Eine Heimat für die ganze Branche
© Friedrich Michael Jansenberger
Stefan Grampelhuber
MARKETING & MEDIA Redaktion 16.12.2022

Eine Heimat für die ganze Branche

Stefan Grampelhuber, Generalsekretär des PRVA, über Ansprüche, „War for Talents” und Neuerungen.

Beim Public Relations Verband Austria (PRVA) setzt man für das kommende Jahr starke Akzente Richtung Nachwuchsförderung, um dem evidenten Thema Fachkräftemangel zu begegnen. Darüber erzählt Generalsekretär Stefan Grampelhuber im Gespräch mit medianet, er spricht aber auch darüber, was im Jahr 2022 die großen Themen waren und wie man diesen begegnete.


medianet: Das Jahr neigt sich dem Ende zu – Zeit, um Rückschau zu halten. Was waren die großen Themen, Errungenschaften und Herausforderungen des Jahres 2022 beim PRVA?
Stefan Grampelhuber: Die Transformation des PRVA hin zu einem zeitgemäßen, freiwilligen Interessenverband, der sich zur Heimat für die gesamte Kommunikationsbranche entwickelt, ist mit Sicherheit unser Hauptthema 2022 gewesen. Glaubwürdigkeit und Vertrauen, ethische Richtlinien und die Etablierung von Qualitätsstandards rücken noch weiter in unseren Fokus.

medianet:
In der Branche ist auch ein Wandel zu beobachten, Stichwort: Digitalisierung …
Grampelhuber: Ja. Wir sehen, dass Tätigkeitsbereiche von Kommunikatoren, die früher streng getrennt waren, näher aneinanderrücken. Eine Social Media-Kampagne ist beispielsweise ohne das Schalten von bezahlten Inhalten nicht mehr sinnvoll. Umso wichtiger ist ein transparentes Vorgehen und das Einhalten von Kennzeichnungs pflichten.

medianet:
Zum großen branchenübergreifenden Thema Fach­kräftemangel: Wie geht man in der PR-Branche damit um?
Grampelhuber: Fehlende Fachkräfte, vor allem Nachwuchstalente, sind tatsächlich eine große Herausforderung für die PR-Branche. Seit Herbst 2022 nehmen wir einerseits eine Verstärkung der Recruiting-Aktivitäten wahr. Seither geht die gut besuchte Jobbörse auf prva.at förmlich über, wir erhalten jede Woche enorm viele Job-Anfragen von Agenturen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.

Andererseits sehen wir, dass eine große Anzahl an Fachschulen und weiteren Anbietern Ausbildungen im Bereich der professionellen Kommunikation anbieten. Deswegen sind die Aktivitäten unseres Wissenschaftlichen Senats und seines ThinkTanks besonders wichtig.


medianet:
Was sind die größten Herausforderungen für Unternehmen?
Grampelhuber: Die Berufswünsche der Generation Z unterscheiden sich wesentlich zu jenen der Vorgenerationen.

Eine 40-Stunden-Woche ist für viele keine Option mehr. Entschleunigung und Work-Life-Balance sind stattdessen entscheidende Aspekte der Lebens- und Karriereplanung.
Unternehmen, die sich darauf nicht einstellen, werden im ‚War for Talents' zwangsläufig den Kürzeren ziehen. Hinzu kommt, dass ein ‚Purpose' speziell für diese Zielgruppe immer wichtiger wird. Deswegen haben NGOs und andere Institutionen, die für gesellschaftspolitische Anliegen eintreten, einen klaren Vorteil im Kampf am Arbeitsmarkt um junge Talente.


medianet:
Sinnstiftende Tätigkeiten gehen vor, die Höhe des Gehalts ist nicht der größte Anreiz?
Grampelhuber: Ja. Selbst wenn die Gehälter dann meist niedriger sind, sind junge Leute eher bereit, für diese Institutionen zu arbeiten als für Konzerne und Agenturen.

Gerade Letzteren haftet oft noch ein negatives Image an. Viele Berufseinsteiger glauben noch, dass ein Agenturjob mit Arbeit bis spät in die Nacht zu einem Hungerlohn verbunden ist. Das ist aber heute definitiv nicht mehr so: Einige unsere Mitgliedsagenturen treten sogar mit besonders innovativen Angeboten an Young Professionals heran – das geht von der vier-Tage-Woche bis zu weitreichenden Diversity-and-Inclusion-Maßnahmen.


medianet:
Welche Lösungsansätze gibt es noch?
Grampelhuber: Wir sehen uns auch hier als Brückenbauer, der beide Welten, also Arbeitergeberinnen und Arbeitgeber und Arbeitnehmerinnen sowie Arbeitnehmer, zusammenbringen möchte – und entsprechende Foren dafür schafft.

Im Juni haben die PRVA-Newcomer mit dem ‚Talent Garden' ein vielversprechendes Format für einen Karriereevent ins Leben gerufen. 15 Agenturen, Unternehmen und kleinere PR-Dienstleisterinnen und Dienstleister haben sich dabei den Fragen von Absolventen einschlägiger Lehrgänge gestellt.
Dabei sind einige ‚Matches' zustandegekommen. Diesen Event werden wir 2023 wiederholen. Darüber hinaus gibt es erste Versuche, den Talent Garden in die Online-Welt zu übertragen. Außerdem haben wir das PRVA Mentoring-Programm neu aufgestellt und freuen uns über zusätzliche namhafte Mentorinnen und Mentoren aus der Branche. Wir starten das Programm mit zehn neuen Mentees beim Neujahrsempfang am 18. Jänner.


medianet:
Es gibt ganz aktuell auch Neuerungen im Vorstand des PRVA; können Sie uns dazu etwas sagen?
Grampelhuber: Unser Vizepräsident Florian Haas legt nach einer seit Sommer 2022 laufenden Übergangs- und Übergabephase auf eigenen Wunsch mit Jahresende seine PRVA-Funktion aus familiären Gründen zurück. Ihm folgen Bettina Loidhold und Johannes Angerer; sie sind seit 12. Dezember Mitglieder im Vorstand des Public Relations Verband Austria.

Der bestehende Vorstand hat Loidhold und Angerer in das Führungsgremium unseres 800 Mitglieder umfassenden Interessenverbands kooptiert.
Loidhold ist seit 2018 im Leadership Team der PRVA Newcomer aktiv und verantwortet die Einführung etwa des bereits erwähnten Karriereevents Talent Garden oder die „Neuland”-Eventreihe D-A-CH-Raum.
2022 wählten die Leserinnen und Leser des Fachmagazins Österreichs Journalist:in Johannes Angerer zum Unternehmenssprecher des Jahres in der Kategorie Wissenschaft. (ps)

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