehmen ihre Expertise anzubieten. Dabei erhebt die Agentur den Anspruch, nicht primär dort zu arbeiten, wo das Geld zuhause ist, sondern wo sie das größte Potenzial sieht: „Wir arbeiten mit Vorantreibern, weil wir selber welche sind.”
Keine Phrasen bitte
Für Gerhard Martinek und Florian und Alexander Zelmanovics sind all diese Dinge aber eher angenehme Nebeneffekte der Art und Weise, wie die drei ihren Job machen. Sie wollten weg von den „Phrasen, die wir alle schon bis zum Erbrechen gehört haben. Da haben wir uns ganz bewusst an der Nase genommen und gesagt: das nicht! Keine Worthülsen, keinen Schas.”
Die 75 Jahre Erfahrung, die die drei mitbringen, und die Motivation und Gelassenheit, die sie dabei ausstrahlen, sprechen jedenfalls dafür, dass Zeppelin Emil Ludwig hält, was sie verspricht. Und wenn es so weitergeht, dann hat vielleicht auch bald die nächste Generation etwas davon.