WIEN. Ungefragt versendete intime Bilder – sogenannte Dickpics – gehören für viele Frauen in Österreich zum digitalen Alltag. Das belegt eine aktuelle repräsentative Studie des Online Research Instituts Marketagent, bei der 500 Frauen zwischen 14 und 75 Jahren zu Erfahrungen, Reaktionen und Erwartungen befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Digitale Belästigung ist weit verbreitet – und besonders junge Frauen sind betroffen.
Jede dritte Frau betroffen, bei jungen Frauen fast jede zweite
Laut Studie haben 36,5 Prozent der Befragten bereits unangemessene Inhalte im digitalen Raum erhalten. Besonders hoch liegt der Anteil in der Generation Z: 68,2 Prozent der unter 30-jährigen Frauen geben an, bereits entsprechende Bilder oder Nachrichten bekommen zu haben. Bei den Millennials sind es 42,2 Prozent, bei Generation X 25,0 Prozent, bei den Babyboomern 12,5 Prozent.
„Unsere Daten zeigen klar: Digitale Belästigung betrifft nicht nur Einzelfälle, sondern ist ein weit verbreitetes Phänomen – insbesondere unter jungen Frauen“, sagt Andrea Berger, Research und Communications Manager bei Marketagent.
„Dass fast 70 % der Generation Z bereits unangemessene Inhalte erhalten haben, unterstreicht den akuten Handlungsbedarf. Das neue Gesetz ist ein längst überfälliger Schritt – aber auch Plattformen und Gesellschaft sind gefragt, um digitale Räume endlich sicherer zu machen.“
Problem erkannt – und klar bewertet
Die Bewertung ist eindeutig: 70,1 Prozent der Österreicherinnen halten das Versenden intimer Inhalte ohne Zustimmung für „sehr problematisch“. Insgesamt 84 Prozent legen laut Erhebung großen Wert darauf, selbst entscheiden zu können, welche Inhalte sie online sehen möchten.
„Ein Dickpic ist kein Flirt oder Kompliment, sondern eine Grenzüberschreitung“, betont Thomas Schwabl, Gründer und Geschäftsführer von Marketagent. „Männer sollten sich bewusst machen, dass sie mit solchen Bildern vor allem eines erreichen: Ablehnung, Abwehr und digitalen Ausschluss.“
Emotionale Reaktionen: Ablehnung dominiert
Wie die Betroffenen auf ein Dickpic reagieren, zeigt eine weitere Auswertung:
• 64,6 % fühlen sich angewidert
• 41,9 % reagieren verärgert
• 36,3 % sind schockiert
• 12,1 % fühlen sich bedroht
• 11,1 % empfinden Scham
Nur 1 Prozent betrachtet ein Dickpic als Kompliment. Auch bei spontanen Empfehlungen an Freundinnen dominieren klare Worte: 65 % würden raten, den Absender sofort zu blockieren, 44 % würden nachfragen, ob der Fall gemeldet wurde, und 40 % würden die Person abwertend bezeichnen. Lediglich 4 % würden nach Ästhetik fragen.
„Zwei Drittel der Betroffenen blockieren den Absender sofort – ein deutliches Zeichen dafür, wie abschreckend diese Form der Belästigung wirkt“, so Schwabl weiter.
Konsequente Reaktionen auf Belästigung
• 67,2 % blockieren die Person
• 40,4 % melden die Nachricht oder das Profil – bei Generation Z sogar 46,6 %
• 39,3 % löschen die Nachricht sofort – bei Generation X sogar 60,5 %
• 32,2 % ignorieren sie
• 21,2 % reagieren gar nicht
Weitere Maßnahmen wie Screenshots zur Dokumentation (12,1 %), direkte Konfrontation (13,8 %) oder rechtliche Schritte (4,9 %) werden seltener genannt.
Verändertes Verhalten im digitalen Alltag
Die Erfahrung mit Dickpics führt bei vielen Frauen zu verändertem Verhalten in der Online-Kommunikation:
• 57 % geben an, bei unbekannten Kontakten grundsätzlich vorsichtig zu sein
• 51 % vermeiden es, persönliche Informationen zu teilen
• 51 % blockieren oder melden verdächtige Nutzer
• 37 % öffnen keine Bilder von Fremden
„Digitale Grenzüberschreitungen hinterlassen nicht nur emotionale Spuren, sondern wirken sich auch auf das eigene Nutzungsverhalten in der digitalen Welt aus“, erklärt Studienleiterin Lena Emberger.
„Die Mehrheit der Frauen gibt an, aufgrund solcher Erfahrungen ihren Umgang mit digitalen Plattformen verändert zu haben.“
Erwartungen an Zukunft und Plattformen
Beim Blick in die Zukunft erwarten 53,8 Prozent, dass Künstliche Intelligenz in zehn Jahren automatisch unerwünschte Inhalte erkennen und blockieren wird. 40,1 Prozent hoffen auf härtere gesetzliche Strafen, 22 Prozent auf mehr gesellschaftliche Aufklärung. Nur 12,4 Prozent glauben, dass Dickpics weiterhin ein Tabuthema bleiben werden. 6,4 Prozent gehen davon aus, dass solche Inhalte künftig als normaler Teil digitaler Kommunikation gelten könnten.
In der Rolle als hypothetische Betreiberinnen einer Dating-App wünschen sich 57,9 Prozent der Befragten einen sofortigen und dauerhaften Ausschluss von Absendern. Weitere 35,2 Prozent sprechen sich für eine temporäre Sperre aus. Nur 4,7 Prozent vertreten die Meinung, dass solche Bilder zur Online-Dating-Kultur dazugehören.
„Wenn ein Klick genügt, um Grenzen zu überschreiten, ist es höchste Zeit, diese zu schützen“, heißt es abschließend in der Analyse.
Mit dem neuen Gesetz, das im September 2025 in Kraft tritt, wird in Österreich erstmals das unaufgeforderte Versenden intimer Inhalte unter Strafe gestellt. (red)
www.marketagent.com
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