Die Marke „88.6“ ist bereits als regionales Angebot im Raum Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie über Schwestergesellschaften in Teilen der Steiermark, Oberösterreichs und Tirols bekannt. Beim letzten Radiotest kam der Sender auf eine Tagesreichweite von mehr als sieben Prozent und wird nun nach kronehit und oe24 das dritte bundesweit zu empfangende UKW-Privatradio in Österreich.
Eine entsprechende Zulassung erteilte kürzlich die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria). Unter dem Namen „88.6 – So rockt das Leben“ will das geplante 24‑Stunden‑Vollprogramm im Kern eine breite Zielgruppe der 10- bis 59‑Jährigen erreichen und den Schwerpunkt seines AC-Musikformats auf den Bereich Rock und Rock/Pop legen. medianet bat aus gegebenem Anlass die beiden Geschäftsführer Ralph Meier-Tanos (GF Radio Eins Privatradio GmbH und RadioCom GmbH) und Günther Zögernitz (GF RadioCom GmbH) sowie den Programmverantwortlichen Thomas Korponay-Pfeifer um ein paar Antworten.
medianet: Nach Kronehit in 2004 und oe24 in 2019 geht nun mit 88.6 im Jahr 2025 der dritte, bundesweite Privatradiosender an den Start. Betrachtet man die Entwicklung, scheint Österreich ein eher härteres Pflaster für private bundesweite Sender zu sein. Welche Chancen und Ziele haben aus ihrer Sicht dafürgesprochen, es nun doch zu wagen.
Ralph Meier-Tanos: Ich könnte jetzt sagen, wenn das Produkt stimmt, dann ist es kein Wagnis, aber so einfach ist es natürlich nicht. Es geht vor allem um die klare Positionierung. Wenn die gegeben ist, bzw. das gelungen ist – und das dürfte auch so sein – dann bietet eine nationale Plattform auch mehr Möglichkeiten. Aber es braucht noch mehr.
Wir sind der österreichische Rocksender – mit einem einzigartigen – die Hörer oft auch überraschenden – Musikprogramm; dazu gibt es gute Unterhaltung und auch Serviceteile wie Nachrichten im eigenen 88.6-Stil – also richtig gutes Radio. So gesehen haben wir uns nie als rein lokales Produkt gesehen.
Thomas Korponay-Pfeifer: Bei unseren Events und über unser Programm lernen wir die Hörerinnen und Hörer kennen und sehen die Diversität und deren gesellschaftliche Verankerung in den verschiedenen Regionen, die wir jetzt schon gut versorgen. Daher ist es nur schlüssig, das Produkt auch gerne national anzubieten, da der programmliche Zugang sich nicht ändern muss und wir ja auch heute schon in allen Bundesländern Hörerinnen und Hörer haben. Wir machen es ihnen in Zukunft einfach ein bisschen leichter.
medianet: Die aktuellen Radiotestzahlen sich für ihren Sender erfreulich, vor allem auch in der Zielgruppe unter 50. Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit dem bundesweiten Programm ‚88.6 – So rockt das Leben‘?
Korponay-Pfeifer Danke schön – die Zahlen sind tatsächlich sehr erfreulich – allein in den vergangenen sieben Jahren hat sich die Reichweite mehr als verdreifacht, der Marktanteil ebenfalls knapp verdreifacht – das Ziel ist natürlich, unsere Hörerschaft über ganz Österreich gut zu verteilen und auch in Regionen Fuß zu fassen, wo wir jetzt nicht oder nur eingeschränkt empfangbar sind.
In Zahlen ist es beim momentan sehr bewegten Radiomarkt nicht leicht, Prognosen zu treffen, aber ich sag mal so. Nimmt man den Markt jener Bundesländer, in denen wir bisher per UKW vertreten waren (Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Oberösterreich und Tirol, Anm. d. Red.), dann sind wir im Marktanteil knapp vor Kronehit das stärkste Privatradio. Ich glaube, da ist es nicht zu vermessen, sich diesen Status auf nationaler Ebene auch vorzunehmen – auch wenn wir wissen, dass das ein ausgesprochen schwieriger Weg ist.
Günther Zögernitz: Für die Werber sind wir jetzt noch interessanter, denn eben gerade in der kaufkräftigen Zielgruppe bis 49 Jahre sind wir – jetzt auch bundesweit – besonders stark. Unser Ziel ist es, Radio 88.6 als dritte große private Radiomarke in Österreich, und auch im Werbemarkt, fest zu verankern.
medianet: Sie erreichen laut KommAustria 61 Prozent der Bevölkerung. Wie sieht der weitere Ausbau aus und welche Ziele haben sie bezüglich Reichweiten und Marktanteilen?
Meier-Tanos Natürlich werden wir versuchen, in jenen Gebieten, wo wir derzeit nur sehr eingeschränkt oder gar nicht empfangbar sind, eben diese Empfangbarkeit auszubauen; die bundesweite Zulassung hilft dabei sehr. Das wird ein längerer Prozess sein, aber einer von dem wir überzeugt sind, dass er sich auszahlt. Denn wir sind überzeugt, dass wir letztlich in allen ‚neuen Märkten‘, so wie wir es in Oberösterreich oder in der Steiermark schon erleben, erfolgreich sein werden. D.h.: zweistellige Marktanteile in allen Bundesländern, wo wir flächendeckend zu hören sind, und klare Reichweitenzugewinne sind die Ziele.
medianet: Wie wollen Sie sich von den beiden anderen bundesweiten Privatradios – Kronehit und oe24 – abheben?
Korponay-Pfeifer Das ergibt sich ja schon sehr eindeutig durch unsere Musik. Wir sind Österreichs Rockradio – diesen Status haben wir uns in den vergangenen Jahren erarbeitet und immer weiter geschärft. Dadurch kommen wir uns nicht allzu sehr in die Quere, dazu kommen die On Air Personalities, die eine sehr starke Unterscheidung aufweisen. Ein Blick auf unsere Morningshow – die Timpel Time – erübrigt eigentlich eine andere Antwort. Diese Sendung kann und soll es nur bei 88.6 geben und es ist ja auch gut, dass der Markt unterschiedliche Angebote vorgibt …
Zögernitz: … und ich würde sagen durch die Kombi ‚Regionale Nähe bei nationaler Reichweite‘. Durch unsere technische Struktur können wir bundesweit senden, aber gleichzeitig regionale Inhalte einbauen. Diese Mischung aus nationaler Stärke und lokaler Verbundenheit ist ein klarer USP gegenüber anderen.
medianet: Abgesehen vom Claim ‚So rockt das Leben‘ – was wird das Publikum bei ihrem Sender vor allem finden und welche Gründe sprechen für sie dafür, weiter auf Rock und Rock/Pop im AC-Format zu setzen – Ist dieses Genre derzeit unterversorgt?
Korponay-Pfeifer: Auf jeden Fall. Es geht ja auch darum, dass sich die Medienwelt in den vergangenen Jahren massiv verändert hat. Das Angebot hat sich verzigfacht, die Menge an Sounds, Videos und Artikeln ist quasi unendlich. Da ist es wichtig, authentisch zu sein und auch eine Verlässlichkeit und Ehrlichkeit an den Tag zu legen. Wir lieben Rock, wir lieben das, was wir tun und eine Veränderung, nur weil wir jetzt ‚größer‘ sind, würden uns die Hörerinnen und Hörer mit Sicherheit übelnehmen. Das haben wir nicht vor.
medianet: Welche Rolle spielen österreichische Künstler im Musikprogramm, bzw. auch deutschsprachige Musik?
Korponay-Pfeifer: Seit Corona 2020 läuft bei uns viermal wöchentlich – Montag bis Donnerstag eine zweistündige Sendung im moderierten Programm, die ausschließlich österreichische Musik präsentiert. Mehrheitlich von Künstlerinnen und Künstlern und Bands, die sonst keine oder kaum eine Plattform finden. Dieses Engagement wird sicherlich bleiben oder sogar ausgebaut. Zudem richten wir den Bandwettbewerb ‚Rot weiß Rock-Stage‘ aus und haben seit vielen Jahren einen Stream, bei dem man 24/7 österreichische Artists hören kann.
medianet: Wie weit wird bzw. muss sich das Programm durch die bundesweite Ausstrahlung verändern?
Korponay-Pfeifer: Der Charakter des Programms soll genauso erhalten bleiben wie bisher. Natürlich wird man eine Veränderung bemerken, etwa bei den Serviceanteilen oder auch bei den zahlreichen Hörerbeteiligungen im Programm. Auch die Reportagen werden über ein breiteres Gebiet gestreut.
Meier-Tanos: Wir sind – auch jetzt schon – ein Sender, der sich an alle Rockfans des Landes – und darüber hinaus – wendet. Wir schließen ein, nicht aus und das wird sich auch nicht ändern.
medianet: Die KommAustria weist in der Zulassung auch auf die gestiegene Bedeutung bundesweiter Angebote für den Werbemarkt hin. Welche Erwartungen haben Sie hier?
Meier-Tanos: Die bundesweite Zulassung wird das Bewusstsein für 88.6 als große Sendemarke bei den Agenturen und Kunden stärken.
Letztlich leisten wir damit einen Beitrag zu mehr Vielfalt und Wettbewerb am nationalen und regionalen österreichischen Werbemarkt und stärken gleichzeitig die gesamte private Radiolandschaft.
Zögernitz: Die bundesweite Zulassung eröffnet uns völlig neue Möglichkeiten am Werbemarkt. Bisher waren wir trotz starker Reichweiten in Ostösterreich vor allem für regionale und nur teilweise für überregionale Kunden interessant. Mit dem Schritt zum bundesweiten Programm können wir nun auch nationale Kampagnen anbieten – und sind damit für viele Werbetreibende eine echte Alternative – auch zum ORF.
Unsere Erwartung ist, dass wir dadurch deutlich mehr nationale Budgets ansprechen und für Werbekunden, die ganz Österreich erreichen wollen, noch relevanter werden. Die aktuellen Radiotestzahlen – über 600.000 Hörerinnen und Hörer täglich, davon 465.000 in der Zielgruppe 14–49 – unterstreichen unsere Attraktivität in der werberelevanten Zielgruppe.
medianet: Welche Rolle spielt die nationale Reichweite für Ihre Werbepartner bzw. welche neuen Möglichkeiten ergeben sich aus ihrer Sicht durch die bundesweite Ausstrahlung?
Zögernitz: Die nationale Reichweite ist für unsere Werbepartner ein echter Gamechanger. Viele Unternehmen und Marken denken längst österreichweit, mussten ihre Radiokampagnen bisher aber mühsam über mehrere regionale Partner abwickeln. Mit der bundesweiten Ausstrahlung bieten wir nun ein einheitliches Produkt, das Reichweite in fast ganz Österreich garantiert – von Vorarlberg bis ins Burgenland.
Das macht Radiowerbung für nationale Kunden einfacher, effizienter und messbarer. Gleichzeitig können wir durch unsere Struktur regionale Aussteuerungen ermöglichen, wenn gewünscht. Das heißt: Werbekunden profitieren von der Kombination aus nationaler Abdeckung und regionaler Präzision.
Für uns ist das eine große Chance, neue Budgets zu erschließen und die Attraktivität des Mediums Radio im österreichischen Werbemarkt weiter zu steigern.
medianet: Frage zum Schluss: Vor etwas mehr als einem Jahr sind in Österreich viele neue DAB+-Sender an den Start gegangen. Wie sehen die digitalen Pläne von 88.6 aus?
Meier-Tanos: Wir konzentrieren uns derzeit vor alle auf unser Kernprodukt ‚Radio 88.6 – So rockt das Leben‘ und nutzen die digitalen Möglichkeiten – unter anderem auch die digitale Terrestrik, also DAB+ für die Verbreitung unseres Kernprodukts. Online bieten wir über alle Streamingportale, sowie Carplay und Android Auto, zusätzliche Kanäle innerhalb der Rockwelt an.
Ob und in welcher Form wir in Zukunft dieser Strategie treu bleiben, oder auch mit zusätzlichen Sendern, im Sinne von zusätzlichen Programmen, über DAB+ in den Markt einsteigen, ist bei uns ein ständiger Prozess des Hinterfragens und Gegenstand von Diskussionen und Abwägungen. Aber … wie heißt es schon bei James Bond? Sag niemals nie.
