Kampf der Welten
© Lunik2
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.11.2019

Kampf der Welten

Gerhard Kürner schreibt über das Verlangen nach Datenhoheit und welche Auswirkungen dies hat.

Gastbeitrag ••• Von Gerhard Kürner

ENTWICKLUNGSSCHRITTE. Die digitale Welt ist seit jeher ein Platz der permanenten Veränderung. Erfunden in den 90ern, übertrieben und darauf gecrasht, in den 2000ern explodiert über die Social Media-Kanäle und seit 2007 dominiert das Smartphone unser Leben. Es fällt daher schwer, weitere Superlative zu finden, wenn es um die Veränderungen im Digitalbereich geht.

Ich versuche es trotzdem. Es hat, wie gesagt, schon oft große Entwicklungsschritte gegeben. Die letzten waren sicher das rasanteste Wachstum von Voice und der noch immer wenig beachteten Möglichkeit von Inskill-Käufen, wie z.B. bei Alexa. Erinnern Sie sich noch, was für eine Welle mit den In-App-Käufen am iPhone losgetreten wurde, oder wie das Geschäftsmodell von ‚Fortnite' aussieht (Kostenloses Spiel, aber mit Ingame-Käufen)? Seit nicht allzu langer Zeit haben wir aber wirklich einen Krieg der Welten, und der Grund ist nicht Religion, wie bei echten Kriegen.
Es geht um die wirtschaftlichen Interessen. Dies ist der wahre Grund für den Krieg zwischen den Welten.

Geschlossene Systeme

Diese werden aber nicht mehr in Geld bemessen, sondern in etwas viel Trivialerem – Konsumentendaten, egal, ob anonym oder personalisiert. Der Kampf um die Datenhoheit wird mit aller Macht vorangetrieben, die letzten Ein-, aber auch Ausgänge der wichtigsten Digitalen Player werden geschlossen. Die Walled Gardens machen dicht.

Natürlich gibt es auch Datenmissbrauch & Co., das war und ist aber nicht der Grund dafür. Der Zwang, den Geschäftsprozess innerhalb eines Ökosystems zu halten, ist der wahre Grund. Am Ende des Tages sollte der ganze Geschäftsprozess in einem geschlossenem System ablaufen: Suche, Auswahl, Kauf und Service – egal, ob wir hier an Amazon oder den Facebook Konzern denken.

Gewohntes stirbt aus

Dieser Kampf wird aber zusätzlich unterstützt, sodass lange gewohnte Kommunikations- und Werbemöglichkeiten dem Kampf um Privacy auch zum Opfer fallen. Es ist überraschend, wer alles einstimmt in die freudige Mitteilung, dass die meistbenutzten Browser die Cookie-Nutzung vermindern oder einstellen.

Diese Systeme hatten Vorzüge, die nur auffallen, wenn es sie nicht mehr gibt. Wenn Sie auf eine Medienseite kommen, wo Sie drei Artikel gratis lesen könnten, werden Sie nichts mehr lesen können, weil diese Seite Sie nicht identifizieren kann. Sie werden auch Werbung immer und immer wieder ausgespielt bekommen, weil nicht mehr messbar ist, ob Sie diese Werbung schon gesehen haben.

Eigene Kanäle punkten

Was bedeutet das denn jetzt für Marken und Unternehmen?

Einerseits werden die Walled Gardens, die in millionenfacher Art das Interface zu den Menschen bilden, die Berechtigung für die Erreichbarkeit möglicher, neuer und bestehender Kunden haben, wahrscheinlich werden sie zunehmen und den Transaktionsprozess in Ihre Plattformen ziehen. Andererseits werden die eigenen Kanäle wie Website, E-Mail und SMS zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Ja, richtig, E-Mail und SMS. Alle drei können mit Standardprodukten geöffnet werden, keiner hat die Möglichkeit, diese Kanäle zu beherrschen, und die sogenannten First Party-Daten, also diejenigen Daten, die das Unternehmen mit Zustimmung der Person selbst handelt, werden das Zentrum des Unternehmenserfolgs der Zukunft sein.


Gerhard Kürner ist Mitbegründer und CEO von Lunik2, einer Full-Service-, Consulting-, Content Marketing- und Digital- Agentur mit Headquarter in Linz.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL