Interne Compliance Analyse ergab kein Fehlverhalten Fellners
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MARKETING & MEDIA Redaktion 01.09.2021

Interne Compliance Analyse ergab kein Fehlverhalten Fellners

Will trotz laufender Gerichtsverfahren rund um den Vorwurf sexueller Belästigung ab Mittwoch wieder auf oe24.tv auftreten.

WIEN. Eine von der Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO Austria durchgeführte Compliance Analyse, die sich mit den von mehreren Frauen gegen Medienmacher Wolfgang Fellner vorgebrachten Vorwürfen sexueller Belästigung befasst, hat kein Fehlverhalten des CEOs der Mediengruppe Österreich festgestellt. Dies teilte die Mediengruppe, die auch den Auftrag zur Untersuchung erteilt hatte, am Dienstag in einer Aussendung mit.

Im Zuge der Analyse wurden Mitarbeiter, Betriebsräte und Führungskräfte befragt. Auch ein vertraulicher Kommunikationskanal sei eingerichtet worden, hieß es. Wolfgang Fellner und die frühere oe24.TV-Moderatorin Raphaela Scharf liefern sich seit Monaten eine rechtliche Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht. Fellner habe Scharf rund um ein Fotoshooting sexuell belästigt, sie mit anzüglichen Kommentaren bedacht, bedrängt und eingeschüchtert, so die Vorwürfe. Scharf hatte nach ihrer Entlassung auf Wiederanstellung geklagt, Fellner reichte eine Unterlassungsklage gegen die heutige Krone-TV-Mitarbeiterin ein.

Auch Katia Wagner, einst freie Mitarbeiterin Fellners und inzwischen ebenfalls für Krone-TV tätig, sprach von ähnlichen Erfahrungen mit Fellner. Sie klagte mittlerweile wegen übler Nachrede, nachdem Artikel auf oe24.at erschienen waren, die ihre Glaubwürdigkeit infrage stellten. Fellner bestreitet die Vorwürfe sexueller Belästigung vehement.

Die von der Mediengruppe Österreich in Auftrag gegebene Compliance Analyse kam nun zu dem Ergebnis, dass in den vergangenen fünf Jahren keine Beschwerde über sexuelle Belästigung mit Ausnahme jener von Scharf eingebracht wurde. Aktuell beschäftigte Mitarbeitende meldeten keine Wahrnehmungen zu unangebrachten körperlichen Berührungen oder Forderungen nach sexuellen Gefälligkeiten im Gegenzug zu beruflichen Vorteilen. Scharf und Wagner sollen von BDO Interviews angeboten worden sein. Diese kamen nicht zustande.

"BDO Austria hatte ein Gespräch meiner Mandantinnen Raphaela Scharf und Katia Wagner entweder im Beisein der Rechtsanwältin von Herrn Fellner angeboten oder nur mit Mitarbeitern von BDO Austria. Das ergab für meine Mandantinnen keinen Sinn", erklärte der Medienanwalt Michael Rami schriftlich gegenüber der APA. Sie hätten vielmehr den Standpunkt vertreten, dass eine seriöse und unabhängige Untersuchung der Vorwürfe gegen Fellner nur durchgeführt werden könne, wenn auch tatsächlich unabhängige Expertinnen und Experten beigezogen würden. Zudem habe man angeboten, Unterlagen vorzulegen, was BDO auch per gesicherter Austauschplattform in Aussicht stellte. Nach Rückfrage Ramis Ende Juli, wie auf diese zugegriffen werden kann, blieb eine Antwort jedoch aus.

Für die Geschäftsführung der Mediengruppe Österreich ergibt sich, dass "es aus juristischer Sicht keinerlei Hinweise auf ein strafgesetzlich relevantes Verhalten von Wolfgang Fellner in Hinblick auf sexuelle Belästigung durch unsittliche körperliche Berührungen gibt". Die internen Untersuchungen in dieser Causa seien damit abgeschlossen, so die Geschäftsführung. Vor Gericht läuft die Causa allerdings weiter. Rechtskräftige Entscheidungen liegen bisher noch nicht vor. Im September sind die nächsten Verhandlungen angesetzt.

Wolfgang Fellner gab wegen der Vorwürfe die Moderation der auf oe24.tv ausgestrahlten Talk-Sendung "Fellner! Live" im Mai auf eigenen Wunsch ab. Damit kam er einer Erklärung hochrangiger Politikerinnen zuvor, die ihm bis zur Ausräumung der Vorwürfe nicht länger für Interviews zur Verfügung stehen wollten. Ab Mittwoch wolle er nun wieder moderieren, sagte Fellner im Gespräch mit der APA. Dabei werde ihn zunächst Innenpolitik-Journalistin Isabelle Daniel zum Compliance-Verfahren interviewen.

Dass ihn Politikerinnen wie Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer, SPÖ-Frauenchefin und Vizeklubchefin Gabriele Heinisch-Hosek oder NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger, welche die Erklärung damals unterstützten, weiterhin boykottieren, glaubt Fellner nicht. "Das kann ich mir nach Vorliegen des Ergebnisses der Compliance-Analyse nicht vorstellen. Alle Vorwürfe sind in sich zusammengebrochen", so der Medienmacher. Er finde die Vorverurteilungen der Politikerinnen bedauerlich und erachte eine Entschuldigung als angebracht. Sollte der Boykott dennoch aufrecht bleiben? "Ich denke, dass ich auf Sigrid Maurer verzichten kann", meinte Fellner. (apa)

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