Bei Tageszeitungen geht ohne ePaper nichts mehr
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MARKETING & MEDIA Redaktion 26.04.2024

Bei Tageszeitungen geht ohne ePaper nichts mehr

Eine gedruckte Zeitung in Händen zu halten, ist für viele Menschen nach wie vor wichtig, ein zusätzliches ePaper muss heutzutage aber sein.

••• Von Georg Sohler

Noch immer drucken oder online only? Das Medienkonsumverhalten der Österreicher ist ab und zu schwer zu durchschauen. Das stellt Medienhäuser vor viele Aufgaben. Ein wichtiger Teil ist das ePaper, das seit dem 2. Halbjahr 2014 bereits von der Österreichischen Auflagenkontrolle mit abgebildet wird. Es vereint klassisches Zeitungsmachen, die gewohnte Optik und den herkömmlichen Aufbau eines Printprodukts mit dem Vorzug, das Druckwerk digital zu lesen.

Es ist, da ist sich die Branche einig, ein wichtiger Bestandteil des Angebotsmixes. Doch wo steht es nun, quasi zehn Jahre nach der ersten Erfassung als Teil der ÖAK? medianet hat einen Rundruf gestartet, um den Status quo hinsichtlich ePaper und Tageszeitungen zu ergründen.

Integraler Abo-Bestandteil

Salzburger Nachrichten-Geschäftsführer Maximilian Dasch erklärt, warum man ein ePaper hat: „Die sich verändernden Zusammensetzungen in den Auflagendaten spiegeln die Transformation unserer Informationsgesellschaft wider – ePaper sind mittlerweile integraler Bestandteil eines jeglichen Printangebots.” Sie bestechen durch Funktionalität, rasche Verfügbarkeit und multimediale Anreicherung. „Sie geben zudem das großartige Konzept einer Zeitung wieder – mit einem Anfang und Ende, der Möglichkeit an Einordnung und Gewichtung, einer guten Übersicht und Orientierung und klarer optischer Trennung ihrer verschiedenen Inhaltsformen – vom Bericht zum Kommentar, von redaktionellen bis zu kommerziellen Bausteinen.”

In ein ähnliches Horn stößt Kurier-Geschäftsführer Richard Grasl: „Das ePaper ermöglicht kuratierte Inhalte naturgemäß gleich der gedruckten Zeitung, verknüpft mit den digitalen und multimedialen Ergänzungen, was ein interaktives Lesererlebnis ermöglicht.”

Thomas Mischu, CMO der Mediengruppe Österreich, sieht auch eine Erweiterung der Zielgruppen: „Wir können neue Zeitungsleser gewinnen, die wir mit der physischen Ausgabe nicht erreichen können. Das ePaper ist unverzichtbar, um die mobilen User zu erreichen.”

Vorteile in der Erweiterung der Zielgruppen sieht man auch bei der Kronen Zeitung. Geschäftsführer Gerhard Valeskini meint: „Eine Orientierungsfunktion für Menschen sicherzustellen und entsprechenden Nutzen zu stiften, ist auch für alle digitalen Plattformen die Grundaufgabe. Damit können neue Zielgruppen erschlossen werden.”

Einen etwas anderen Weg geht die Kleine Zeitung, wie Lesermarkt-Leiter Walter Hauser ausführt: „Wir sehen das ePaper strategisch als Schnittstelle zu den Print-Lesern/Abonnenten. Mit dem ePaper kann man bei Zeitungslesern ‚andocken' bzw. für diese Zielgruppe ist das ePaper oft sogar die einzig vor­stellbare Form der Digitalisierung.”
Insofern habe es eine wichtige Transferfunktion. Wenn es gelingt, Zeitungsleser für die digitale Welt zu interessieren, „wollen wir die Gelegenheit nutzen und gleich alles präsentieren, was wir (digital) zu bieten haben, daher gibt es das ePaper nur in Kombination mit Web+App und nicht als eigenständiges Produkt.”

Monetarisierungsfragen

Doch wie sieht es nebst Zielgruppenerweiterung vor allem hinsichtlich Verkauf aus? Mischu sieht das eher ernüchternd: „Der Markt reagiert leider sehr langsam auf den Trend zu den ePaper-Ausgaben. So gibt es nur einige wenige, die Werbung rein für ePaper-Ausgaben ausspielen lassen wollen – auch, weil die Printschaltungen ohnedies im ePaper vorhanden sind.”

Dasch verweist auf umfangreiche Ergänzungsmöglichkeiten der Gestaltung beim ePaper. Grasl registriert: „Für eine erfolgreiche eigene Vermarktung fehlen noch die großen Zahlen, was Zielgruppenangebote nur im geringeren Ausmaß möglich macht.” Betrachtet man das ePaper als Kundenbindungsfaktor für bestehende Print-Abonnenten, so Hauser, ist es sicher auch für die Monetarisierung interessant.

Neu: „Extended ePaper”

Einige Vorteile also. Aber Grasl meint, dass das klassische ePaper bei Tageszeitungen seit mehr als zehn Jahren als Ergänzung zur Printausgabe angeboten wird und „ein Austausch Print gegen Screen jedoch noch weniger stattindet. Die Wachstumsraten beim ePaper befinden sich aktuell auf einem überschaubaren Level.”

Vielleicht muss es sich letztlich weiterentwickeln. Mischu kennt Beispiele: „Das klassische ePaper so wie wir es kennen, wird über die nächsten Jahre weiterentwickelt werden. So gibt es in Deutschland bereits die extended ePaper, die deutlich flexibler sind und so auch dem User neue Inhalte bieten können. Diese Form des ePapers wird neue Optionen schaffen und der Printzeitung die Flexibilität eines Online-Mediums ermöglichen.”

„Fundament der Demokratie”

Am Ende gilt das, was Valeskini allgemein festhält: „Die gedruckte Tageszeitung ist für viele Menschen Bestandteil eines fixen Rituals, um Orientierung zu bekommen und sich eine Meinung zu bilden. Wirtschaftlich selbständige, wehrhafte Tageszeitung und unabhängiger Journalismus sind das Fundament für Dialogfähigkeit, Freiheit und demokratisches Verständnis.” Eine Bestandsaufnahme, die gemischte Gefühle auslöst.

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