Wien. Vier Gold, sechs Silber, zwei Bronze und zwölf Auszeichnungen – so die „Ausbeute” von Wien Nord bei den diesjährigen CCA-Awards, dem wohl wichtigsten Kreativ-Preis des Landes, denn: Anders als in anderen Rankings zeichnet hier eine Experten-Jury aus der Branche die eigene Branche aus, was wohl die härteste Währung der Branche ist.
medianet traf Eduard Böhler, Markus Mazuran, Edmund Hochleitner und Andreas Lierzer zum Gespräch; über den Erfolg beim CCA genauso wie über die Entwicklung der Agentur und den Plänen für das heurige Jahr.
medianet: Sie waren heuer die erfolgreichste Agentur bei der CCA Gala. Welche Bedeutung hat denn die ‚Venus' für Ihre Agentur? Markus Mazuran: Darüber freuen wir uns natürlich riesig. Wir arbeiten tagtäglich intensiv mit unseren Kunden an guten Ideen und setzen diese dann mit sehr viel Engagement um. Insofern ist jede Venus für uns auch eine Anerkennung für die gute Zusammenarbeit.Eduard Böhler: Für uns ist der CCA die schönste Kreativauszeichnung, weil man von der eigenen Branche bewertet wird. Es ist somit das Urteil der Kollegen, dem wir uns gern stellen und wo wir auch immer gern mitmachen. Wir sind dankbar, wenn wir im eigenen Land von den Kollegen anerkannt werden. medianet: Ist der CCA jene Auszeichnung, die man als Agentur gern am meisten haben möchte?Edmund Hochleitner: Ja, für uns ist der CCA die oberste kreative Messlatte in Österreich. Wir haben die letzten Jahre hart gearbeitet, dahinter steht ein wunderbares Team, auf das wir stolz sind und das wir als Familie empfinden.medianet: Hilft eine Venus auch bei der Neukunden-Akquise? Andreas Lierzer: Dieser Aspekt steht nicht im Vordergrund, aber natürlich kann es helfen.Böhler: Vielleicht nicht bei der Akquise, aber Auszeichnungen zahlen immer in die Kundenbindung ein. Hochleitner: Für uns ist am wichtigsten, dass wir mit Kreativauszeichnungen den besten Leuten in der Branche signalisieren, dass wir genau diese bei uns haben wollen. Also employer-branding, wenn Sie so wollen.medianet: Abeits der Venus – wie haben sich die letzten Monate generell gestaltet?Mazuran: Sehr gut, weil wir auch im letzten Jahr Kunden begeistern und für uns gewinnen konnten: Wir haben etwa Penny und ein Ministerium neu auf unserer Kundenliste, wir betreuen die Strabag und haben hier für deren Geschäftsbericht viele internationale Preise erhalten, für die start Bausparkasse haben wir den Markenrelaunch gemacht. Die Agentur selbst ist deutlich gewachsen und steht nun bei 28 Mitarbeitern, wir bauen die Agenturräumlichkeiten gerade um und schaffen noch mehr Platz. medianet: Apropos Kundenbindung: Maßgeblich zum CCA-Erfolg trug Ihre Zusammenarbeit mit Opel bei. Dürfen Sie in Österreich mehr als Opel-Agenturen in anderen Ländern? Böhler: Die sprachliche Eigenständigkeit in Österreich ermöglicht schon andere Dinge in der Kreation. Absolut. Und generell: Opel war sicherlich ein wichtiger Faktor, um die Agentur dorthin zu bringen, wo sie heute ist. Vor allem mit dem großen Stellenwert von Digital bei Opel hatten wir den Freiraum, um international bespielte Digital- und Social Media-Kampagnen umzusetzen, die direkt vom Opel-Vorstand in Rüsselsheim mitgetragen wurden. Es ist schon toll, als inhabergeführte Agentur eine so große Marke mitzugestalten.medianet: Stößt man mit diesem Ansatz irgendwann an gewisse Grenzen? Könnte es in Zukunft eine Erweiterung der Agentur-Spitze geben?Lierzer: Vorerst nein. Unsere Teams haben eine gesunde Autonomie, und wir können hier, ohne die Führung zu vergrößern, sicher noch weiter wachsen. Mazuran: Stumpfe Hierarchie ist einfach, damit kann man Tausende Menschen führen. Wir haben hier ein anderes Verständnis: Uns ist wichtig, ambitionierte Leute zu finden, die selbst unternehmerisch denken und mit Freiheit strukturiert umgehen können.Hochleitner: Aber auch wir vier Eigentümer haben eine Hands-on-Mentalität. Jeder Kunde steht mit mindestens einem dieser vier in operativem Kontakt, bei größeren Kunden sind es sogar zwei. Wenn Kunden ein Problem haben, haben sie unsere Handynummer und rufen auch an. medianet: Etwas, das Sie von anderen erfolgreichen Agenturen in dieser Liga unterscheidet, ist auch die Größe der Agentur …Böhler: Absolut. Es macht einfach einen Unterschied, ob man mit 30 Mitarbeitern ganz vorn ist, oder mit 130. Auf die Größenrelation gesehen sieht man erst, was kreativ und strategisch dahintersteckt. Wie das geht? Teams, die mit Spaß und Freude gute Arbeit leisten. Gute Atmosphäre ist unsere Philosophie, die Leute sollen sich bei uns wirklich wohl fühlen – ein Gegenmodell zu diesen rein hierarchisch geführten Agenturen. Lierzer: Bei uns kommen die Mitarbeiter ohne Kloß im Hals morgens ins Büro. Und das, obwohl wir höchst strukturiert sind. Es gibt einfach auch kein Netzwerk, das von oben Druck macht und Arbeitsprozesse verkompli-ziert.
medianet: Kommen wir nochmals zurück zu den Kunden. Diese wollen seit Ausbruch der Krise angeblich immer mehr Leistung für immer weniger Geld. Wie geht man damit um?Mazuran: Die Rahmenbedingungen sind sicherlich schwieriger als vor einigen Jahren, es ist alles schneller geworden. Diese Situation spielt uns aber in die Hände, da wir einfach eine sehr schnelle Agentur sind. Wir präsentieren zum Beispiel jede Woche bei der Kronen Zeitung, also 50x mal im Jahr. Das bedeutet Vollgas. Wir wachsen aber auch nicht um jeden Preis. Es gab und gibt Etats, die wir um das angebotene Honorar einfach nicht machen. medianet: Das ist ein gutes Thema, das aktuell auch sehr die Branche bewegt. Warum gibt es dann immer noch Agenturen, die die angesprochenen Bedingungen akzeptieren?Hochleitner: Ich kann nur für uns sprechen: Wir müssen als Agentur besonders darauf achten, dass wir faire Honorare bekommen, da wir uns rein durch diese finanzieren. Wir haben keine anderen Einnahmequellen, Querfinanzierung ist bei uns absolutes Tabu, wir bieten 100 Prozent Transparenz auch bei Fremdleistungen.Mazuran: Eine Kunde-Agentur-Beziehung ist für uns einfach eine Partnerschaft, die von gegenseitiger Wertschätzung und Transparenz geprägt sein soll.www.wiennord.at