Das kann nicht euer Ernst sein
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 23.03.2018

Das kann nicht euer Ernst sein

Mark Zuckerberg gesteht Fehler ein, und Donald Trump fuchtelt mit Militär-Schautafeln herum.

Kommentar ••• Von Gianna Schöneich

UNGLAUBLICH. In dieser Woche verging kaum ein Tag, an dem man nicht irgendwann die Frage stellte „Ist das euer Ernst?” Die Antwort lautet ja, es ist „ihr” Ernst. Mark Zuckerberg hat es nun doch geschafft, sich zum Datenskandal rund um „Cambridge Analytica” zu äußern. Zur Erinnerung: Die besagte Firma soll unrechtmäßig auf Facebook-Daten zugegriffen haben; so sollen während des US-Präsidentschafts-Wahlkampfs Millionen Daten von Nutzern verwendet worden sein, um mehr über Wähler zu erfahren. Die Geschichte wird bekannt, und natürlich schweigt Zuckerberg – das tut er fünf Tage lang. Ja, das ist sein Ernst. Und wer sich jetzt noch beschwert: Zuckerberg hat sich entschuldigt und gegenüber CNN erklärt: „This was a major breach of trust, and I’m really sorry that this happened.” Sorry, but not sorry: Man fragt sich, wann Facebook endlich begreift, welchen Einfluss man hat. Die Daten-Problematik erscheint ja fast lächerlich, wenn man an all die ungefilterten Hass-Postings und Fake-Profile denkt. In Myanmar soll Facebook beispielsweise geholfen haben, den Hass gegen die Rohingya-Minderheit zu schüren. Zuckerberg bietet Verschwörungstheoretikern, Rassisten und Propaganda eine Bühne. „We have a responsibility to protect your data, and if we can’t, we don’t deserve to serve you”, ließ Mark Zuckerberg auf seinem Netzwerk veröffentlichen. Richtig, der „Handel” oder sagen wir „Verlust” unserer Daten ist problematisch. Ob du unsere Daten verkaufst oder ob sie dir geklaut werden, macht für uns eigentlich keinen Unterschied – mit Verantwortung hat Facebook jedenfalls rein gar nichts zu tun. Mindestens so viel Verantwortungsbewusstsein haben die USA – für das Bombardement im Jemen werfen sie mit Waffen um sich und liefern diese gern an Saudi-Arabien. Der saudische Kronprinz, der für den Krieg verantwortlich ist, war zum Staatsbesuch in Washington. Währenddessen wurde eine Initiative zur Einstellung der US-Militärhilfen für Saudi-Arabien im Senat gestartet. Trump hingegen fuchtelte mit Schautafeln herum, die zeigen sollen, wie toll das Militärbündnis läuft – ja, das ist sein Ernst.

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