Ene, mene, muh und schuld bist du
MARKETING & MEDIA Gianna schöneich 16.09.2016

Ene, mene, muh und schuld bist du

Das Ausland setzt den Österreichern zu: ­deutsche Kleber und eine Pariser Stylistin.

Kommentar ••• Von Gianna Schöneich

 

SCHULDFRAGEN. Die Wiederholung der Stichwahl zur Bundespräsidentschaftswahl wird verschoben. Am 4. Dezember ist es so weit. Wer die Österreicher daran hindert, Demokratie walten zu lassen? Die Deutschen. Die hochkomplexen Wahlkarten wollen einfach nicht zubleiben. Schuld ist ein deutscher Kleber, erklärt das ­Innenministerium.

Und die Suche nach den Schuldigen geht diese Woche weiter. Auch beim nennen wir es eher verpatzten Auftakt der MQ Vienna Fashion Week ist das Ausland schuld. Der Versuch, „einen Querschnitt der österreichischen Modegeschichte zu zeigen”, ist gründlich danebengegangen. Historische Zuschreibung der vorgeführten Teile? Nicht vorhanden. Dabei sollte doch die beauftragte Pariser Stylistin Stücke österreichischer Designer auswählen und mit ihnen die Eröffnungsshow gestalten. Ein Blick von außen. War wohl nichts. Danke Paris. Doch es ist nicht nur das Ausland, das diese Woche an misslichen Lagen beteiligt ist. Die Gefahr kommt auch von innen: Knapp ein Viertel aller 13- bis 17-Jährigen ist zu dick. Schuld ist die Werbung. Es darf in Österreich für „nachweislich krankmachende Produkte wie fettes Fleisch, Fast Food und Softdrinks” geworben werden, so Kurt Widhalm, Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Ernährungsmedizin.

Unerhört. Wie soll man denn da auf die Idee kommen, dass ein Burger nicht das Nonplus ultra der gesunden Ernährung ist? Ach, Herr Widhalm, eine Frage: waren Sie nicht McDonald’s-Testimonial? Zum Glück gibt es die WHO, die sich für dicke Kinder und deren Eltern aktiv einsetzt. Und wenn selbst das nicht hilft, haben wir immer noch die Grünen – mit Gemüsebeeten für jede Schule im zweiten Bezirk ist sicher uns allen geholfen.
Am Ende sind doch wir alle schuld: Zwei Forscher berichten an den Club of Rome, wie wir diese Welt noch retten können: Stoppt den unendlichen Konsum, zahlt Prämien für Kinderlosigkeit und erhöht die Steuern für ungesunde Produkte. Übersetzt: Kein unnötiger Kleber, keine Mode, statt dicker Kinder einfach gar keine mehr, und ungesundes Essen kann sich keiner mehr leisten.

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