Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
IM ERNST. Mit „Breakthroughs That Change Patients’ Lives” hat sich der Pharmakonzern Pfizer ein phonetisch nicht ganz unanspruchsloses Motto auf die Fahnen geschrieben. Allerdings darf der Konzern mit Fug und Recht behaupten, im Laufe der vergangenen 170 Jahre mit einigen medikamentösen Durchbrüchen ins Patientenleben eingegriffen zu haben – beginnend mit einem Mittel gegen Wurmbefall, dem die Firmengründer Mitte des 19. Jahrhunderts zum Markterfolg verhalfen, indem sie die bittere Pille in eine zarte Zuckerhülle verpackten.
Statt Zuckerwerk setzt man heute auf Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) und verfolgt – gemeinsam mit Partner Biontech – den Unternehmenszweck weiterhin recht strebsam, wenn auch in diesem Fall aus dem Menschen erst gar nicht ein Patient werden soll. Auch kolportierten Nebenwirkungen der Impfung wie überraschend auftretendem Magnetismus, besserem Mobiltelefonempfang und chipbedingten Problemen mit handelsüblichen Diebstahlsicherungen konnte man erfolgreich entgegentreten.
Derzeit macht die Belegschaft dem Unternehmen Freude: Über 90 Prozent Durchimpfungsrate bei den eigenen Mitarbeitern meldete es am gestrigen Donnerstag. Den Erfolg der Impfaktion sieht Pfizer auch darin begründet, dass es ein Impfstoff-produzierendes Unternehmen ist … Wäre also die Tatsache, dass selbst die „Eingeweihten” kein Problem mit dem Impfstoff haben, ein überzeugendes Argument für (besser: gegen) Schwurbler? Nun ja, nein, wahrscheinlich nicht.
„You are not a horse. You are not a cow. Seriously, y’all. Stop it.” Mit diesen Worten warnte die US-Arzneimittelbehörde FDA kürzlich vor der Einnahme des Wurmmittels Ivermectin, das als Corona-Wunderwaffe gehandelt wird. Ivermectin wird vorwiegend in der Tiermedizin eingesetzt, gegen Ektoparasiten und Fadenwürmer. Dass die Pfizerleute das eigene wohlschmeckende Wurmmittel aus vergangenen Tagen jetzt nicht auf den Markt werfen, um in ganz neue Nischen vorzudringen, sollte man also auch einmal lobend hervorheben.