Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider
ANGEKÜNDIGTE KATASTROPHEN. Schwere Unwetter haben in mehreren Bundesländern wieder für enorme Schäden gesorgt. „Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar”, heißt es. Absehbar ist, dass wir uns an katastrophale Wetterphänomene gewöhnen müssen. Häuslbauer setzen sich derzeit mit dem Ausstieg aus Öl und Gas auseinander. Holz zu verbrennen, ist trotz des diesbezüglichen Irrglaubens nicht nachhaltig, Wärmepumpen sind sündteuer – aber wer jetzt ohnehin Geld in die Hand nimmt, könnte das Häusl in einem Aufwasch gleich auf Stelzen transferieren, um wenigstens den Überflutungen auszuweichen.
Die im Bundeskanzleramt angesiedelte Bioethikkommission meldete sich am gestrigen Donnerstag mit einer Stellungnahme zur Klimakrise: Sie nimmt Bezug auf eine UN-Konferenz in Stockholm, als erstmals die globalen Auswirkungen des Klimawandels innerhalb der Weltengemeinschaft thematisiert wurden. Das Bizarre daran: Der Gipfel in Stockholm fand 1972 statt, und schon damals konnte man halbwegs gut einschätzen, was auf uns zukommt. Der Kollaps von Ressourcen, Umwelt und Weltwirtschaft. Geglaubt hat es halt keiner.
Die Autoren im BKA orten jetzt eine „bisher kaum beachtete Folgekrise, die sich aus dem jahrelangen Umgang mit der inzwischen als wissenschaftliche Tatsache umfassend anerkannten Klimakrise ergeben hat – eine Krise der Glaubwürdigkeit”. Die Stichworte: Populismus, Ursachenleugnung, Diskreditierung der Wissenschaft, persönliche Angriffe auf Experten, falsche Fakten, Delegitimierung seriöser Medienquellen. Nun, in Wahrheit feiert diese Glaubwürdigkeitskrise mit allem Trara grad ihren runden 50er.
Keiner hört gerne den Apologeten des Untergangs zu, aber dass, weil die letzten zehn angekündigten Apokalypsen – Meteoriten, Millennium-Bug, Maya-Kalender … – nicht eingetreten sind, auch die nächste nicht stattfindet, ist aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung heraus nicht belegbar.