••• Von Alexander Haide
WIEN. Österreich setzt die versprochene Öffnung für Wissenschafter und Studierende aus den USA um – mit einem „Perspektiven-Paket”. medianet hat mit Bodo B. Schlegelmilch, Dekan der WU Executive Academy, über die Rolle internationaler Studenten und Lehrender an der WU Executive Academy gesprochen.
medianet: Wie viele ausländische Studenten besuchen derzeit bzw. im kommenden Semester Ihre Universität?
Bodo B. Schlegelmilch: Also, wenn wir uns etwa das vergangene Jahr 2024 und unsere MBA-Programme ansehen, die nach wie vor den Löwenanteil unseres Umsatzes ausmachen, so kommen über 75 Prozent aus dem Ausland. Davon in etwa 45 Prozent aus der EU, der Rest aus anderen Nicht-EU Ländern.
medianet: Wie viele ausländische Lehrende und Forschende sind derzeit an Ihrer Uni tätig?
Schlegelmilch: Im Schnitt beträgt der Anteil unserer internationalen Faculty etwa 60 Prozent. Bei manchen Programmen auch mehr, wie unserem Flagship-Programm, dem Global Executive MBA, bei dem die Faculty nicht nur in Wien, sondern auch auf den internationalen Studienreisen in den USA, Asien und Südamerika unterrichtet.
medianet: Wäre der Uni-Betrieb ohne ausländische Studenten und Lehrende möglich?
Schlegelmilch: Rein technisch gesehen wäre das sicherlich möglich, aber überhaupt nicht das, wofür die WU Executive Academy seit über 20 Jahren steht. Nehmen wir den Global Executive MBA. Das Programm heißt nicht von ungefähr so. Alles ist international ausgerichtet. Die Studierenden, die Vortragenden, die internationalen Studienreisen, die Masterthesis in Form eines Global Team Project, das Curriculum, alles zielt darauf ab, unsere Studierenden bestmöglich auf die besonderen Herausforderungen einer globalisierten, immer volatileren und kaum mehr planbaren Welt vorzubereiten.
Ich selbst mache das jetzt schon einige Jahrzehnte, dennoch bin ich immer wieder aufs Neue erstaunt, wie bereichernd es ist, wenn unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Funktionen und unterschiedliche Branchen aufeinandertreffen und gemeinsam an Business Projekten arbeiten.
Das ist Perspektivenwechsel, persönliche Weiterentwicklung pur. Vom unbezahlbaren Business-Netzwerk, von dem unsere Teilnehmer ein Leben lang profitieren, gar nicht zu sprechen.
medianet: Wie beurteilen Sie das Vorgehen Trumps gegen Universitäten und Studierende aus dem Ausland?
Schlegelmilch: Das aktuelle Vorgehen von Donald Trump gegenüber renommierten US-Universitäten und ausländischen Studierenden, etwa seine scharfe Kritik an Institutionen wie Harvard sowie seine Forderungen nach Einschränkungen für Studierende aus dem Ausland, ist aus meiner Sicht äußerst problematisch und kurzsichtig. Hochschulen leben von Meinungsvielfalt, kritischem Diskurs und internationalem Austausch. Wer versucht, Universitäten politisch unter Druck zu setzen oder internationale Talente aus ideologischen Gründen fernzuhalten, gefährdet nicht nur die Qualität der Lehre und Forschung, sondern auch die internationale Glaubwürdigkeit eines Landes als Wissenschaftsstandort. Viele von ihnen gründen später Unternehmen, forschen an zukunftsweisenden Lösungen oder arbeiten in Schlüsselpositionen der Wirtschaft.
Wer ausländische Talente vertreibt, schwächt langfristig nicht nur die Universitäten selbst, sondern auch die wirtschaftliche und technologische Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Wissen braucht Freiheit. Und Exzellenz entsteht durch Vielfalt – nicht durch Abschottung.
