Libertäre Lokalrunden
MARKETING & MEDIA Redaktion 02.10.2020

Libertäre Lokalrunden

Die freiheitsphilosophische Essenz des Widerstands. Diesmal im Beisl.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

ANSCHAUUNGSSACHE. „In den USA wurde beim Thema Masken nicht diskutiert, wie groß ihr Nutzen ist oder wie lästig sie sind”, zitierte am Dienstag der Kurier Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation der Donau-Uni Krems. „Für oder gegen Masken zu sein, wurde zu einem politischen Statement.” Das kommt Ihnen bekannt vor? Auch im Wiener Alltag lässt sich anhand der Maskenmoral derzeit mit relativ hoher Trefferquote feststellen, welcher Weltanschauung bzw. welcher politischen Gruppierung die Menschen sich zugehörig fühlen. Kleiner Einwurf: Ausgerechnet Marx und Engels wurden bis dato immer dazu herangezogen, die Ideologie von der Evidenz zu trennen und stattdessen auf „Ideen und Weltbilder, die darauf abzielen, Machtverhältnisse zu stabilisieren oder zu ändern”, zu reduzieren.

Der neueste Trend in Sachen Meinungs- und Gedankenfreiheit, libertärer Gesinnung und strengstem Datenschutz ist die Gastro-Registrierungspflicht. Seit Montag muss sich, wer ein Lokal in Wien besucht, in ein Formblatt eintragen; vorgeschrieben sind Name, Telefonnummer, E-Mail-Adresse und Tischnummer.
Der Gastronomie-Fachgruppenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, Peter Dobcak, berichtete im APA-Gespräch von einer „Blitzumfrage”, wonach 40 Prozent der Besucher sich vehement dagegen wehren. Wirte hätten ihm in ersten Rückmeldungen zum Teil von „wildesten” Diskussionen mit Gästen berichtet, die ihre Daten nicht bekannt geben wollten. Eine Handhabe dagegen, dass der gewiefte Gast sich als Klaus Maria Musterbauer einträgt, haben die Gastronomen zwar nicht …
Kundenkarten, Gesundheits-Apps und die Bezahlung per Bankomat- und Kreditkarte sind ein heikleres Thema, was die Nachvollziehbarkeit der individuellen Bewegungs-, Konsum- und Aktivitätsmuster betrifft. Aber was solls? Sobald es eine passende App gibt („Prost Corona!”) – nach drei Bier gibt es ein Würschtl gratis – könnte sich die Aufregung legen.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL