LINZ. Die oberösterreichische Werbeagentur kest hat die Markenstrategie der Marke Anton Bruckner neu gedacht und sie bewusst der Öffentlichkeit überlassen. So wurde ein Markendesign geschaffen, das jeder frei nutzen kann.
Was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt, wurde von kest zur Strategie umgewandelt. Mit der Bruckner Marke entstand eine Idee: Eine Marke zu entwickeln, die nicht in einem geschützten Corporate Design verharrt, sondern von einer breiten Community frei genutzt werden kann – ohne Einschränkungen, ohne Kontrolle, mit Vertrauen in die kreative Kraft der Menschen. „Eine Marke ohne Kontrolle zu führen, erfordert ein Umdenken von uns als Markenstrategen und Mut seitens der Kundinnen und Kunden. Bei Projekten wie Bruckner liegt genau darin die Zukunft. Bruckner gehört niemandem und gleichzeitig allen – genau wie seine Musik lebt auch seine Marke durch diejenigen, die sie nutzen. Statt Markenhoheit setzen wir auf Markenfreiheit und zeigen, dass wahre Stärke im Vertrauen auf die Community liegt“, so Walter Stromberger und Christoph Kerschner, beide Geschäftsführer der Werbeagentur kest. Die Marke prägte nicht nur das Jubiläumsjahr 2024, sondern schafft Raum für moderne Interpretationen von Bruckner. Getragen wird sie durch die Kooperation von Land OÖ und Liva Linzer Veranstaltungs GmbH.
Marke soll sich entfalten
Im Zentrum dieses Konzepts steht die Idee, dass wahre Markenstärke nicht in Exklusivität, sondern in gemeinschaftlicher Nutzung liegt. Mit der Bruckner Marke wurde unter anderem ein Logo-Package zum Download bereitgestellt – ab diesem Moment hatten weder die Auftraggeberkooperation Land OÖ und Stadt Linz noch die Agentur Einfluss darauf, wie und wo die Marke verwendet wurde. Diese Freiheit war gewollt, denn die Bruckner Marke sollte ein kollektives Kulturgut werden, getragen von Menschen, die sie individuell interpretieren und weitertragen. Eine Marke, die nicht reglementiert wird, sondern sich entfaltet – so wie Bruckners Musik selbst. „Die Hoffnung, dass sich eine regelrechte Bewegung rund um die Marke Bruckner entwickelt, hat sich erfüllt“, betont Stromberger, der Markenstratege der Linzer Werbe- und Markenagentur kest.
Reaktionen aus der Community folgten schnell: In ganz Oberösterreich tauchte die Marke in den unterschiedlichsten Formen auf – auf Flaggen und Plakaten, als Blumenbeet oder Street-Art. „Es war unglaublich zu sehen, wie Menschen kreativ wurden und die Marke auf ihre eigene Weise interpretierten – genau das macht ihre Stärke aus“, beschreibt Stromberger.
Vertrauen als Fundament
Der Erfolg dieser offenen Markenstrategie basiert auf einem zentralen Prinzip: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass eine Marke nicht verwässert, sondern durch breite Nutzung gestärkt wird. Vertrauen darauf, dass Kreativität durch Freiraum gedeiht. Bruckner war ein Visionär seiner Zeit. Heute, mehr als 100 Jahre später, zeigt sich, dass auch seine Marke diesen visionären Geist in sich trägt. Das Projekt Bruckner Marke hat Menschen in Oberösterreich inspiriert und eine neue Dimension von Markenführung geöffnet. „Marken sind weit mehr als Logos. Sie erzählen Geschichten, wecken Emotionen und lassen Menschen in Verbindung treten – genau das hat die Marke Bruckner erreicht“, bringt Stromberger sein Verständnis von Marken auf den Punkt.
Doppelkopf symbolisiert Vielseitigkeit
Die zentrale Herausforderung des Projekts war, eine schillernde Persönlichkeit wie Anton Bruckner auf den Punkt zu bringen. Das Team der kest um Walter Stromberger und Christoph Kerschner entwickelte dafür eine einprägsame Marke. Im Zentrum steht der doppelte Brucknerkopf, der sowohl nach links als auch nach rechts blickt. „Dieser Scherenschnitt symbolisiert Bruckners Vielseitigkeit und seine Gegensätze als Künstler und Mensch, als Traditionalist und Modernist“, erklärt Kerschner das kreative Mindset hinter der Marke.