Alexander Wrabetz, der Brückenbauer am Küniglberg
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MARKETING & MEDIA Dinko Fejzuli und Gianna Schöneich 10.06.2016

Alexander Wrabetz, der Brückenbauer am Küniglberg

Der derzeitige Generaldirektor will am 9. August das Kunststück ­schaffen, den ORF eine dritte Periode in Folge zu führen.

••• Von Dinko Fejzuli und Gianna Schöneich

WIEN. Am 9. August findet die Wahl des nächsten ORF-Generaldirektors statt; dabei könnte dem Amtsinhaber Alexander Wrabetz das Kunststück gelingen, zum dritten Mal in Fole gewählt zu werden.

Der von der SPÖ unterstützte amtierende ORF-Chef hat seine Wiederbewerbung bereits im Dezember angekündigt. Der von der ÖVP favorisierte Finanzdirektor ­Richard Grasl hält sich noch bedeckt. Die Stimmung zwischen ihm und Grasl bezeichnete Wrabetz wegen der ORF-Wahl als angespannt.
„Es wäre unrealistisch, wenn ich sage, da ist nichts, und jeder im Raum sieht, es schwebt etwas in der Luft. Das hält uns aber nicht davon ab, gut und professionell zusammenzuarbeiten – etwa jetzt im Finale des Funkhausverkaufs. Ich würde es noch als gute Zusammenarbeit bezeichnen, aber es ist auch gut, wenn es nur mehr 60 Tage bis zur Wahl dauert.”

Wer tritt noch an?

Ob Grasl auch in der nächsten Geschäftsführungsperiode seinem Team angehören wird? „Aus heutiger Sicht würde ich mich freuen, wenn er im Team bleibt”, so ­Wrabetz diese Woche bei einem Hintergrundgespräch mit heimischen Medienjournalisten. „Wenn er sich bewirbt, ein anderes inhaltliches Konzept vertritt und sich nicht durchsetzt, gehe ich davon aus, dass er nicht mehr der Geschäftsführung angehört.”

Und wie sehen seine eigenen Pläne für die möglicherweise dritte Amtsperiode als ORF-Generaldirektor aus? Hier stehen die Flottenstrategie des ORF-Fernsehens mit der Neuaufstellung von ORFeins, die neue Struktur der Führungsebenen und die Themen Personalentwicklung und Innovation.
Dabei seien „erste konkrete Schritte zum Thema Start-up-Cluster” erfolgt. Kooperationen mit dem Nachrichtendienst Updatemi und der Grußbotschaft-Plattform Greetzly seien in Umsetzung. „Externe Start-ups sind jedoch nur ein ergänzendes Element einer Innovationsstrategie; die eigentliche Innovation muss ein zentrales Element unserer Unternehmenskultur werden und von interdisziplinär arbeitenden ‚internen Start-ups' in allen Bereichen getragen werden.” Als Beispiel nannte Wrabetz die neue ZiB 100 oder m.eins, die von jungen Leuten im aktuellen Dienst entwickelt wurden. Innovation nur in einem Bereich zusammenzufassen, hält der ORF-Chef für den falschen Ansatz: „Das kann man nicht in die Hand von einem Innovationsdirektor legen.” Und die Personalfrage? Hier ist in den letzten Jahren die Zahl der Mitarbeiter des ORF stetig gesunken. Derzeit beschäftigt man rund 3.000 Personen; in den nächsten Jahren werden von diesen circa 1.000 in Pension gehen. Laut Wrabetz soll ein Großteil dieser nachbesetzt werden. Nun gelte es, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie es dann gelingen kann, die besten Köpfe als Ersatz in den ORF zu holen – vor allem in Bezug auf die Fähigkeit, multimedial arbeiten zu können.
Ein weiteres Thema ist, wie oben erwähnt, die künftige Struktur des ORF; hier geisterten in den letzen Monaten etliche Szenarien durch die Medien, bis hin zu einer künftigen Doppelspitze am Küniglberg.
Davon hält Wrabetz eher wenig. Auch künftig soll es einen Generaldirektor, einen technischen und einen kaufmännischen Direktor geben, jemand, der die Fernsehdirektion führt und dann noch einen weiteren Direktor, von dem Wrabetz noch nicht präzise sagen möchte, um welche Agenden er sich kümmern solle. Klar sei aber, so Wrabetz, dass die Radioagenden ebenfalls ganz oben anzusiedeln seien.
Ob der vierte Direktorsposten künftig einer für Online sein werde, ließ Wrabetz offen; hier führt ja derzeit Thomas Prantner die Online-Agenden als stv. Direktor, angesiedelt in der technischen Direktion. Und: Unter der Direktorenebene soll es künftig für die einzelnen Kanäle Channelmanager geben (ORFeins, ORF 2, Ö3, Ö1, …).
In die Zukunft blickend, sieht Wrabetz, was nun die ORF-Flotte betrifft, vor allem ORFeins als wichtiges Thema und die Frage, wie dieser Sender zukunftsfit gemacht werden kann. Denn: Dass US-Serien immer mehr an Bedeutung verlieren, sei absehbar und hier müsse man nun mit inhaltlichen Alternativen auffahren. Diese könnten laut Wrabetz mehr fiktionales Programm à la ‚Vorstadtweiber' sein, aber auch das Thema Kabarett/Comedy, Dokus und selbstverständlich auch multimedialer Content.
Auch den Kultur-Spartenkanal ORF III will Wrabetz weiterentwickeln; es brauche etwa „neue dokumentarische Taten” und „neue Opern-Ware”, so Wrabetz.

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