Lieblingskinder und andere Medien
MARKETING & MEDIA Redaktion 08.07.2022

Lieblingskinder und andere Medien

In manchen Medien zahlen Ministerien deutlich mehr für einen Kontakt als in anderen. Warum?

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

BLACK BOX. Das Medienhaus Wien hat sich wieder angesehen, wie viel Geld die Bundesregierung und die Ministerien in diversen Medien für die eine oder andere Kommunikationskampagne ausgegeben hat – nachzulesen in der aktuellen dritten Auflage der Studie „Scheinbar transparent”.

Eine Bundesmedia-Agentur gehört her

Medienwissenschafter Andy Kaltenbrunner, der die Erhebung mit dem Medienhaus Wien durchgeführt hat, nennt es im Standard eine „Kakophonie” der Regierungskommunikation, der jede Logik fehle, und „einen Wirrwarr”, der geprägt sei „von persönlichen und parteipolitischen Vorlieben”.

Insgesamt gab die Bundesregierung in den Medien heimischer Zeitungsverlage gut 28 Mio. Euro aus; mit allen anderen Kommunikationsausgaben kommt man auf gut 45 Mio. Euro – ein All-time-high und von der Politik mit der Notwendigkeit der Corona-Kommunikation begründet.

Und schaut man sich an, wohin das Geld fließt, so landen gut 60 Prozent der entgeltlichen Regierungsinserate in den drei Boulevardmedien Krone, Heute und Österreich.
Gut, das sind auch die drei größten Einzel-Printmedien des Landes, könnte man argumentieren und läge damit nicht falsch, wenn da nicht der Blick auf die Kosten pro Leserin und Leser – und damit wird ja immer argumentiert, dass das ja eine Grundlage für den Verteilungsschlüssel unserer Steuergelder sei – eine krasse Schieflage enthüllen würde.

Denn: Kostet uns alle ein Kontakt in Österreich bzw. oe24 satte 8,30 Euro, ist der Regierung etwa ein Kontakt in den Salzburger Nachrichten lediglich 3,80 Euro wert und im Standard überhaupt nur 2,20 Euro. Auch in der Krone gibt es den Draht zu den Bürgerinnen und Bürgern mit 3,62 Euro (in absoluten Zahlen übrigens immer noch eine stattliche Summe) deutlich billiger als in zumindest der einen Gratis-Konkurrenz.
All das sind Beispiele, warum es eine Art staatliche Media-Agentur benötigt, um endlich die Verteilung unserer Steuergelder zu objektivieren.

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