BERLIN/FRANKFURT. Der italienische Medienkonzern MediaForEurope (MFE), kontrolliert von Pier Silvio Berlusconi, hat sein Übernahmeangebot für die ProSiebenSat.1 Media SE nachgebessert. Aktionären werden nun je Aktie 4,48 Euro in bar sowie 1,3 MFE-Anteilsscheine geboten – deutlich mehr als die bisherige Offerte von 0,4 Papieren. Der Gesamtwert des Angebots steigt damit auf 8,62 Euro pro Aktie, was einer Prämie von 22 Prozent auf den letzten Xetra-Schlusskurs entspricht. Die Annahmefrist läuft noch bis zum 13. August.
Die Übernahme beschäftigt mittlerweile auch die deutsche Politik. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi zu einem Gespräch ins Bundeskanzleramt eingeladen. „Ein Eigentümerwechsel bei einer Mediengruppe wie ProSiebenSat.1 wäre weit mehr als ein normaler Vorgang. Die mögliche Übernahme würde das mediale Machtgefüge unseres Landes beeinflussen“, so Weimer gegenüber Reuters.
Forderung nach Unabhängigkeit und Standortgarantie
Weimer betont, dass die journalistische Unabhängigkeit gewahrt bleiben müsse und Medienmacht politische Verantwortung mit sich bringe. Man erwarte von den Investoren auch eine Standortgarantie für die Konzernzentrale in Unterföhring bei München sowie den Verzicht auf politische Einflussnahme.
Die MFE-Holding hält derzeit rund 30 Prozent an ProSiebenSat.1 und steht in direkter Konkurrenz zur tschechischen PPF-Gruppe, die ihrerseits ein Interesse an einer Übernahme bekundet hat. Während MFE ProSiebenSat.1 mittelfristig in einen paneuropäischen Medienkonzern integrieren möchte, bekennen sich die Tschechen laut eigenen Angaben zur Unabhängigkeit des Senders.
Medienpolitische Brisanz
Der Einstieg der Bundesregierung in den Bieterkonflikt unterstreicht die politische Brisanz des Vorgangs. Beobachter verweisen auf mögliche außenpolitische Implikationen: Pier Silvio Berlusconi ist Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, der für seine Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin bekannt war. In Berlin befürchtet man potenzielle Risiken für die Medien- und Meinungsvielfalt im Land.
Mit einem erwarteten Besuch nach der Sommerpause wollen MFE und die Bundesregierung die weiteren Schritte abstimmen. Eine Stellungnahme von MFE zur Einladung blieb bislang aus. (red)
