ESC ist politisch, was denn sonst?
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MARKETING & MEDIA Redaktion 03.10.2025

ESC ist politisch, was denn sonst?

Das Mantra, der Eurovision Song Contest sei ein neutrales Musik-Event, als Endlosmärchen.

Kommentar
••• Von Dinko Fejzuli

Von seinem Grundgedanken her mag es ja noch gestimmt haben. Und der Name „Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne“ allein erklärte es über Jahrzehnte: Der ESC war ein Komponisten- bzw. Autorenwettbewerb – und wer so alt ist wie ich, erinnert sich auch noch daran, dass am Ende vor allem die Menschen hinter dem Song, neben den siegreichen Künstlern natürlich, auf die Bühne geholt und mit einer Trophäe geehrt wurden.

Von Politikum bis Politik
Heute sind die siegreichen Künstler die Stars, zumindest manche von ihnen und zumindest im eigenen Land und auch hier zumindest für eine gewisse Zeit. International gesehen sind sie vor allem eines: Botschafterinnen und Botschafter des eigenen Landes. Und genau hier liegt manchmal auch das Problem: Als Gesicht des eigenen Landes werden sie auch zur Zielscheibe für Kritik an der Heimat.

Wir erinnern uns an die Buhrufe für Polina ­Gagarina, die sich mit „A Million Voices“ in Wien die Seele aus dem Leib sang und nur deshalb ausgebuht wurde, weil sie für Russland angetreten war und dass sogar Conchita der in Tränen aufgelösten Künstlerin live auf der Bühne quasi zur Seite springen musste, um das Publikum zu ermahnen, sich im Zaum zu halten.
Seit dem Krieg in Israel sind es nun die Künstlerinnen und Künstler aus diesem Land, die sich Anfeindungen gefallen lassen müssen, und der ESC wird aufgrund genau dieser politischen Lage zu einem Hochsicherheits-Event und als Zuspitzung droht der kommende ESC in Wien aufgrund zahlreicher Absagen zu einem Rumpf-Event zu verkommen.

Am wenigsten dafür kann Österreich. Am meisten die EBU, die sich um eine klare Entscheidung drückt, und nun ihre Mitglieder darüber abstimmen lässt, ob Israel mitmachen darf oder nicht.

Eines ist aber bereits vor diesem Votum sicher: So oder so wird es am Ende nur Verlierer geben und Wien wird als ESC-Host unverdient zum Handkuss kommen.

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